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Zum ersten Geburtstag der Hamburger Elbphilharmonie
Am 11. Jänner 2017 wurde das neue Wahrzeichen Hamburgs nach mehr als einem Jahrzehnt Bauzeit feierlich eröffnet. Schon davor war der gläserne Aufbau auf dem ehemaligen Kaispeicher A an der Westspitze der Hafencity zur Kultur-Ikone avanciert.
2. Februar 2018, 02:00
Hausherr Christoph Lieben Seutter über die Elbphilharmonie
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Zukunftsweisende Architektur in Hamburg und Vergangenheitsbewältigung in den USA So 07 01 2018
Links das riesiges Hafengebiet, auf der anderen Seite ist die Hamburger Innenstadt. "Das ist eine der Stärken des Projektes warum die Elbphilharmonie so überzeugend ist: weil sie genau an der Stelle steht, wo sie stehen kann. Sie konnte auch nur hier erfunden werden“, sagt der zu Recht stolze Hausherr der Hamburger Elbphilharmonie, der aus Wien stammende Kulturmanager Christoph Lieben Seutter. Am 11. Jänner 2018 jährt sich die Eröffnung der lange Zeit nicht unumstrittenen Architektur-Ikone zum ersten Mal. Damals sagte Jaques Herzog, der gemeinsam mit seinem Kollegen Pierre deMeuron die Pläne und in der Folge das ganze Projekt entwickelte: "Schön, dass wir keinen Angriff auf die offene Gesellschaft feiern, sondern eine Bereicherung derselben."
ORF/URSULA BURKERT
Bauverzögerungen und Budgetüberschreitungen hatten jahrelang für großen Unmut unter der Hamburger Bevölkerung gesorgt. Inzwischen aber haben die Hamburger "ihre" Elbphilharmonie im Hamburger Hafen längst schon als das neue kulturelle Wahrzeichen der Hansestadt akzeptiert. Generalintendant Christoph Lieben-Seutter, der den jahrelangen, doch etwas holprigen Entstehungsprozess begleitete, war sichtlich erleichtert, als die Elbphilharmonie am 11. Jänner 2017 mit einem großen Fest eröffnet werden konnte. Inzwischen ist der Konzertbetrieb schon gut eingespielt, die Auslastung ist enorm hoch, Karten für die sehr unterschiedlichen Veranstaltungen sind nicht gerade leicht zu bekommen. Auch Führungen durch das Gebäude sind höchst begehrt.
"Die ganze Welt wird kommen" Kent Nagano, der Hamburger Generalmusikdirektor
Windig ist es fast immer auf der Mahatma Gandhi Brücke, dem Zugang zur Westspitze der Hamburger Hafencity. Vom ehemaligen Kaispeicher A ist nur die denkmalgeschützte Ziegelfassade geblieben. Dort wo früher in großen Lettern Kaispeicher geschrieben stand, prangt nun in Blockbuchstaben, in der Schrift DIN 1451: „Elbphilharmonie“. Allgegenwärtig sind die Geräusche der Hafencity: das Stampfen der Containerschiffe, die Schreie der Möwen, der Verkehrslärm. Der Blick wandert nach oben, zuerst 37 Meter die rote Backsteinmauer mit den schießschartenartigen winzigen Fenstern hinauf: von dort oben schauen schon ameisenkleine Leute herunter. Über ihnen ragt noch einmal rund 70 Meter eine glänzende, die Umgebung spiegelnde Glasfassade empor. Die Spitze der gläsernen Welle verschwimmt mit dem Himmel.
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Dann geht es durch die gesicherten Drehkreuze hinein: hat man sich am selben Tag ein kostenloses Ticket besorgt oder eines zu zwei Euro vorbestellt, steht der zweieinhalb Minuten langen Fahrt mit der Rolltreppe durch den hellen, mit Glaspailletten verzierten Tunnel nichts mehr im Weg. Mit 82 Metern ist die sogenannte "Tube" die längste Rolltreppe Westeuropas. Sie führt 21,43 Meter konvex gebogen in die Höhe, so dass ungewiss bleibt, wo sie enden wird. Und da alles in diesem Gebäude des Architekten-Duos Herzog & de Meuron Inszenierung ist, öffnet sich erst auf den letzten Metern ein grandioser Blick auf die Elbe stromabwärts, auf die Landungsbrücken, den Michel, den Containerhafen.
ORF/URSULA BURKERT
Reisetipp
Eine Ö1 Musikreise führt im kommenden April nach Hamburg, ein Konzertbesuch im Großen Saal der Elbphilharmonie inklusive. Mehr dazu in oe1.orf.at
Die Plaza, die den Übergang vom Ziegelbau des Speichers zur Glaswelle darstellt, wurde schon am 4. November 2016 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, also zwei Monate vor der Offiziellen Eröffnung. Sie wurde vom Publikum geradezu gestürmt. Hamburger, wie Touristen wollten die Elbphilharmonie „entern“. Der Besucherandrang ist ungebrochen, mehr als Millionen Menschen waren schon auf der Plaza, 660.00 davon mit einem Konzertticket. „Als reine Architekturpoesie mit spezifischer hamburgischer Bodenhaftung“ bezeichnete die verstorbene Kultursenatorin Barbara Kisseler die Plaza. Durch gebogene Glasvorhänge, die als Windfang diesen gelangt man ins Freie und zu dem Balkon, der rund um die Plaza verläuft.
Christoph Lieben Seutter über die Elbphilharmonie
Auch im Inneren sind viele Details überzeugend: Der Boden besteht wie die Außenwände des ehemaligen Speichers aus Ziegeln. Sie stammen aus dem Münsterland. Die Beleuchtungskörper sind so angebracht, dass sie niemanden blenden, aber dennoch den Weg weisen. Raumbeherrschend sind Freitreppen aus Stahl und Beton, die jeweils ins Innerste führen, zu den beiden Konzertsälen und deren Foyers. Ihre geschwungene Form erinnert an Gehörgänge. Man sieht auch das Zusammenspiel von Holz und Glas, von Beton und Metall, die unzähligen - eigens in Tschechien mundgeblasenen – Lampen, die den Plafond zieren, und im 13.Stock eine 20 Meter lange Bar, an der sich die Konzertgäste stärken können.
Buchtipp
Joachim Mischke: "Elbphilharmonie" (Verlag Edel Germany, auch als Taschenbuch erhältlich). In dem Bildband erzählt der Kulturjournalist ausführlich die Entstehungsgeschichte einer neuen Architektur-Ikone.
40 x 50 Meter sind die Innenmaße des kompakt wirkenden großen Konzertsaals. Wichtige Inspirationsquellen für seine Form waren für die beiden Architekten Jaques Herzog & Pierre De Meuron neben der Mailänder Scala auch gut funktionierende Fußballstadien. Eine "Halle ohne Hierarchie" wollten die beiden bauen und die dies ist ihnen gelungen. Ähnlich wie in einem antiken Amphitheater hat man von überall gute Sicht, denn kein Platz ist weiter als 30 Meter vom Podium entfernt und für den guten Klang sorgt die so genannte weiße Haut des Saales, ein aufwändig gestaltetes Konglomerat aus speziell gefrästen Gipsplatten, die den geschwungenen, runden Formen der Balkone und Tribünen perfekt angepasst wurden. Für den ganz besonderen Klang im Großen Saal, dem von Musikern bislang nur die besten Zeugnisse ausgestellt wurden, ist der Japanische Akustiker Yasuhisa Toyota verantwortlich, ein Perfektionist auf diesem Gebiet.