Margot Käßmann

ORF/GÜNTHER PICHLKOSTNER

Margot Käßmann - Im Gespräch

"Glaube ist nicht Opium des Volkes - Glaube ist eine Lebenshaltung", sagt Margot Käßmann. Mit ihrem 60. Geburtstag am 3. Juni geht die "deutsche Päpstin" in Pension. Aus diesem Anlass lässt Margot Käßmann im Gespräch mit Renata Schmidtkunz ihre ebenso erfolgreiche wie umstrittene Berufslaufbahn Revue passieren und zeigt sich dankbar für ihr privilegiertes Leben.

Margot Käßmann war nicht nur das bisher jüngste Mitglied des Ökumenischen Rats der Kirchen, sondern wurde auch Landesbischöfin in Niedersachsen und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands. Mit letzterem ging sie in die Geschichte ein. Den Entschluss, Theologie zu studieren, fasste sie schon als Jugendliche in ihrer Gemeinde in der hessischen Kleinstadt Stadtallendorf.

Im Diskokeller der Dorfkirche konnten wir die Musik hören, die wir zu Hause nicht hören durften.

Margot Käßmann

ZDF/KARIN HOFER

Margot Käßmann

Es war und ist Margot Käßmann stets wichtig, als Theologin im Herzen der Gesellschaft zu wirken. So trat sie trotz heftiger interner Kritik in Talkshows auf, reihte sich vor dem Berliner Dom in eine vorüberziehende Friedensdemonstration ein und hielt ihre Predigten in einer einfachen, dafür aber authentischen Sprache: „Dass ich nicht aus dem Bildungsbürgertum komme, hat mir oft genutzt, weil ich dadurch eine Sprache hatte, die nicht so intellektuell daher kam.“ Glaube hat für sie immer auch mit der Gesellschaft zu tun, in der wir leben, sagt Käßmann. Es ist kein transzendentes Beruhigungsmittel, Glaube ist eine Lebenshaltung, sagt Käßmann.

Mit 1. Juni endet für Margot Käßmann, die heute eine der berühmtesten Frauen Deutschlands ist, der Beruf. Nicht aber ihre Berufung. Als Frau, die die Kirche als das Gewissen der Gesellschaft sieht, will sie weiterhin denjenigen eine Stimme verleihen, die selbst keine haben.

Ich bin mir bewusst, dass ich sehr priviliegiert leben durfte. Ich sehe das auch als eine Haltung der Dankbarkeit.

Text: Birgit Allesch, oe1.ORF.at