Ausstellungsansicht

GALERIE KRINZINGER/TAMARA RAMETSTEINER

Ausstellung

Kunst aus dem Iran: Glotzt nicht so romantisch!

Bis Anfang Jänner war ihre farbenprächtige Kunst im MACBA, Barcelonas Museum für zeitgenössische Kunst, zu sehen. Ab heute zeigt die Galerie Krinzinger in Wien Arbeiten eines iranischen Künstlerkollektivs, das in Dubai lebt und mittlerweile internationale Beachtung gefunden hat.

"From Sea to Dawn" heißt die Ausstellung von Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh und Hesam Rahmanian. In seinen Arbeiten sucht das Trio nach neuen Formen der Malerei und beschäftigt sich mit dem Thema, das die Weltpolitik zur Stunde in Atem hält.

Kulturjournal | 31 01 2018

Christine Scheucher

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"Wir orientieren uns an Bertolt Brechts Verfremdungseffekt."

Berge grelloranger Schwimmwesten, überfüllte Schlauchboote, Menschen, die erschöpft an einer unbekannten Küste stranden. Es sind Bilder, die wir kennen, Bilder, die mediale Distributionskanäle fast täglich in unser Bewusstsein spülen. Die aus Teheran stammenden Künstler Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh und Hesam Rahmanian machen die bekannten und allzu bekannten Sujets der so genannten Migrationskrise zum Ausgangspunkt ihrer Malerei und übermalen Bilder, die sie im Internet, in Zeitschriften, Magazinen oder im Fernsehen gefunden haben.

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Die Bilder der Krise

"Diesen Bildern wohnt ein eurozentristischer Blick inne. Man muss sie im Kontext einer europäischen Bildtradition lesen. Wir haben versucht, diese westliche Perspektive zu übermalen, so dass östliche Bildtraditionen sichtbar werden. Mit unseren Übermalungen überführen wir die gegenständlichen Ausgangsmotive in den Kontext der persischen Miniaturmalerei. Nicht zuletzt deshalb weil die so genannte Migrationskrise ihren Ursprung Großteils im Osten und Mittleren Osten hat", sagt der iranische Künstler Hesam Rahmanian.

Auf den Medienbildern, die er gemeinsam mit Ramin Haerizadeh und Rokni Haerizadeh übermalt hat, sind keine weinenden Kinder zu sehen, keine Mutter-Kind-Darstellungen, keine Porträts, die die Geflüchteten und ihr individuelles Elend aus der Masse herausschälen. Stattdessen rücken die Künstler eine gesichtslose Menge in den Blick: Körper, die in einem viel zu kleinen Boot kauern, Menschen, die an Land drängen. Vergleicht man den Zugang der iranischen Künstler mit jenem der deutschen Starfotografin Herlinde Koelbl, die im Auftrag des Europarates 2016 an den Brennpunkten der Flüchtlingskrise fotografiert hat, so fällt auf, wie sehr sich die Darstellungen unterscheiden.

Während Herlinde Koelbl das Einzelschicksal hinter der Statistik sichtbar machen will, vermeiden die iranischen Künstler gezielt Bilder, die emotional berühren. Ihnen gehe es nicht darum, die Sentimentalitäten des Betrachters, der Betrachterin zu bedienen, sondern darum einen Reflexionsprozess loszutreten. Ihre ästhetische Waffe, so Hesam Rahmanian, sei die Distanz.

"Glotzt nicht so romantisch!"

"Medial vermittelte Bilder zielen meist darauf ab, die Affekte des Betrachters, der Betrachterin anzusprechen. Genau diese Bildbotschaften konterkarieren wir mit unseren Interventionen", so Hesam Rahmanian. "Wir wollen nicht, dass sich der Betrachter mit den Abgebildeten identifiziert. Wir wollen, dass er sich Gedanken über die politischen Ursachen der aktuellen Krise macht. Wir orientieren uns an Bertolt Brechts Verfremdungseffekt."

Dass sich ein iranisches Künstlerkollektiv ausgerechnet auf Brecht bezieht, mag erstaunen. Doch die Bilder schleudern den Besuchern ein alt bekanntes Brechtsches Diktum geradezu ins Gesicht: Glotzt nicht so romantisch! Soll heißen: Euer Mitleid wird die geopolitischen Ursachen, die zu dieser Krise geführt haben, nicht beseitigen. Das sagen Künstler, die wissen, was es bedeutet, die Heimat zu verlassen. Seit 2009 leben Rahmanian, Haerizadeh und Haerizadeh in Dubai. In einem selbst gewählten Exil, wie die Künstler betonen. "Es war unser eigener freier Entschluss den Iran zu verlassen", so Hesam Rahmanian.

Nachrichten aus dem Exil

Doch auch wenn die Künstler nicht mehr im Iran leben, halten sie sich, angesprochen auf die aktuellen Proteste in ihrem Heimatland, bedeckt. Um den Jahreswechsel gingen in den Provinzen und später auch in Teheran ja zehntausende Menschen auf die Straße, um ihrem Unmut über die wirtschaftliche und politische Lage des Landes Ausdruck zu verleihen. Es handelte sich um die größte Protestwelle, die der Iran seit den iranischen Präsidentschaftswahlen im Jahr 2009 erlebt hat. "Diese Bewegung ist nicht gut organisiert. Deshalb sind die Proteste nach einigen Tagen wieder verebbt", lautet der knappe Kommentar Hesam Rahmanians.

Service

Galerie Krinzinger - From Sea to Dawn. 31 Jänner bis 10. März 2018

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