Valentin Hessler

ORF/Ursula Hummel-Berger

Valentin Hessler, Transmediale Kunst

Valentin Hessler, geboren 1987, studiert "Transmediale Kunst" an der Universität für angewandte Kunst in Wien. In seinen Werken beschäftigt er sich mit politischen Aspekten, Fragen nach der eigenen Position als Künstler und auch abstrakten Themen.

Was ist Kunst?

Für mich ist Kunst ein Feld experimenteller Artikulation in den Bereichen Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur. Im besten Fall ist es möglich Kombinationen aus Denken, Tun und Dingen zu schaffen, die diese Felder selbst verändern können. Im schlechtesten Fall ist die Kunst nur ein Spiegelbild dieser Felder.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Ich wusste bis vor ein paar Jahren eigentlich gar nicht, dass man Kunst überhaupt studieren kann. Ich hab da neben meinem Uni-Studium viel Musik gemacht und sonst auch viel gebaut und getüftelt. Ein Freund hat mich dann dazu gebracht mich an einer Kunstakademie zu bewerben. Meine Mappe war wirklich komisch, ich wurde aber genommen.

Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?

Interessant finde ich an dieser Frage vor allem den Aspekt des Könnens, und zwar inwiefern eine künstlerische bzw. kreative Ausbildung und Karriere vom familiären Hintergrund abhängt. Also die materiellen und vor allem die sozialen Barrieren, die da eine Rolle spielen. Das Wollen und das Talent wird erst in einem zweiten Schritt relevant...Das spielt natürlich nicht nur beim Kunst studieren oder Kunst produzieren eine Rolle, sondern auch bei der Kunstrezeption. Deshalb habe ich oft das Dilemma, dass ich in einem Kunstwerk über Leuten spreche, die sich für Kunst eigentlich gar nicht interessieren.

Wo würden Sie gerne ausstellen?

Im öffentlichen Raum, gerade weil ich da die Herausforderung am allergrößten finde und so viele Dinge mit hineinspielen.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Ich würde wirklich gerne einmal mit Tänzer/innen oder Performer/innen zusammenarbeiten, ich kann mir da ganz viel vorstellen, auch in Kombination mit Videos, Objekten und Grafiken. Da warte ich also noch auf eine Gelegenheit...

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Die Kunst verträgt den Markt ganz gut – viele Künstler/innen haben damit schon eher Probleme. Der Kunstmarkt ist eine extrem ungerechter Verteilungsmechanismus von Ressourcen, von dem immer nur einige Wenige profitieren. Viel besser wäre da natürlich ein so ein Konzept wie das Grundeinkommen.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

Bei dieser Frage würde ich die Unterscheidung zwischen Kunst und Markt gerne ein wenig relativieren. Je mehr Wirtschaftsunternehmen und vor allem Start-Ups die Kreativität und schöpferische Energie in den Mittelpunkt stellen, so gibt es immer mehr Künstler/innen die nach betriebswirtschaftlichen Kriterien arbeiten.

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Ich will immer genau das passende Werkzeug für alles kaufen; wenn ich etwas elektronisch verkable brauche ich also Kabelendhülsen und eine Verpresszange. Und alle möglichen Variationen von Kabelschuhen. Das zu benutzten macht mir dann echt Spaß. Also dafür.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Ich arbeite an Etwas, das mich total begeistert. Außerdem muss ich nicht mehr zwei Nebenjobs machen, um mein Geld zu verdienen.

Haben Sie einen Plan B?

Nein.

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Ich war dieses Jahr mit meiner Klasse bei der Eröffnung des österreichischen Pavillions bei der Venedig Biennale. Dort habe ich eine Aktion gemacht, die in einer Installation dann als Video eingearbeitet wurde: Ich habe wie ein Strandverkäufer T-Shirts und Taschen verkauft, auf die ich das Logo der Venedig Biennale gemalt habe. Für sich gesehen war die Sache ziemlich peinlich und da waren eben alle Leute, die in Österreich etwas in der Kunst zu sagen haben.

Wollen Sie die Welt verändern?

Klar. Wenn ich total in meiner Arbeit drin bin, dann ist das schon die Hoffnung. Aber wichtig wäre ja erstmal zu fragen: Wie will ich die Welt verändern? Auch die Documenta 14 hat ja diesen Anspruch extrem proklamiert und wurde berechtigterweise dafür kritisiert politische Kunst und politische Praxis zu verwechseln. Daher stelle ich mir dann auch die Frage: Wo kann ich die Welt verändern, geht das im Ausstellungsraum überhaupt? Und wenn diese Frage Teil des nächsten Kunstwerkes wird, geht es wieder weiter.