Dachkante des Metzleinstalerhofs

ORF/JOSEPH SCHIMMER

1919

Metzleinstaler Hof, Wien

Der Metzleinstaler Hof gilt als der erste "echte" Gemeindebau Wiens und war das Vorbild für viele kommunale Wohnbauten des Roten Wien.

Der erste Wiener Volkswohnpalast

Natasa Konopitzky

Der Metzleinstaler Hof besteht aus zwei unterschiedlichen Teilen: Einerseits aus einem Zinshaus mit späthistoristischer Fassade und andererseits aus einem Gebäude mit modernerer Gemeindebauarchitektur.

"Es war der Anfang und jeder Anfang ist disparat", erklärt der Architekturhistoriker Helmut Weihsmann, "aber hier hat man ausprobiert und ist zu einer sehr pragmatischen Lösung gekommen, einen halbfertigen Bau fertigzustellen und dort leistbare Wohnungen zu machen, in einer Zeit, in der viele Menschen auf der Straße gelebt haben."

  • Metzleinstalerhof

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  • Metzleinstalerhof

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  • Fassade

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  • Metzleinstalerhof

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  • Metzleinstalerhof

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  • Fenstergitter

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  • Steigenhaus

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  • Stiegenhaus

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  • Stiegenhaus

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  • Wiener Gürtel mit Abendverkehr

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Der zweite Bau wurde 1924 unter der Ägide des Architekten Hubert Gessner vollendet. Der Otto-Wagner-Schüler erfand die für Wien typische Gemeindebau-Architektur: Mehrgeschossige Wohnblöcke, die über großflächige begrünte Innenhöfe zugänglich sind. Der Metzleinstaler Hof ist der erste so genannte Superblock, also eine Großwohnanlage mit mehrgeschossigen Wohnblöcken. Er ist der Prototyp des monumentalen Volkswohnpalastes.

Die ersten Bewohner kamen aus feuchten, dunklen und überteuerten Wohnungen mit Toiletten und Wasser am Gang. Sie bezogen im Metzleinstaler Hof helle Wohnungen mit fließendem Wasser und Toilette. Badezimmer gab es noch keines und eng blieb es weiterhin: Die 250 Wohnungen waren nur um die 30 Quadratmeter groß. Aber auch Gemeinschaftseinrichtungen verbesserten die Wohnqualität: Arbeiterklub, Bücherei, Kindergarten, Kinderspielplatz, Zentralwaschanlage und Zentralbadeanlage mit Wannen und Brausebädern.

"Dieser Bau war ein Flaggschiff, sagt Helmut Weihsmann, „die Stadt Wien wollte zeigen, dass hier eine neue Zeit anbricht, dass Wien zu einer sozial gerechten Stadt wird in der etwas für die Unterprivilegierten getan wird. Das macht ja das soziale Experiment Wiens ja auch aus, dass es klassenspezifisches Bauen auch gab."

Ausgehend vom Metzleinstaler Hof wurden von 1919 bis 1932 insgesamt rund 400 kommunale Wohnbauten mit knapp 65.000 Wohnungen gebaut. Am Margaretengürtel findet man die höchste Gemeindebaukonzentration und diesen Gürtelabschnitt nannte man deshalb: Ringstraße des Proletariats.

Gestaltung

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