Hanno Settele

ORF/THOMAS RAMSTORFER

ORF eins

Settele und die Augenhöhe

Als Korrespondent in den den USA hat er im überfluteten New Orleans mit einem Besenstiel die Wasserhöhe gemessen, heute lotet ORF eins mit Hanno Settele aus, was beim jungen Publikum ankommt. Im #doublecheck-Interview mit Stefan Kappacher spricht Settele über Journalismus und Augenhöhe.

Hanno Settele aus Washington, ZIB1, 2010

Hanno Settele aus Washington, ZIB1, 2010

ORF

Ein "etwas schräger Interviewer und Journalist" - so sieht sich Settele selbst. Zelebriert hat er das in Sendungen wie der von Elisabeth Gollackner erfundenen "Wahlfahrt", für die Settele bei der Nationalratswahl 2013, bei der Europa- und der Bundespräsidentenwahl die Spitzenkandidaten durch die Gegend kutschiert hat. Unvergessen Frank Stronachs Plädoyer auf dem Beifahrersitz für die Einführung der Todesstrafe in Österreich - und das wachsende Entsetzen seiner Vertrauten Kathrin Nachbaur auf dem Rücksitz.

 Frank Stronach und Hanno Settele, im Fond: Kathrin Nachbaur

Frank Stronach und Hanno Settele, im Fond: Kathrin Nachbaur

ORF/ROMAN ZACH-KIESLING

Mit Frank Stronach im alten Benz

Auf den alten Mercedes-Benz mit Dutzenden eingebauten Kameras wird Settele heute noch angesprochen, wo immer er hinkommt. Als Kultfigur sieht sich Settele nicht, aber stilbildend für die Art, wie ORF eins Informationsfernsehen macht und Politik zu vermitteln versucht, sei die erfolgreiche Sendung allemal gewesen. Zur Nationalratswahl 2017 präsentierte Settele gemeinsam mit Lisa Gadenstätter "Nationalraten" - eine Show, die Politik und Unterhaltung wieder anders vermengt hat.

Lisa Gadenstätter und Hanno Settele

Lisa Gadenstätter und Hanno Settele

ORF/THOMAS JANTZEN

"Unterhaltung ist höchste Kunst"

Settele hat lange bei ORF2 gearbeitet und kennt den durchgetakteten und professionellen Polit-Journalismus sehr gut. In seiner neuen Rolle will er das "Lehrerhafte", das viele Politikredakteure verinnerlicht hätten, allerdings vermeiden. "Ich versuche, mehr auf Augenhöhe zu operieren", sagt Settele. Um das jüngere Publikum anzusprechen, wird auf ORF eins Inhalt und Unterhaltung mitunter verbunden.

Das sei nichts Schlechtes, sagt Settele: "Ein Publikum zu unterhalten, halte ich eigentlich für die höchste Kunst überhaupt. In dem Wort Unterhaltung steckt noch lange nicht Niveaulosigkeit drinnen. Diese althergebrachte Attitüde, wenn man mit Politik zu tun hat, muss alles furchtbar ernst sein – warum? Ich veräpple die Menschen nicht, ich nehme die Themen auch nicht auf die leichte Schulter."

Journalismus, der verstanden wird

Seine Devise lautet daher, Geschichten zu erzählen, die die Menschen auch verstehen: "Ich versuche das Ganze so zu vermitteln, dass man nicht gleich sieben Fremdsprachen-Lexika aufschlagen muss. Wenn du so arbeitest, dass deine Zuseherinnen und Zuseher während der Sendung anfangen müssen, Nachdenkarbeit zu leisten, dann ist es ja völlig klar, dass du sie verlierst." Insgesamt 16 Dokumentationen in Spielfilm-Länge hat Settele unter dem Label DOKeins bisher gemacht, "Settele und die zehn Verbote", "Settele und die Neidgesellschaft", "Settele auf den Spuren der Fake World" sind nur einige davon.

Für seine Kritiker seien diese Arbeiten oft "zu seicht", erzählt Settele. Viele hätten ein tradiertes Bild, wie sie sich Nachrichten im Fernsehen vorstellen. Und das befriedigt Settele nicht, der in die Dokumentationen mitunter mit klaren Haltungen und Positionen hineingeht. Solange man diese ausschildert, sei das aber in Ordnung, findet Settele.

Hanno Settele im Gespräch mit Reinhard Nowak und dessen Frau Azur Nowak.

"Österreich:Türkei": Hanno Settele im Gespräch mit Reinhard Nowak und dessen Frau Azur Nowak.

ORF/NEULANDFILM

Harter Kampf mit neuen Formaten

Mit der prämierten Sendereihe DOKeins - die Doku "Österreich:Türkei", in der Settele die muslimische Parallelgesellschaft ausleuchtet, wurde als beste TV-Arbeit 2017 zum Thema Integration ausgezeichnet - will man den Sehgewohnheiten des jüngeren Publikums entgegenkommen, sagt Settele. "Ich habe mein ganzes Fernsehleben immer auf ORF2 gearbeitet. Erst als ich bei ORF eins angefangen habe, ist mir bewusst geworden, wie hart der Kampf um das etwas jüngere Publikum ist. Wir reden hier nämlich nicht von den ganz Jungen, sondern von den unter 50-Jährigen."

"ORF eins ist nicht La-La-Land"

Dem Sender stehen Veränderungen bevor. Für das frühe Abendprogramm ist eine neue Info-Show geplant, die pünktlich um 21 Uhr beginnen und 45 Minuten dauern soll. Dass das für die ZIB2 um 22 Uhr nachteilig werden könnte, weil Politiker dann auf ORF eins ausweichen, um harten Fragen von Armin Wolf und Lou Lorenz-Dittlbacher zu entgehen, entlockt Hanno Settele nur ein müdes Lächeln: "Jetzt weiß ich schon, Armin und Lou sind harte Knochen, das sollen sie auch sein. Aber wer meint, dass es bei uns La-La-Land gibt, der soll doch einmal kommen dann. Viel Spaß."

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