Szene aus "Lohengrin"

BAYREUTHER FESTSPIELE/ENRICO NAWRATH

Opernabend

"Lohengrin"-Premiere aus Bayreuth

Am 25. Juli sind die Bayreuther Wagner-Festspiele mit einer neuen Produktion des "Lohengrin" eröffnet. Mit Piotr Beczala (Lohengrin), Anja Harteros (Elsa), Waltraud Meier (Ortrud), Tomasz Konieczny (Telramund), Georg Zeppenfeld (König Heinrich), Egils Silins (Heerrufer) u.a. Dirigent: Christian Thielemann. Ö1 sendet einen Mitschnitt der Premiere am 11. August um 19:30 Uhr.

Was ist das Außergewöhnliche an Richard Wagner als Textautor seiner Opern? In erster Linie zweifellos seine Gabe, aus ganz unterschiedlichen Elementen etwas Neues zu schaff en, während sich andere Librettisten ganz schlicht auf ein einzelnes Ereignis konzentrierten. Für seine Oper "Tannhäuser" hat Richard Wagner beispielsweise die Legende vom Sängerkrieg auf der Wartburg mit der Sage um die Heilige Elisabeth verknüpft.

Und ganz ähnlich beruht auch sein "Lohengrin" auf zwei unterschiedlichen Sagenkreisen, zum einen auf der Geschichte vom Schwanenritter, zum anderen auf dem Mythos vom Heiligen Gral - ein Themenkreis, der Wagner wiederum auch zu seinem "Parsifal" inspiriert hat.

Import aus dem arabischen Raum

Der Gral ist jenes mythische Gefäß, aus dem Christus beim letzten Abendmahl Wein getrunken hat und in das sein Blut bei der Kreuzigung geflossen ist. Aus dem arabischen Raum war die Gralssage im 13. Jahrhundert über Spanien nach Frankreich gekommen, wo sie durch Chrétien de Troyes ihre erste literarische Fassung erhielt.

In Deutschland hat Wolfram von Eschenbach die Legende in seinem "Parzival" aufgegriffen, an dessen Ende auch Parzivals Sohn Lohengrin berichtet wird. Der Gral wird in der Burg Montsalvat aufbewahrt, die dort lebenden Ritter verstehen sich als Auserwählte Gottes und werden in die Welt geschickt, um - ausgestattet mit überirdischen Kräften - den Menschen zu helfen.

Die Sage um die seltsame Figur des Schwanenritters hingegen berichtet von einem fremden Ritter, der eine angeklagte Frau schützt und den Ankläger im Zweikampf besiegt. Er darf jedoch nur bei der Frau verweilen, solange sie ihn nicht nach Namen und Herkunft fragt.

Kontraste organisch verknüpft

Ganz organisch hat Wagner diese unterschiedlichen Stoff e verknüpft - zu einem Werk der Kontraste: Der Welt des Glaubens steht die des Unglaubens gegenüber, dem hellen Gral abgründiges Misstrauen und Zerstörungssucht.

In Dresden hätte das Werk uraufgeführt werden sollen, Wagners Beteiligung am Aufstand im Mai 1848 und seine Flucht vereitelten aber diesen Plan. Dank Franz Liszt kam die neue Oper in Weimar zur Uraufführung - vom abwesenden Wagner in Luzern in Gedanken verfolgt. Allerdings stellte sich später heraus, dass er sich über die zeitliche Ausdehnung des Werks völlig falsche Vorstellungen gemacht hatte. Erst 1861 konnte Wagner selbst einer Lohengrin-Aufführung beiwohnen - an der Wiener Hofoper.

Am 25. Juli sind die Bayreuther Wagner-Festspiele mit einer neuen Produktion des "Lohengrin" eröffnet worden - 1894 war das Werk erstmals im Festspielhaus auf dem Grünen Hügel gezeigt worden; bei der jetzigen Inszenierung von Yuval Sharon, dirigiert von Christian Thielemann, handelt es sich um die achte Inszenierung der Oper in der Nachkriegsgeschichte des Festivals.

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