GALERIE ERNST HILGER
Ausstellung
Shepard Faireys "Golden Future" in Wien
Der amerikanische Street-Art-Künstler Shepard Fairey gehört neben dem mysteriösen Phantom Banksy seit Jahren zu den bekanntesten Vertretern seiner Zunft. Nun widmet ihm die Wiener Galerie Hilger mit "Golden Future" eine erste Einzelausstellung im deutschsprachigen Raum.
25. Juni 2018, 02:00
ORF/DAVID BALDINGER
Ö1 traf den Künstler am Wiener Flughafen, wo er sich mit einem riesigen Wandgemälde verewigte.
Morgenjournal | 25 05 2018
Berühmt wurde der 48-Jährige vor zehn Jahren: Damals gestaltete er ein in rot, weiß und blau gehaltenes Poster von Barack Obama, das schnell zum Symbol des damaligen Hoffnungsträgers wurde. Fairey sieht sich auch als Aktivist und ist nach wie vor politisch engagiert. Dieser Tage bevorzugt gegen rechte und nationalistische Tendenzen und die Politik Donald Trumps.
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Der-Hunderttausend-Dollar-Punk
Shepard Fairey nennt Punk gerne als Inspiration. Roh und radikal, einfach gestrickt und voller Energie. Und so wie Punk längst die Pforten der großen Museen aufgestoßen hat, so ist auch die einst als kruder Vandalismus verpönte Street-Art heute in den Galerien daheim - um dort für hunderttausende Dollar gehandelt zu werden.
Er wolle die Magie der Straße nicht missen, sagt Fairey in farbverschmierten Jeans, Turnschuhen und T-Shirt am Terminal 1A des Wiener Flughafens. "Mit meinen Händen Kunst herzustellen, macht mir noch immer am meisten Spaß. Was in der wahren Welt passieren kann, ist für mich einfach immer noch viel interessanter als alles was sich auf einem Monitor abspielt."
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"Wohlwollende Propaganda"
Seine riesigen Wandgemälde fabriziert er heute nicht mehr nächtens und klammheimlich, sondern auf Bestellung. In den vergangenen Monaten etwa in Los Angeles, Berlin, Sao Paolo und nun auch in Wien. Seine "wohlwollende Propaganda", wie er es nennt, ist global gefragt. "Jedes Bild, das ein Ziel verfolgt, jede Botschaft, die eine Absicht hat, ist Propaganda. Ich gebe gern zu, dass ich auch Propaganda mache. Allerdings hat sie bei mir wohlwollende und keine bösen Absichten."
Fairey studierte an der renommierten Rhode Island School of Design. Heute ist der 48-Jährige aus gutbürgerlichem Elternhaus in South Carolina nicht nur Street-Artist und Designer, sondern auch smarter Geschäftsmann. Inklusive eigener Agentur und bestens betuchten Kunden aus dem Luxussegment. Für den Amerikaner kein Widerspruch - sondern Systemverbesserung aus dem Inneren. "Ich möchte meine Kunst auf sinnvolle Weise an vielen Orten unterbringen", sagt Fairey, der auf die maximale Reichweite seiner Botschaft setzt.
Obama: Triumph und Debakel
Das weltberühmte, in blau, weiß und rot gehaltene Poster aus dem Präsidentschaftswahlkampf 2008 mit einem in eine optimistische Zukunft blickenden Barack Obama gilt als zeitgenössische Ikone und wird mit dem legendären Bild Che Guevaras verglichen. Heute hängt das "Hope"-Poster in der Nationalen Gemäldegalerie des Smithsonian in Washington. Die sozialen Medien machten es zur Instant-Ikone.
"Für mich war das Graswurzel-Aktivismus. Ich habe sofort 10.000 Poster anfertigen und verteilen lassen. Die Sache wurde größer als alles, was ich bisher gemacht habe", erinnert sich Fairey. Mit ein Grund dafür: die damalige Strahlkraft Obamas, die das Poster destillierte. Der größte künstlerische Erfolg wurde aber auch zum juristischen Debakel. Der Mann, der von der Aneignung bekannter Symbole lebt, hatte sich zu viel angeeignet und musste im Rechtsstreit mit einem Fotografen zugeben, Beweismittel vernichtet und gelogen zu haben.
Kunst oder Kommerz - Hauptsache erfolgreich
Er wolle mit seiner Kunst wachrütteln, kritische Geister wecken, gegen Sexismus und Rassismus auftreten - und für Frieden, Freiheit und Nachhaltigkeit. Diese Botschaften nennt er die bittere Medizin, die er mit ästhetischem Zuckerguss serviert. "Ich gewinne die Leute mit dem Zucker für mich", lacht Fairey, "um sie dann dazu zu bringen, auch die Medizin zu schlucken."
Dieser Stil ist schnell zu begreifen und hübsch anzusehen: plakativ eben. Faireys verführerisch simple Pop-Ästhetik und sein Flirt mit dem Revolutions-Gestus sind jedenfalls erfolgreich - egal ob er zum Nachdenken oder zum Einkaufen anregen will.
Service
Shepard Fairey gestaltet im Rahmen der Ausstellung "Golden Future" (Galerie Ernst Hilger, Dorotheergasse 5, 1010 Wien, 25. Mai bis 31. Juli 2018) ein Monumentalwerk am Wiener Flughafen Terminal 1A.
Galerie Hilger - Golden Future