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Film

"Das ist unser Land!" - Rechtspopulismus in der Provinz

Die französischen Präsidentschaftswahlen sind längst geschlagen, und seit seiner Niederlage ist es um den rechtspopulistischen Front National vergleichsweise ruhig geworden. Der Spielfilm "Das ist unser Land!", der nun ein wenig verspätet in die österreichischen Kinos kommt, zeigt das Funktionieren der Partei aus einer Innenperspektive auf. Im Zentrum steht eine Frau, die für eine Kandidatur für das Bürgermeisteramt in einer Kleinstadt gewonnen werden soll.

Mittagsjournal, 26.8.2017

Arnold Schnötzinger

Kulturjournal, 28.8.2017, Regisseur Belvaux im Interview

Arnold Schnötzinger

Wenn die Altenpflegerin Pauline ihre Klienten besucht, dann braucht sie schon frühmorgens viel Geduld. Später holt die Alleinerzieherin die beiden Kinder von der Schule ab, für den an hohem Cholesterin leidenden Vater kocht sie gesundheitsbewusst vor, doch der alte Mann greift dann ohnehin wieder zu Wurst und Bier. Paulines Leben ist durchorganisiert, sonst würde sie die Mehrfachbelastung nicht schaffen. Gerade weil sie nahe an den Menschen dran ist, gerät Pauline ins Visier einer politischen Partei. Sie soll für das Bürgermeisteramt ihrer Stadt für eine rechtspopulistische Partei kandidieren. Doch Pauline zögert.

Einschlägige Parolen

Hinter der großbürgerlichen Fassade des freundlichen Provinzarztes Dr. Berthier (André Dussollier), verbirgt sich der politische Stratege einer rechtsnationalen französischen Partei, unschwer als Front National zu erkennen. Einschlägige Parolen wie "mein Volk, mein Land", die typische Kampfrhetorik bis hin zur blonden Spitzenkandidatin. Regisseur Lucas Belvaux übernimmt hier quasi 1:1 die Insignien des Front National, um gerade, wie er sagt, "jene Wähler anzusprechen, die glaubten, der Front National wäre keine rechte Partei mehr".

Innenleben des Front National

Die Figur der Pauline, eine aus dem Volk, die dann doch für das Bürgermeisteramt der Kleinstadt kandidiert, wird für Regisseur Belvaux zum Vehikel, mit dem er mitten in das Innenleben des Front National hineinsteuert, in die Mechanismen der Intrige und subtilen Verführung, in Geheimnisse bis hin an den äußersten rechten, gewaltbereiten Rand, in die Manipulation im Wahlkampf. Zudem ist Pauline Loyalitätskonflikten zwischen Politik und Familie ausgesetzt, ihr Privatleben als Gesicht der Partei quasi abgeschafft.

Tendenz zur Dämonisierung

Freilich kann sich auch der bekennende Linke Belvaux ideologischen Schemata nicht entziehen, einem Denken in politischen und moralischen Feindbildern mit Tendenz zur Dämonisierung. Je nach Perspektive, ob links oder rechts, läuft der Film "Das ist unser Land" dann offene Türen bei den Kinozusehern ein. Ein Film also, bei dem sich alle in der jeweils eigenen Position bestätigt sehen können.