Pressefoto Trojan Women

National Theater of Korea

veranstaltung abgeschlossen

Trojan Women bei den Wiener Festwochen

Eine Gruppe von Ö1 Club-Mitgliedern war am 16.6. nach einem Sektempfang und einer Werkeinführung durch die künstlerische Leitung zum Besuch der Premiere von "Trojan Women" eingeladen. Im Anschluss waren die Gewinner/innen auf der Premierenfeier willkommen.

Im Rahmen der Wiener Festwochen (11. 5.–18. 6.) hatte am 16. 6. das Musiktheater "Trojan Women" im Theater an der Wien Premiere. Es beruht auf Jean-Paul Sartres Stück "Die Troerinnen des Euripides", das wiederum eine Bearbeitung von Euripides’ Tragödie "DieTroerinnen" ist, und erzählt vom grausamen Schicksal der Frauen Trojas, die nach der Zerstörung der Stadt von den siegreichen Griechen als Sklavinnen verschleppt werden. Präsentiert wird das Stück von der National Changgeuk Company des koreanischen Nationaltheaters. Sie steht nicht nur für die traditionelle koreanische Oper (Changgeuk) und ihre alte Erzählform Pansori, sondern auch für die Weiterentwicklung des Genres.

Regie führt der für interdisziplinäre Arbeiten bekannte Ong Keng Sen. Wie bei Sartre nimmt die Figur der Helena auch in seiner Version eine zentrale Position als Außenseiterin ein. Sie ist Griechin unter Troerinnen, Europäerin unter Asiatinnen. Der ethnischen Dimension in Sartres Statement gegen Krieg und koloniale Praxis fügt Ong Keng Sen eine genderpolitische Dimension hinzu und inszeniert Helena als Grenzgänger/in der Geschlechter. Alte Formen koreanischer Oper treffen dabei auf neue Theatersprachen und koreanischen Pop.

Theater der Angst

Zahlreiche weitere Programmpunkte der Wiener Festwochen, die Theater, Performance, Tanz, Film und Musik umfassen, beschäftigen sich ebenfalls mit dem Thema Angst. Dries Verhoeven erschafft mit Phobiarama eine Geisterbahn im MuseumsQuartier. Die performative Installation führt jene Mechanismen vor Augen, die uns täglich in einer Welt umgeben, in der die Kategorien Wahrheit und Lüge ebenso ins Wanken geraten wie die Demokratie an sich. Die Theatergruppe Hotel Modern zeigt die Live-
Film-Performance Kamp: Ohne Worte wird mit fingergroßen Figurinen in einem Miniaturmodell von Auschwitz der Alltag im Lagerkomplex dargestellt und mittels Mikrokameras auf eine Leinwand übertragen. In Tiefer Schweb von Christoph Marthaler versuchen die Mitglieder eines geheimen Fachgremiums, Probleme zu lösen, etwa eine schwimmende Insel mit Geflüchteten auf dem Bodensee. Doch statt mit Intelligenz und menschlicher Haltung an die Sache heranzugehen, ziehen sich die Verantwortlichen in diesem abgründig-komischen Stück überfordert und ängstlich in eine Blase am tiefsten Punkt des Bodensees zurück.

Gesang und Club Culture

Im Konzertbereich ist Tanya Tagaq eine Ausnahmeerscheinung: Ihr Kehlkopfgesang in der indigenen Tradition Nordamerikas ist ein politisches Statement. In zwei Konzerten erhebt sie ihre Stimme in einer Anklage gegen militaristische Männlichkeit und den industriellen Kapitalismus des Westens. Die Zukunft unserer Gesellschaft thematisiert die Reihe "Hyperreality" an der Schnittstelle von elektronischer Musik, Performance, Pop und bildender Kunst: Vom 24. bis 26. 5. widmete sie sich dem Club als Ort, an dem neue Gesellschaften erprobt werden können.

Übersicht