NIKOLAUS GEYRHALTER FILM
Film
Geyrhalter-Doku: "Die bauliche Maßnahme"
2016 kündigte die österreichische Regierung an, am Brenner einen Zaun zu errichten. Der österreichische Filmemacher Nikolaus Geyrhalter beschloss damals, die Entwicklungen vor Ort zu beobachten. Auf der Diagonale wurde "Die bauliche Maßnahme" mit dem österreichischen Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet und sie zeigt einen engen Talort mit erstaunlichem Weitblick.
13. Mai 2019, 12:32
Mittagsjournal | 03 09 2018
Zeit der Zäune
In Spielfeld stand der Grenzzaun bereits, als die österreichischen Behörden ankündigten, auch am Brenner einen Zaun errichten zu wollen. Bei Nikolaus Geyrhalter, Jahrgang 1972, weckten solche Entwicklungen unangenehme Erinnerungen: "Das waren Maßnahmen, die für mich unbegreiflich waren, weil ich noch ein Europa voller Grenzen und Grenzzäune erlebt habe und ich es für eine unerlässliche Errungenschaft halte, dass wir grenzenlos reisen können und das es diese Freiheit gibt, nicht nur was das Reisen, sondern auch was das Denken betrifft. Und dass auf einmal in diesem vereinigten Europa Grenzzäune gebaut wurden, das wollte ich, wenn ich schon nichts dagegen tun konnte, so zumindest dokumentarisch festhalten."
"Inzwischen glaube ich nicht mehr, dass der Zaun eingehängt wird." Nikolaus Geyrhalter
Kulturjournal | 03 09 2018 | Interview mit Nikolaus Geyrhalter
Wolfgang Popp
NIKOLAUS GEYRHALTER FILM
Über keinem Gipfel ist Ruh'
Zum einen galt es nun die aktuellen Geschehnisse einzufangen, die Pressekonferenzen der Tiroler Polizei und die Gegendemonstrationen. Danach war es aber wichtig, dem Ort Zeit zu geben, seine Meinung und Haltung zu offenbaren. Zwei Jahre lang haben Geyrhalter und sein Team am Brenner, auf den umliegenden Gipfeln und in den angrenzenden Seitentälern gedreht und so ihre charismatischen und sehr bestimmten Gesprächspartner aufgetrieben. Wie einen Jungunternehmer, der derartige Zäune für das letzte Lebenszeichen einer veralteten Politik hält.
Hohler Populismus
Die Welt der Politik lässt Geyrhalter in Ausschnitten aus Nachrichtensendungen zu Wort kommen. Die laufen allerdings nicht formatfüllend, sondern auf Fernsehern im Wohnzimmer eines Ortsansässigen oder in einem Café. Warum? Nikolaus Geyrhalter: "Ich wollte zeigen, wie die Nachrichten, wie die Reden der Politiker, an dem Ort ankommen, um den es geht. Da tritt gleich eine Diskrepanz zutage, wenn man in einem Kaffeehaus sitzt, dort eine panikmachende Fernsehreportage über den Brenner läuft, während vor Ort alles ganz ruhig ist. Dieser Populismus, der derzeit in der politischen Sprache vorherrscht, der wird umso augenscheinlicher, wenn man merkt, wie hohl er eigentlich ist und wie wenig er mit der Realität vor Ort zu tun hat."
Der Zaun im Container
370 Meter lang sollte der Grenzzaun werden, während auf den umliegenden Anhöhen, wie ein Jäger zeigt, nur ein einfaches Gatter die Staatsgrenze markiert. "Die bauliche Maßnahme", wie der Grenzzaun damals von der Politik getauft wurde, lagert bis heute übrigens in Containern und wie man im Film hört, sind die Leute am Brenner bestrebt, dass der Grenzzaun auch dort bleibt. "Die bauliche Maßnahme", ein Pflichtfilm, geeignet für alle Alters- und Gesinnungsgruppen.
Service
Gestaltung
- Wolfgang Popp