Container-Box

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Eine Box verändert die Welt

Eine gewellte Stahlbox, zwölf Meter lang, drei Meter hoch und genauso breit. Sie ist zum greifbaren Symbol der Globalisierung geworden. Millionen von Containern kreuzen auf immer größeren Schiffen die Weltmeere und schaffen Produkte von A nach B: Smartphones aus China, T-Shirts aus Bangladesch, Bananen aus Nicaragua, Kaffee aus Äthiopien oder Wein aus Neuseeland.

Galt es, Waren zu transportieren, war es bis in die 1950er Jahre üblich, sie stück-, säcke- oder kistenweise zu verladen. 1954 fuhr die SS Warrior von Brooklyn, New York, nach Bremerhaven. An Bord befanden sich 5.000 Tonnen an Lebensmitteln, Haushaltswaren und Post. Insgesamt waren es 194.582 Fässer, Kisten und Säcke, schreibt der Autor Marc Levinson in seinem Buch The Box: How the Shipping Container Made the World Smaller and the World Economy Bigger.

In Brooklyn musste jedes Stück per Hand von einem Lkw oder einem Zugwaggon in ein Warenhaus am Hafen und von dort an Bord geschleppt werden, um es in den Tiefen des Lagerraums zu verstauen. Für die Hafenarbeiter war das nicht nur Schwerstarbeit, sondern auch lebensgefährlich. Alle paar Tage passierten damals in den großen Häfen der Welt schwere Unfälle. Es dauerte zehn Tage, bis die SS Warrior beladen, und zehn Tage, bis sie wieder entladen war, Wartezeiten nicht eingerechnet. Die Überfahrt selbst dauerte nur zehn Tage.

Ein paar Jahre später sah es in den Häfen und an Bord der Schiffe ganz anders aus. Zwar gab es bereits seit Jahrzehnten Überlegungen, den Transport von Gütern effizienter zu gestalten. Aber erst ein US-amerikanischer Unternehmer schaffte es gemeinsam mit der Marine, die Idee einer universellen Transportbox durchzusetzen.

Am 26. April 1956 schipperte Malcom Purcell McLean mit einem umgebauten Tanker von Port Newark im Bundesstaat New Jersey Richtung Houston in Texas. An Bord hatte er 56 Container.

Viele hatten es schon vor ihm probiert und waren am Streit über Containerdimensionen oder streikenden Hafenarbeitern gescheitert. McLean half sicher, einen mächtigen Kunden an der Seite zu haben. Das US-Militär war in den 1960er Jahren mit der Sicherung des Nachschubs für Vietnam heillos überfordert, es setzte auf McLeans Container, um dem Logistikschlamassel zu entkommen. Obendrein überzeugte McLean den New Yorker Hafen, ein eigenes Containerterminal einzurichten.

Containerterminal

AP/FABIAN BIMMER

Der Container reduzierte die Transportkosten von Gütern auf einen Bruchteil und brachte die weltweiten Warenströme zwischen Europa, Amerika und Asien zum Fließen. Rund 90 Prozent der Güter, die über die Meere verschifft werden, reisen heute in Containern. Betrug der Warenhandel in den 1960er Jahren weniger als 20 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung, so macht er heute 50 Prozent aus. Ohne Container wäre die Globalisierung undenkbar. Singapur, einer der größten Häfen der Welt, war dem Container so dankbar, dass er bis 1999 eine Banknote zierte.

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