APA/ROLAND SCHLAGER
Festwochen-Chef geht
Wiener Kulturpolitik auf neuen Pfaden
Beobachter der Wiener Kulturpolitik haben derzeit das Gefühl, in der Kulturstadt Wien werde die Reset-Taste gedrückt. Die neue Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler hat klare Vorstellungen und setzt diese rasch um, wie der gestrige Rücktritt von Tomas Zierhofer-Kin als Leiter der Wiener Festwochen gezeigt hat.
10. April 2019, 11:22
Drei Jahre vor Ablauf des Vertrages hat man sich einvernehmlich auf dessen Auflösung mit Monatsende geeinigt. Ist das erst der Anfang einer Neupositionierung der Wiener Kulturlandschaft?
Morgenjournal | 20 06 2018 | Wiener Kulturpolitik auf neuen Pfaden
Vertrag mit Festwochen-Chef aufgelöst
Nach einem Gespräch mit der neuen Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler hat Festwochen-Leiter Thomas Zierhofer-Kin am Dienstag überraschend den vorzeitigen Ausstieg aus seinem eigentlich bis 2021 laufenden Vertrag erklärt. Die einvernehmliche Vertragsauflösung sei mit Ende Juni vereinbart worden.
Kulturjournal | 19 06 2018 | Zusammenfassung & Einschätzung
Zierhofer-Kein hat die Festwochen im Vorjahr erstmals geleitet und viel Kritik geerntet. Dieses Jahr haben die Festwochen mit einer deutlich besseren Bilanz abgeschnitten. Doch das war scheinbar nicht genug.
APA/HANS KLAUS TECHT
Klare Worte der Kulturstadträtin
Jetzt ist alles doch recht schnell gegangen: Vergangene Woche äußerte sich die Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler erstmals nach ihrer Angelobung öffentlich, und fand auch zu ihrer künftigen Personalpolitik klare Worte: "Wenn man mit einem Geschäftsführer/Geschäftsführerin nicht zufrieden ist und die Leistung nicht in Ordnung ist, muss die Politik die Möglichkeit haben, neue Akzente zu setzen und neue Leute rein zu setzen."
Mittagsjournal | 19 06 2018 | Zierhofer-Kin geht
Die ersten Festwochen unter der Zierhofer-Kin Leitung seien desaströs gewesen, man müsse sich anschauen, wie es dieses Jahr gelaufen sei, so Kaup-Hasler noch am Freitag. Zierhofer-Kins Bilanz gestern fiel noch sehr positiv aus: "Wir haben es weiter geschafft, noch mehr neue Menschen zu den Festwochen zu holen und ich habe das Publikum als unglaublich neugierig, konzentriert und begeisterungsfähig gefunden."
Morgenjournal | 18 06 2018 | Festwochen: Ein Resümee
Einvernehmliche Vertragsauflösung
Bei dem gestrigen Gespräch von Kaup-Hasler und Zierhofer-Kin wurde dann die einvernehmliche Vertragsauflösung vereinbart. Zierhofer-Kin, ließ per Pressemeldung mitteilen, dass der Vorschlag zurückzutreten, von ihm gekommen sei.
"Ich habe diesen Vorschlag der Kulturstadträtin unterbreitet, da ich trotz vieler künstlerischer Erfolge und der gelungenen Bemühungen, ein für die Festwochen neues Publikum zu gewinnen, auf keine breitere Resonanz gestoßen bin. Diese Entscheidung ist Ausdruck meiner Verantwortung, die ich insbesondere gegenüber den internationalen Künstler*innen sowie den Wiener Festwochen, die aus meiner Sicht ungerechtfertigter Kritik ausgesetzt waren, wahrnehme."
Nachfolge-Suche beginnt wieder
Festwochen-Geschäftsführer Wolfgang Wais bedauere diesen Schritt und nehme die Entscheidung, der er mit großem Respekt und außerordentlicher Wertschätzung begegne, zur Kenntnis. Kaup Hasler betonte in einer Aussendung, dass sie Zierhofer-Kins Arbeit schätze, die Entscheidung sei in einem konsensualen Gespräch getroffen worden.
Es gelte jetzt darüber nachzudenken, die Wiener Festwochen weiterhin als innovatives und strahlendes Festival zu positionieren. Damit geht die Nachfolge-Suche wieder los: Ein Name, der sonst immer unter den Favoriten war, wird aber heuer fehlen: Veronica Kaup Hasler.