Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
Wiener Staatsoper
Garanca & Alagna als Samson und Dalila
Eine große Premiere an der Wiener Staatsoper steht bevor: Camille Saint-Saëns Oper "Samson et Dalila" in Starbesetzung - mit der lettische Mezzosopranistin Elina Garanca und dem französisch-italienische Tenor Roberto Alagna. Beide geben ihre Rollendebüts, und Alexandra Liedtke inszeniert erstmals im Haus am Ring. Ö1 überträgt die Premiere am Samstag (12.5.) live ab 19 Uhr.
11. Juni 2018, 02:00
Mittagsjournal | 11 05 2018
Saint-Saëns Oper, die einzige seiner insgesamt 13 Opern, die es bis heute auf die Spielpläne geschafft hat, geht auf eine Geschichte im biblischen Buch der Richter zurück, und wurde zuletzt vor 25 Jahren an der Staatsoper gezeigt.
Machtlos gegen das Ewig-Weibliche
Es ist eine Liebesgeschichte, die wie so viele in der Oper böse endet. Samson, der das geknechtete Volk Israel anführt und gegen die Philisterherrschaft kämpft, ist dank seiner von Gott verliehenen Kraft, nahezu unbesiegbar. Doch gegen das ewig Weibliche ist auch er machtlos. Er verfällt der verführerischen Priesterin Dalila, die ihn mit der schönen Arie "Mon coeur s'ouvre a ta voix" ("Mein Herz öffnet sich deiner Stimme") betört.
Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
Herz versus Pflicht
Dalila entlockt Samson das Geheimnis um seine Kraft, das in seinen langen Haaren steckt, schneidet sie ab und liefert ihn den Philistern aus. Elina Garanca, die derzeit gerade mit Rollen wie der Eboli, der Amneris oder der Santuzza ins dramatische Fach wechselt, kann dem negativen Rollenklischee der Dalila nichts abgewinnen.
"Mich interessiert die Dame, die hinter der Fassade steht. Ich finde, dass die gar nicht so bösartig ist. Sie hat eine Aufgabe, aber sie hat ein liebendes Herz und sie tut das, weil sie es muss und nicht, weil sie es will - und sie muss auch mit den Konsequenzen leben."
Macht und ihre Erhaltung, zeitloses Thema
Der Konflikt zwischen dem von außen erteilten Auftrag und dem eigenen Herzen steht auch für Regisseurin Alexandra Liedtke im Mittelpunkt. Sie inszeniert die Oper schnörkellos, im ersten Teil fast puristisch in der Ausstattung. "Es geht um Macht und Machterhaltung, und das spielt für mich in jeder Zeit. Ich kann leider in jeder Zeit, wo es Menschen gibt, diese Themen finden. Weshalb wir uns entschlossen haben, das nicht in einer bestimmten Zeit spielen zu lassen."
Der zum Opfer gewordene Samson wird in einem orgiastischen Baccanal von den Philistern geblendet und verhöhnt, um am Ende in einem letzten Kraftakt den Tempel zu sprengen. Roberto Alagna übernimmt diesen Part und ist von der Musik Saint-Saëns tief bewegt.
"Diese Musik geht in meine Seele und berührt mich." Das große Duett "Mon coeur" erinnere ihn sogar ein wenig an das Duett zwischen den Lohengrin und Elsa, so der Tenor. Wagners "Lohengrin" steht für Roberto Alagna dann im Sommer auf dem Programm, wo er erstmals in einer Wagner-Rolle bei den Bayreuther Festspielen zu hören sein wird. Im Herbst singt er den Samson noch einmal in einer Neuinszenierung an der New Yorker Met.
Wiener Staatsoper / Michael Pöhn