APA/HELMUT FOHRINGER
Contra
In memoriam Wilfried Scheutz
"Wie man sich klettet, so pickt man ..."
Der Buchstabenblues des Wilfried Scheutz.
21. Juli 2017, 14:26
Contra
Er war ein Mann des Blues, Rhythmus und Sprache interessierten ihn gleichermaßen und auf den großen Konzertbühnen fühlte er sich ebenso zu Hause, wie auf den Kleinkunstbrettern: Wilfried Scheutz. Vergangenen Sonntag ist der Sänger, Songwriter, Schauspieler und Komödiant aus Bad Goisern gestorben.
Volksmusik und Blues
Aufgewachsen im Salzkammergut, im Wirtshaus seiner Mutter, fühlte er sich der Volksmusik ebenso verbunden, wie den Blues Shoutern, namentlich Muddy Waters und Big Joe Turner.
Mitte der 1990-er Jahre hatte Wilfried Scheutz Lust auf neue musikalische Ausflüge als Musikkabarettist und Kleinkünstler. Mit Eik Breit, Klaus Emilio Kofler und Heinz Jiras gründete er das A-capella-Quartett 4Xang. In über 10 Jahren brachte das Ensemble sieben Programme auf die Kleinkunstbühne. Dann konzentrierte sich Wilfried auf sein Buch-Projekt. "BuchstabenBlues" nannte er seine Textsammlung, die Kurzgedichte, skurrile Beobachtungen und biografische Exkurse beinhaltet und auch eine Referenz an seine erste Liebe enthält, an das alte Fräulein Volksmusik, die für ihn zur Ideengeberin für viele musikalische Cross-Over-Experimente wurde.
Wilfried Scheutz und das Quartett 4Xang
Der "BuchstabenBlues" - Lektüre war auch eine CD beigelegt und die Songs lieferten gemeinsam mit den Geschichten auch die Basis für ein Soloprogramm, das Wilfried Scheutz zusätzlich zu seinen Auftritten mit dem Quartett 4Xang auf die Bühne brachte.
Im Mai 2008 – anlässlich der Veröffentlichung des "BuchstabenBlues" – war Wilfried Scheutz zu Gast in CONTRA:
"Ich sehe mich als Bluessänger. Schon mit 20 Jahren habe ich immer Blues gehört und das nachgemacht, so ist mein Stil entstanden. Mich interessiert der so genannte Shout-Blues, also Schreier, wie Muddy Waters oder Big Joe Turner. Natürich habe ich viele andere Stile auch ausprobiert aber der Blues hat mich nie verlassen. Und den Titel "Buchstabenblues" – auch will es ein Stabreim ist – habe ich daher ganz lustig gefunden..."
Die Grundstimmung für den Blues hat Wilfried Scheutz im Salzkammergut erfahren. Dort ist er aufgewachsen und im Wirtshaus seiner Mutter bekam er nicht nur seinen speziellen Bezug zur Volksmusik sondern auch zu Lebensweisheit und Humor der Region.
"Ich habe einen Sinn für komische Situationen. Ich bin immer gestanden auf Gert Fröbe und auf Heinz Erhardt, der auf so intelligente Weise den Idioten gespielt hat. Das hat meinen Humor geprägt, nicht zuletzt deswegen, weil meine Mutter einen ähnlichen Humor hatte. Und mein Großvater hat solche Sprüche losgelassen, die mich an Nestroy erinnern, wie: ‚Mei, ma müsst ja goar nimma sei, am besten ma wär gar net geboren wordn...’ Totaler Nihilismus, das ist schweres Salzkammergut – schwere Depression und Blues....."
In seiner Rolle als Musikkabarettist und Kleinkünstler hat Wilfried Scheutz gezeigt, dass Humor und Blues einander fabelhaft ergänzen können.
"Buchstabenblues"
In Erinnerung an Wilfried Scheutz, der vergangenen Sonntag mit 67 Jahren gestorben ist, wiederholt CONTRA den "Buchstabenblues", mit Sittenbildern aus Österreich, Geschichten über Turbokapitalismus und Rosenverkäufer und über das BZÖM, das Bekenntnis zur österreichischen Marmelade. Erschienen ist das Buch BuchstabenBlues und die beigelegte CD in der Bibliothek der
Provinz.