Hans Hurch

APA/HANS KLAUS TECHT

Nachruf

Viennale-Chef Hans Hurch ist tot

Viennale-Leiter Hans Hurch ist gestern völlig überraschend einem Herzinfarkt erlegen. Er hielt sich für ein Arbeitstreffen mit US-Regisseur Abel Ferrara in Rom auf. Der 64-Jährige hatte seit zwanzig Jahren die Viennale geleitet.

Mittagsjournal, 24.7.017

Arnold Schnötzinger

Gewohnt launig, aber ungewohnt persönlich hatte Hans Hurch im Oktober seine 20. Viennale eröffnet; sich für seinen "seltsamen Filmgeschmack", seine "moralischen Peinlichkeiten" und sein "altes Sakko" entschuldigt. All das wird Wien künftig gewaltig abgehen: Am Sonntag verstarb der Direktor des wichtigsten heimischen Filmfestivals überraschend im Alter von 64 Jahren.

Geboren am 18. Dezember 1952 in Schärding (OÖ), hatte Hans Hurch bereits als Kind ein ausgeprägtes Interesse am Film. Im örtlichen Rex- und dem Froschauer-Kino sah er Kurzfilme mit Charlie Chaplin oder Buster Keaton. Als beide Lichtspielhäuser zusperrten, fand er als Jugendlicher zum Filmklub im nahen Passau, wo er dank der wöchentlichen Reihe "Der besondere Film" die wichtigsten Werke der Filmgeschichte kennenlernte.

Nach der Matura zog es Hurch in die Bundeshauptstadt, wo er ab 1971 Kunstgeschichte, Philosophie und Archäologie an der Universität Wien studierte. Ab Mitte der 70er-Jahre war er journalistisch tätig, von 1978 bis 1986 als Kulturredakteur beim Stadtmagazin "Falter", wo er neben Beiträgen zu Musik und Fotografie eine eigene Filmredaktion aufbaute. In weiterer Folge war er freier Autor für internationale Medien, organisierte Filmreihen und Retrospektiven für u.a. Stadtkino, Wiener Festwochen und donaufestival, betätigte sich aber auch als Regieassistent und Drehbuchautor.

Jean-Marie Straub und Danièle Huillet, deren Arbeiten er später stets loyal im Viennale-Programm zeigte, assistierte er bei den Produktionen "Der Tod des Empedokles" (1987), "Schwarze Sünde" (1989) und "Antigone" (1992); mit Astrid Johanna Ofner arbeitete er an den Dokumentarfilmen "Jetzt und alle Zeit" und "Ins Leere" (beide 1993).

Nach einigen Jahren in Berlin ging Hurch nach Wien zurück, wo er vom Bundesministerium für Wissenschaft und Kunst zum Kurator des Projekts "hundertjahrekino" bestellt wurde. Anlässlich des 100. Geburtstags des Kinos verantwortete er Ausstellungen und Filmschauen, setzte aber weniger auf einmalige Großevents denn auf breit gestreute Impulse und langfristige Strukturverbesserungen, um die Zukunft des Kinos zu fördern und zu sichern.

1997 schließlich übernahm Hurch die Leitung des internationalen Filmfestivals Viennale, das er in weiterer Folge zu einem höchst erfolgreichen und international anerkannten Publikumsfestival ausbaute. Legendär sind seine launigen Reden bei den Festivaleröffnungen, seine scharfzüngigen Bemerkungen in Richtung Stadt- und Kulturpolitik auch abseits des Festivals. "Die besten Jahre seines Lebens" habe er dem Festival gegeben, sagte Hurch im ORF-Interview 2015. "Wobei manche sagen, die Viennale hat mir auch ihre besten Jahre gegeben."

Bis zum Ende 2018 hätte er dem Festival nach einer weiteren Verlängerung 2015 vorstehen sollen; seine Nachfolge sollte diesen Sommer ausgeschrieben werden. Nun wird die 20. Ausgabe seine letzte gewesen sein. Sein Team, so hieß es am Montag, werde sein Möglichstes tun, "um die diesjährige Viennale in seinem Sinne zu gestalten".

Text: APA, Audio: ORF