Ausstellungsansicht

MUSEUM DER VÖLKER

Eigensinn und Anpassung

Tiroler Museum der Völker wird neu eröffnet

"Eigensinn und Anpassung" heißt der erste Teil eines mehrstufigen Relaunchs, mit dem das Museum der Völker in Schwaz in Tirol neue Wege beschreiten will. Dessen Gründer, der Fotograf Gert Chesi, hat seine privaten Sammlungen der Stadt Schwaz überlassen und sich zurückgezogen. Mit Lisa Noggler-Gürtler ist ihm jetzt eine sehr erfahrene Ausstellungsgestalterin gefolgt. Sie hat das Ziel, das Museum der Völker vor allem zu einem Ort der Forschung und Vermittlung zu machen.

Kulturjournal, 4.9.2017

Patrizia Jilg

Nach 50 Jahren des Sammelns hat Gert Chesi ein Museum übergeben, das im wahrsten Sinne des Wortes gut gefüllt war. Und so brauchte es wahrscheinlich den Blick von außen, um zu zeigen, dass auch das Weglassen eine Kunst ist. Und dass sie diese Kunst gut beherrscht, das zeigt Lisa Noggler-Gürtler nach der viermonatigen Schließung des Museums.

Eigensinn und Anpassung

Es wird viel weggelassen - aber auf eine Art, dass selbst kundige Museumsbesucher voll Staunen auf Objekte blicken werden, die vorher ob der Fülle untergegangen sind. Der rote Faden, den die neue Direktorin spinnt ist es, Themen und nicht Objekte zu zeigen.

"Wir beginnen im obersten Stock mit der eigenen Identität, mit der Charakterisierung der eigenen Person, und wie das auf der ganzen Welt vonstattengeht", erklärt Noggler-Gürtler. "Den mittleren Stock werden wir im nächsten Jahr 'Zwischen Himmel und Erde' widmen - unserem Umgang mit Religion, mit Göttern. Und ganz unten wird es um unser Zusammenleben gehen und wie sich Gesellschaften formieren."

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Das Eigene im Fremden erblicken

Zwei Jahre gibt sich Lisa Noggler-Gürtler Zeit, ihr Haus neu zu justieren. Und sie Blickt nicht nur über den Tellerrand hinaus: Um das Eigene im Fremden zu entdecken, gliedern sich zum Beispiel Leihgaben aus dem Tiroler Volkskunstmuseum ganz selbstverständlich in dies Ausstellung ein. Eine Verschränkung, die neue Blickwinkel öffnet - denn eines meint Lisa Noggler-Gürtler ist ihr besonders wichtig: "Wie schauen wir auf diese Kulturen? Ist es ein ebenbürtiger Blick, ist es einer von oben herab, ist er mit Respekt?"

Und damit geht auch ein weiteres wichtiges Thema einher: Die Provenienzforschung. Gerade wenn es um Objekte aus Afrika geht, ist dies ja ein besonders heikles Terrain. "Das hat eine ganz eigene Dimension: dass sich Kolonialherrscher Dinge angeeignet haben, dass sogenannte Geschenke gemacht wurden, dass man auch vor dem Vergessen bewahren will und deswegen eine ganze Kultur leerkauft. Diesen Fragen werden wir uns widmen."

Brücken Bauen mit Leon Pollux

In einer Zeit der Migration sind Fragen nach dem: Wie können und wie wollen wir zusammenleben? nichts Abstraktes mehr. Häuser wie ein Museum der Völker können dazu helfen, Brücken zu bauen - oder Zäune niederzureißen. Einer der diesen Weg in der Kunst geht ist Leon Pollux. Eine Ausstellung mit Arbeiten des bayrischen Malers und Bildhauers mit dem Titel "Menschen" gliedert sich ganz selbstverständlich in die Ausstellung ein.

Denn sein Ansatz, immer einen menschlichen Blickwinkel einzunehmen und die Betrachter seiner Kunst herauszufordern ihre eigene Haltung zur Welt und zu den Menschen zu hinterfragen - ist genau das, was das neue Museum der Völker in den kommenden Jahren machen wird. Eröffnet wird es am Freitag, am Samstag ist Tag der offenen Tür.

Service

Museum der Völker - Wiedereröffung am 9. September 2017