Holzbrett mit "Gold"-Aufschrift

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Dimensionen

Reichtum in Österreich

Reichtum ist keine Privatsache, sondern geht uns alle an, argumentieren Ungleichheitsforscher. Denn wie Vermögen in einer Gesellschaft verteilt ist, sage auch viel über die Stabilität dieser Gesellschaft aus.

Österreich ist reich und wird immer reicher. Im vergangenen Jahr stieg das Nettogeldvermögen pro Kopf um zwei Prozent. Jede Österreicherin und jeder Österreicher besitzt nun im Durchschnitt rund 52.000 Euro. Das sind um knapp 2.000 Euro mehr als jede und jeder Deutsche besitzt.

Österreich schafft es damit auf Platz 17 der reichsten Länder der Welt. Doch wer besitzt diesen Reichtum? Einige wenige, argumentiert eine aktuelle Studie der Johannes Kepler Universität Linz. Denn das oberste Ein-Prozent würde über rund 40 Prozent des Vermögens verfügen.

Während man zu Armut und Armutsgefährdung ausführliche Daten und Studien findet, ist über die Vermögendsten der Gesellschaft sehr wenig bekannt. Klar ist, dass Vermögen sehr ungleich verteilt ist. Während es in Bezug auf Einkommen in Österreich eine relativ stabile Mitte gibt, ist das bei Vermögen anders. Die unteren 50 Prozent der Gesellschaft besitzen nur rund 2,5 Prozent des Vermögens.

Schimmerndes Metall

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Geerbtes Vermögen

Die Zahl der Millionäre steigt in Österreich schneller als im globalen Schnitt. Das belegt der kürzlich veröffentlichte Global Wealth Report der Schweizer Bank Credit Suisse.

Die Vermögenden hätten den Aktienboom und den starken Anstieg der Immobilienpreise für sich nutzen können. Die Zahl der Dollar-Millionäre ist in Österreich innerhalb eines Jahres um 15 Prozent von 217.000 auf 250.000 Menschen gestiegen. Ein doppelt so hoher Anstieg wie im Rest der Welt.

Vermögen wird meist vererbt. Das belegen auch Befragungsdaten für Österreich. In der Gruppe der reichsten zehn Prozent der Gesellschaft haben 70 Prozent ein substantielles Vermögen geerbt. "Was Vermögen betrifft, hat sich eine Klasse herausgebildet, die abseits vom Rest der Gesellschaft lebt", sagt die Soziologin Julia Hofmann.

Die Klassen-Frage ist in der Soziologie sehr umstritten. Viele argumentieren, dass der Klassenbegriff bereits überholt sei. Da sich der Großteil der Vermögensungleichheit durch Erbschaften erklären ließe, müsse man die Frage von Klassen wieder stärker stellen, entgegnet die Soziologin. Was bedeutet es für Chancengleichheit, wenn wenige qua Geburt privilegiert werden?

Mehr als nur Kapital

Von den Nachkriegsjahren bis in die 1980er Jahre war die österreichische Gesellschaft von steigendem Wohlstand und Bildung geprägt. Allen ging es kontinuierlich besser und man konnte ein gutes Leben "jenseits von Stand und Klasse" erreichen.

Aufstiegsstreben war meist erfolgreich und der Glaube an das Leistungsprinzip erfasste alle Schichten. Wer sich nur genug anstrengt und hart arbeitet kann es nach oben schaffen, so das gesellschaftliche Narrativ. Während dieser Leistungsgedanke seit den 1980er und 1990er Jahren immer stärker betont wird, nimmt die soziale Polarisierung zu und die soziale Mobilität ab.

Reichtum bedeutet nicht nur viel Geld am Konto, sondern auch soziales Kapital. Er ist die Eintrittskarte zu einer eigenen Gesellschaftsschicht - eine Schicht mit Privatschulen, Ferienhäusern und politischem Einfluss.

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