
ASTRID KNIE
Neues Album
5/8erl in Ehr'n
"Duft der Männer" heißt das neue, mittlerweile fünfte Studioalbum der Wiener Band, die darauf ihr Spielfeld noch einmal präziser absteckt. Die 13 Lieder sind Bestandsaufnahmen des Alltags, der Politik und der österreichischen Seele, die in der kunstvoll reduzierten Sprache der Band, seziert wird.
26. September 2018, 15:36
Morgenjournal, 18.4.2017
Rezension
Mit Liedern wie unter anderem "Akademikerball" oder "Alaba - How Do You Do?", in dem die Band 2014 den Tiroler Landeshauptmann Platter aufs Korn nahm, der ja den österreichischen Nationalspieler im Trainingslager damals auf Englisch angesprochen hatte, hat die Band immer wieder politische Zwischentöne angeschlagen. Und die gibt es - eingebettet in den typischen Wiener Soul der 5/8terln - auch auf dem neuen Album.
Kulturjournal, 18.4.2017
Max Gaier und Bobby Slivovsky im Interview
Trojanisches Pferd für das Schlagerradio
Das wahrscheinlich politischste Lied des Jahres 2017 klingt nach 90er Jahre Urlaub an der Adria. Verpackt in einen italienischen Schlager, singen die 5/8erl in "Campari Soda" von der Rechten als neuem Zentrum, von Populismus und Armut. Ein Lied, wie ein trojanisches Pferd fürs Schlagerradio.
"Auf Deutsch diese Themen so zu behandeln, wäre zu platt gewesen. Wir spielen mit Form und Inhalt, die sich gegenseitig ad absurdum führen. Und natürlich wäre es schön, wenn der Song es in die Regionalradios schaffen würde, ohne, dass jemand versteht, worum es geht." So die beiden Sänger Max Gaier und Bobby Slivovsky. "Campari Soda" ist ein Lied, in dem die Doppelbödigkeit, mit der die Wiener Band auf diesem Album arbeitet, pointiert auf die Spitze getrieben wird. Ein Album das von seiner Verspieltheit in den musikalischen Zugängen ebenso lebt, wie von der präzisen Sprache der Songtexte.
Texte als Bestandsaufnahmen
In "Cheesy Kern" reichen den 5/8erln wenige Songzeilen um vom österreichischen Bundeskanzler zur italienischen Fußballlegende Gigi Buffon zu kommen. Und zwischen verträumt sommerlichen Balladen bringt ein Lied wie "Fahnderl im Wind" schon einmal syrische Flüchtlinge, Bierzeltpopulismus und die Stimmungsschwankungen rund um das österreichische Nationalteam zusammen.
Ihre Texte seien eben Bestandsaufnahmen der Zeit, in der sie entstanden sind, Bestandsaufnahmen, die dabei aber immer auch Interpretationsspielräume offen lassen.
Einmal Luft holen, um den Liedern Zeit zu geben
Im vergangenen Jahr hat sich die Band eine sechsmonatige Konzertpause verschrieben - nicht nur um die eigenen Akkus wieder aufzuladen, sondern vor allem auch um den Songideen Zeit zu geben. "Da geht es nicht um uns, sondern um die Lieder", so Slivovsky. Und Gaier fügt hinzu: "Es wird eh derzeit viel zu oft sehr ungenau kommuniziert, da müssen nicht auch noch die 5/8erl ein ungenaues Album rausbringen."
Und die Kreativpause hört man dem Album an, das kaleidoskopisch Stimmungen und Stimmen vereint, und im vertrauten 5/8erl Sound immer wieder aufs Neue auch überrascht. Seit mittlerweile über zehn Jahren bringt die Band ihren Wiener Soul zum Publikum, die Mannschaft sei inzwischen gut eingespielt: "Die Laufwege der anderen sind bekannt."
In diesem Sinne hat die Mannschaft mit "Duft der Männer" ein beeindruckendes Offensivspiel abgeliefert. Das ganze Spielfeld der österreichischen Seele überblickend und elegant wie gewitzt im Abschluss, wenn der Ball schon einmal mit einem Achterl in der Hand über den Tormann gelupft wird.