ORF/JOSEPH SCHIMMER
1973
ORF-Zentrum Küniglberg, Wien
Auf dem Küniglberg im Westen Wiens gelegen, ist das ORF-Zentrum die gemeinsame Heimstatt der nationalen TV-Sender des Österreichischen Rundfunks. Ein wenig erinnert die Anlage an das nahe gelegene Schloss Schönbrunn.
14. August 2018, 10:42
Schönbrunn auf schlank
Robert Gordon
Endphase Errichtung: 1973
Architektur: Roland Rainer
Adresse: 1130 Wien, Würzburggasse 36a
Da ist eine gewundene Auffahrt zu einem Platz mit Teich vor dem Eingang zum voluminösen Haupttrakt. Eine bewusste Inszenierung des Architekten Roland Rainer. 1974 beschrieb er den Bau so: "Technische Elemente bestimmen charakteristischerweise auch das Äußere des Hauptgebäudes, das aber doch so um einen Vorplatz gruppiert ist, dass dem ankommenden Gast die Schönheit der landschaftlichen Lage zu Bewusstsein gebracht wird."
APA/GEORG HOCHMUTH
Viele Österreicherinnen und Österreicher kennen das ORF-Zentrum aus ihrer Schulzeit, denn der Besuch auf dem Küniglberg ist ein fixer Programmpunkt der Wien-Woche. Lehrer und Schüler-Scharen machen sich dann auf den Weg in den Westen von Wien, mit der U-Bahn an Schönbrunn vorbei und dann noch mit dem Bus die steile Maxingstraße hinauf zum Küniglberg.
Es ist unwahrscheinlich, dass sich viele der jugendlichen Besucher für die Architektur des ORF-Zentrums interessiert haben, und das ist durchaus im Sinne Roland Rainers, des Architekten der Zentrale des österreichischen Fernsehens.
Jürgen Radatz, ein Mitarbeiter Roland Rainers, hat die Beziehung des Architekten zu seinem Bauwerk so beschrieben: "Studios, Büros, Hallen, Werkstätten etc. bilden in sich ein lebendiges Gefüge verschiedenartiger Funktionen. Es ist kein fescher Bau aus einem Guss, mit dem leicht der Geschmack einer Mehrheit zu befriedigen wäre. Bei aller Rationalität und trotz des enormen Volumens fiel das Ergebnis aber nicht pragmatisch plump aus, sondern dank Roland Rainers unbändigen Willens zur Qualität gelang eine plastisch durchgebildete architektonische Form, die ihre Konstruktion nicht verleugnet, sondern unverkleidet darlegt. 'Verpackungsarchitektur' war Rainer zuwider."
ARCHITEKTURZENTRUM WIEN, SAMMLUNG/MARGHERITA SPILUTTINI
Roland Rainer selbst hat von einem Haus aus Haut und Knochen gesprochen, bei dem die Adern offen liegen, mit offenen Versorgungsleitungen etwa. Im Lauf der Jahre mussten von diesem Konzept manche Abstriche gemacht werden: Die Offenheit im Inneren des Gebäudes wich Brandschutzeinrichtungen und die Fassade aus Sichtbeton der ist unter einer Wärmeschutz-Verschalung verschwunden.
Aus heutiger Sicht macht auch die Lage des ORF-Zentrums Probleme. Was man vor vierzig Jahren noch als verkehrsgünstig, weil mit dem Auto leicht zu erreichen, beschreiben konnte, stellt das Unternehmen ORF heute vor erhebliche Probleme: In ein paar Jahren sollen die Radio-Belegschaften von Ö1, FM4 und Ö3 zusätzlich zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fernsehsender ORF1, ORF2, ORF III und Sport plus auf den Küniglberg in Wien Hietzing pendeln.
Gestaltung: Robert Gordon
Service
Backstage – Führungen im ORF-Zentrum