Markus Mair

STYRIA

Styria

Gratwanderung zwischen den Online-Portalen

Wer im digitalen Zeitalter bestehen will, braucht viele Standbeine. Styria-Chef Markus Mair spricht im #doublecheck-Interview mit Nadja Hahn über die Geschäftsbereiche der Styria und zieht Bilanz nach einem Jahr Paywall.

Die Finanzierungsfrage für Medien wird immer dringender. Was früher über Werbung, Kleinanzeigen, Einzelverkäufe und Abos gesichert war, steht immer mehr auf wackeligen Beinen. Das Werbegeld wandert ins Netz ab, etwa in Form von Suchmaschinen-Optimierung oder gesponserten Beiträgen auf Facebook oder in YouTube-Spots, und die jungen Zeitungsleser sind heute viel schwieriger zu gewinnen als früher.

Presse-Eingang

APA/HANS PUNZ

"Keine Querfinanzierungen"

Verlagshäuser müssen daher umdenken. Dazu zählt auch die Styria Media Group, das drittgrößte Medienunternehmen Österreichs mit Publikationen wie "Die Presse" oder "Kleine Zeitung". Weniger bekannt ist, dass auch Online-Portale wie "Willhaben" oder "Car4you" zum Portfolio des Styria Verlages gehören. Online-Marktplätze und Zeitungen betreibt die Styria nicht nur in Österreich, sondern auch in Kroatien und Slowenien.

Mit den journalistischen Produkten allein sei ein Überleben schwierig geworden, sagt Markus Mair, der Vorstandsvorsitzende der Styria Media Group. Er besteht aber darauf, dass es sich um getrennte Geschäftsbereiche handelt, zwischen denen es auch keine Querfinanzierungen gibt. "Die kommen zwar in einer Konzernbilanz zusammen, aber jeder Bereich per se ist lebensfähig." Allerdings mit Ausnahmen. Die Wochenzeitung "Die Furche" rechne sich beispielsweise nicht.

Markus Mair im Interview mit Nadja Hahn über die Geschäftsbereiche der Styria

Keine Zukunft ohne Paywall

Seit knapp einem Jahr gibt es bei den Tageszeitungen "Kleine Zeitung" und "Die Presse" Online-Bezahlschranken. Wer bestimmte Premium-Artikel lesen will, muss seither zahlen. Daran soll auch festgehalten werden, sagt Mair: "Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass mittel- und langfristig kein Weg daran vorbeiführen wird." Bisher gebe es 25.000 "Kleine Zeitung Plus"-Abonnenten und 14.000 "Presse Premium"-Nutzer. Für Mair ein Zeichen, dass "dort, wo Hirnschmalz, dort wo harte journalistische Arbeit dahintersteckt, dass dies auch von unseren Usern entsprechend honoriert wird, indem sie für die Nutzung einen Beitrag leisten".

Diesen Beitrag beziffert Maier jeweils mit einem "mittleren sechsstelligen Euro-Betrag", durch den journalistische Arbeitsplätze abgesichert werden können. Für Mair "eine direkte Finanzierung von Personal in der Redaktion".

Markus Mair zieht Bilanz nach einem Jahr Paywall

Erlöse: Druck von allen Seiten

Die positive Bilanz nach einem Jahr Paywall sollte aber nicht täuschen. Wenn auch der Blick ins Ausland, beispielsweise zum "Guardian" Hoffnung macht, der bereits mehr Einnahmen durch Leser lukriert als durch Werbung. "Werbung bleibt unerlässlich für ein Medium", glaubt Styria-Chef Markus Mair. Die "Kleine Zeitung" erziele 60 Prozent ihrer Einnahmen durch Leser und Leserinnen, die Abos zahlen, 40 Prozent kommen von der Werbung. Bei den anderen Publikationen der Styria überwiege die Werbung.

"Mittelfristig sehe ich einen großen Druck auf beide Erlös-Bereiche" - also sowohl auf die Einnahmen durch die Leser, ob Digital- oder Print-Abo, als auch auf die Erlöse aus Werbung. Denn für die gebeutelte Branche kommt die übermächtige Konkurrenz in Gestalt von Facebook und Google hinzu, die um jeden Werbe-Euro mitkämpfen würden, so Mair. "Die saugen aus einem Markt einen bestimmten Umsatzanteil heraus und der geht natürlich zu Lasten der Medienhäuser."

Styria-Chef Markus Mair über Facebook und Google, die Werbeabgabe und den Unterschied zwischen Österreich und den USA

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