Ein Mann mit Einkaufstaschen

APA/AFP/DPA/SEBASTIAN KAHNERT

Überwachung im Einkaufszentrum

Werbung, die auf unsere Interessen zugeschnitten ist und auf die Situation, in der wir uns gerade befinden - oder es zumindest versucht. Im Internet haben wir uns daran schon gewöhnt. Man schaut sich in einem Online-Shop nach einem Fahrradhelm um und bekommt kurz darauf in Sozialen Medien oder von Google Werbung für Fahrradhelme eingeblendet. Die personalisierte Werbung hat jetzt auch Supermärkte und Einkaufszentren erreicht.

Passende Werbung, das ist eines der großen Ziele. Mittlerweile gibt es mehrere Technologien, mit denen Kunden auch um und im Kaufhaus die passende Werbung angezeigt werden soll. Dank GPS können Shops etwa festlegen, welche Werbung an welchem Ort auf Smartphones ausgespielt wird. Das funktioniert, weil viele Menschen die Ortungsdienste auf ihrem Handy aktiviert haben.

"Man steigt aus dem Auto aus, wirft am Parkplatz einen Blick auf die Wetter-App und bekommt noch auf dem Weg zum Eingang den Hinweis auf das heutige Sonderangebot angezeigt. Das gibt es auch hierzulande schon, ist aber erst der Anfang", beschreibt Harald Winkelhofer, Geschäftsführer und Gründer der IQ mobile GmbH, einem Unternehmen, das auf mobile Technologie-Dienstleistungen spezialisiert ist – unter anderem auf die Entwicklung von Apps und auf mobiles Marketing.

"Neue Technologien machen es möglich, Bewegungsmuster für einzelne Smartphones zu erfassen."

Durch optische Erkennungsverfahren lassen sich etwa Outdoor-Plätze, Wege oder klassische Laufstrecken wie die Prater-Hauptallee in Wien markieren. Befindet sich ein Smartphone dann in einem solchen Bereich wird es wahrgenommen und hinterlässt einen digitalen Fußabdruck. "Hinterlässt ihr Handy drei Mal in der Woche einen Fußabdruck auf einer Laufstrecke, so kann man sagen, dieser Mensch ist Läuferin oder Läufer", sagt Harald Winkelhofer.

Mit den Verhaltensmustern im öffentlichen Raum können dann genauere Zielgruppen für ortsbezogene Werbung definiert werden. Und jene Menschen, die drei Mal die Woche in der Prater-Hauptallee sind, die bekommen dann Werbung für Laufschuhe angezeigt, so Harald Winkelhofer: "Da wird die Trefferquote höher sein, als wenn ich allen Menschen in ganz Wien Werbung für Laufschuhe einspiele." Smartphones hinterlassen digitalen Fußspuren im öffentlichen Raum, da auch viele Apps am Smartphone den Aufenthaltsort weitergeben. Winkelhofer betont, dass solche digitalen Fußabdrücke anonym sind, schließlich werde lediglich ein Endgerät erfasst und nicht Name, Geschlecht oder Adresse des Nutzers oder der Nutzerin.

"Das 21. Jahrhundert wird davon geprägt sein, wie wir als Bürger mit unseren Daten umgehen. Und immer häufiger werden wir unsere Daten hergeben müssen, um eine Leistung zu bekommen. Ob wir wollen oder nicht."

Auch in den USA setzen viele große Supermarktketten auf Apps, sagt Joseph Turow, Professor für Kommunikation an der University of Pennsylvania: "Mehrere Boxen im Geschäft senden Nachrichten an eine App auf Ihrem Smartphone. Damit weiß diese App genau, wo im Geschäft Sie sich befinden, also zum Beispiel im Schuh-Bereich, bei den Waschmitteln oder Windeln."

Dank Apps und Bluetooth bekommen Kunden dann Sonderangebote und lassen sich dafür – wissend oder unwissend – vom Kaufhaus analysieren. Und auch wer keine spezielle App installiert hat, hinterlässt in Geschäften schnell Spuren, zum Beispiel über die WLAN-Verbindung. Mit all dem Tracken, Datensammeln und belohnt werden, geht eine Art Lehrplan einher, kritisiert Joseph Turow: Ganz egal ob mit oder ohne unserer Zustimmung, man lehrt uns, dass man heutzutage seine Daten hergeben muss, wenn man gut zurechtkommen will."

Im aktuellen Entwurf der ePrivacy-Verordnung will das Europäische Parlament die Regeln für verschiedene Formen des Trackings verschärfen. Konsumenten sollen demnach ausdrücklich zustimmen müssen. Tracking soll auch offline nur dann erlaubt sein, wenn die Risiken stark minimiert werden, also die Daten etwa nur zur statistischen Zählung verwendet werden.