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PAUL ZSOLNAY VERLAG
Tonspuren
Richard Swartz sucht in den "Tonspuren" sein verlorenes Glück
Seine Geschichten verbreiten einen eigentümlichen Zauber, einen eigenen Glanz. Es sind nachdenkliche, melancholische, stellenweise auch sehr humorvolle Texte, virtuose Mischungen aus Reportage, Essay und Erzählung. Der gebürtige Schwede Richard Swartz war lange Jahre als Ost- und Mitteleuropakorrespondent u.a. für das Svenska Dagbladet tätig, er schreibt für die FAZ und die Süddeutsche Zeitung. Aber er ist viel mehr als einfach nur Journalist, er ist Literat in bester mitteleuropäischer Tradition.
30. Juni 2017, 02:00
Tonspuren
"Richard Swartz - Auf der Suche nach dem verlorenen Glück" - 30.5.2017
Die Geschichten von Richard Swartz kreisen stets um das Thema Heimat und Fremde. „Room Service. Geschichten aus Europas nahem Osten“, hieß sein erster in deutscher Übersetzung erschienener Band, der ihn 1997 schlagartig bekannt machte. Und er ist immer noch unterwegs - immer noch lieber in den versteckten Hinterhöfen und Gassen, als auf den bunten Boulevards. Dort trifft er auf Menschen und ihre jeweiligen Schicksale und ist tief beeindruckt von der "Wahrhaftigkeit", mit der sie von ihren jeweiligen "Wunden und Narben" berichten. Und doch bleibe - so Swartz - bei jeder Geschichte am Ende ein "Rätsel" zurück.
Richard Swartz über seinen Namen
Streifzüge durch Wiens Flohmärkte
Richard Swartz lebt abwechselnd in seiner Heimatstadt Stockholm, in Istrien und in Wien. "Wiener Flohmarktleben" hat er auch ein Buch betitelt, einen poetischen Essay über Flohmärkte als Abladeplätze "nicht nur für Krempel und Trödelkram, sondern auch für ganze Menschenleben."
![ZSOLNAY VERLAG Buchcover, "Wiener Flohmarktleben"](/i/side_paragraph/0a/44/0a440836a413167d63d09650a21d9db0fa109eda.jpg)
ZSOLNAY VERLAG
Er philosophiert darin über das Sammeln als Versuch des Festhaltens von Erinnerungen, erzählt skurrile Anekdoten aus der eigenen Familiengeschichte und macht sich - durch den Flohmarkt flanierend - Gedanken über das Echte und das Falsche. "Am liebsten wollten die Leute einen echten Rembrandt, der nichts kostet. Ein sogenanntes Schnäppchen," lässt ihn ein russischer Händler wissen. "Oder sie wollten einen falschen Rembrandt für eine schreckliche Menge Geld kaufen, sodass sie dann allen erzählen konnten, dass die Welt voller Schurken sei. Dafür brauche ich keinen Rembrandt, erwidere ich."
Festhalten von Erinnerungen
"Das Wichtigste im Leben ist, eine glückliche Kindheit gehabt zu haben", heißt es an einer Stelle im Buch. Das stellt der Flohmarkt-Teppichhändler, ein russischer Jude aus Leningrad, fest, der Swartz einen alten kaukasischen Kelim verkauft. Und schnell beginnt deutlich zu werden, worum es hier geht. Es geht um "altes Gerümpel", um den Menschen und seine Vergänglichkeit. Und um tröstende Erinnerungen. "Und vor allem geht es um meine Kindheit. Es ist ein Festhalten von Szenen aus meiner Kindheit in Stockholm, die mit der Kunst, mit dem Flohmarkt und mit Fälschungen verbunden ist.
Es geht um meine Großmutter, die mit einem Kunstfälscher zusammengelebt hat ...", erzählt Swartz den beiden Feature-Autoren Mahmoud Lamine und Adam Lamine, die ihn in seiner Wohnung, im 6. Wiener Gemeindebezirk, besucht haben. "Ich versuche diese Kindheit mit Erfahrungen aus dem Flohmarkt in Wien zu verbinden. Es gibt verschiedene Verbindungen, einige unterirdische, etwas mysteriöse, auch direkte, handfeste ..."