Eva Glawischnig

APA/ROBERT JÄGER

Glawischnig tritt als Grünen-Chefin zurück

Eva Glawischnig ist als Bundessprecherin der Grünen zurückgetreten. Bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Donnerstagvormittag nannte sie hierfür vorrangig gesundheitliche Gründe. Glawischnig war nach dem ausbleibenden Aufschwung nach der Bundespräsidentenwahl, aber auch nach dem Rausschmiss der Jungen Grünen aus der Bundespartei parteiintern unter Druck geraten.

Sie legt alle Funktionen zurück, jene als Bundessprecherin, als Klubobfrau und ihr Nationalratsmandat.

Wer die Nachfolge Glawischnigs in der Partei übernimmt, blieb vorerst offen. Die scheidende Parteichefin verwies auf den Erweiterten Bundesvorstand morgen in Salzburg. Eine persönliche Empfehlung verweigerte sie, verwies aber auf die Bedeutung von Frauen in politischen Führungspositionen.

Ihre Entscheidung zum Rückzug sei "eine zutiefst persönliche" gewesen, so Glawischnig, die mehrfach mit den Tränen kämpfte. Getroffen habe sie diese, als klar war, dass es bald Neuwahlen geben werde. Einen sonstigen unmittelbaren politischen Anlass bestritt sie. Sie wolle ihren Kindern weiter in Gesundheit zur Verfügung stehen und verwies auf ihren allergischen Schock vor einigen Wochen, der ihr als Alarmsignal gedient habe.

Glawischnig: Rücktritt nach neun Jahren

Nächster Rücktritt innerhalb von acht Tagen in Österreich, die Neuwahlen werfen ihre Schatten. Eva Glawischnig geht nach knapp neun Jahren als Bundesobfrau der Grünen, genau am 24. Oktober 2008 wurde die Juristin und frühere Aktivistin Nachfolgerin von Alexander van der Bellen. Ab 1999 war die heute 48-Jährige Nationalratsabgeordnete, ab 2008 Klubobfrau der Grünen. Am Vormittag hat sie erklärt, sie werde demnächst alle Funktionen zurücklegen - und nicht als Spitzenkandidatin in die Nationalratswahl am 15. Oktober gehen. Glawischnig geht aus persönlichen Gründen, wie sie erklärt hat.

Analyse: An eigener Partei gescheitert

Fünf Monate vor der Nationalratswahl müssen sich die Grünen nach dem Abgang von Eva Glawischnig eine neue Spitzenkandidatin, oder einen Spitzenkandidaten suchen und die Parteispitze neu besetzen. Glawischnig gab vor allem persönliche Gründe für ihren Rückzug an, sie ist aber letztlich wohl an der eigenen Partei gescheitert – trotz ihrer positiven Bilanz der letzten neun Jahre. Eine Analyse von ORF-Radio-Innenpolitik-Chef Edgar Weinzettl.

Eva Glawischnig im Porträt

Bis zuletzt hat Eva Glawischnig Ablösegerüchte bestritten. Interne Konflikte gab es in der jüngsten Zeit einige - neben jenem um den Ausschluss der Parteijugend auch einen um eine Ausrichtung der Partei auf einen stärkeren Linkspopulismus. Dabei war die scheidende Grünen-Chefin vor knapp neun Jahren mit der Ansage angetreten, den Dialog in der Partei zu verbessern.

Glawischnig-Nachfolgerin Ingrid Felipe?

Nach Eva Glawischnigs Rücktritt richten sich die Augen auf eine ihrer Stellvertreterinnen: Ingrid Felipe, Tiroler Grünen-Chefin wie auch Stellvertreterin des Landeshauptmanns in der schwarz-grünen Landesregierung, könnte als Bundessprecherin der Grünen nachfolgen. Kenner der Partei gehen davon aus, dass Felipe in den Gremien - die bei den Grünen in solchen Fragen immer noch das Sagen haben - eine Mehrheit sicher wäre.

Kommt jetzt die Ämtertrennung bei den Grünen?

Bei den Grünen werden nach dem Abgang von Eva Glawischnig die Karten neu gemischt. Möglicherweise kommt es im anlaufenden Wahlkampf auch zu einer Ämtertrennung zwischen Parteivorsitz und Spitzenkandidatur für den 15. Oktober.

Ingrid Felipe im Porträt

Ingrid Felipe steht hoch im Kurs als Nachfolgerin von Eva Glawischnig an der Spitze der Bundesgrünen. Bisher war von ihr immer zu hören, sie wolle - derzeit zumindest - nicht nach Wien wechseln. Ein Porträt der 38-jährigen Tirolerin.

Reaktionen

Was sagen die Noch-Regierungsparteien und die Opposition zum Rücktritt von Eva Glawischnig? Rebekka Salzer hat Stimmen eingeholt.