At-Zeichen im Hintergrund

AP/ANDY WONG

Radiokolleg

Datenpunkte im Informationszeitalter

Jahreszahlen stehen für Erfindungen, Ereignisse und Entwicklungen - Datenpunkte aus der Technikgeschichte, die die Grundsteine bilden, auf denen das Informationszeitalter aufbaut. Die Radiokolleg-Reihe "Datenpunkte im Informationszeitalter" rollt anhand von Ereignissen und Momenten der Technikgeschichte die Entwicklung der Informationsgesellschaft im 20. Jahrhundert auf.

Am 17. Oktober führen in "Punkt eins" zwei WissenschafterInnen die Geschichte in die Gegenwart weiter und diskutieren mit unseren HörerInnen über die Zukunft des Informationszeitalters. Ursula Maier-Rabler ist Professorin am "Center for Information and Communication Technologies & Society" der Universität Salzburg, im Radiokolleg erzählt sie die Geschichte des ersten E-Mails. Der Kultur- und Medienwissenschafter Felix Stalder lehrt in Wien und Zürich und berichtet unter anderem, wie mit dem Whole Earth Catalog auch die Konsumgesellschaft ins Rollen kam. Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 – kostenlos aus ganz Österreich – oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins@orf.at.

Kettering Bug

GEMEINFREI/WIKIMEDIA COMMONS

Kettering Bug

1918 Drohnen

Am 4. Oktober fand der Erstflug des "Kettering Bug" statt, eines unbemannten Flugkörpers, den der Erfinder Charles Franklin Kettering entwickelte. Im letzten Jahr des ersten Weltkriegs waren Ideen, wie man Bomben zu einem schwer erreichbaren Ziel bringen konnte, ohne das Leben der Piloten zu gefährden, Treiber für den unbemannten Flugverkehr. Bereits 69 Jahre zuvor hatte ein Österreicher, Franz Freiherr von Uchazius, die, für die damalige Zeit, visionäre Idee, Ballone, beladen mit Bomben ins feindliche Lager zu schicken.

Die Vision, ein unbemanntes Flugobjekt ferngesteuert an ein beliebiges Ziel fliegen zu lassen, sollte sich im Lauf der Zeit unter dem Sammelbegriff "Drohne" weiterentwickeln. In den 1960er-Jahren öffnete allen voran Israel die Türen für eine neue Disziplin, aus der Drohnen nicht mehr wegzudenken sind: Den Aufklärungsflug. Aber auch in der Land und Forstwirtschaft will man mit Hilfe der smarten Beobachter aus der Luft zum Beispiel Schädlinge frühzeitig entdecken, in der Unterhaltungsindustrie sollen Drohnen spektakuläre Luftaufnahmen liefern und in Wüstenstaaten wie etwa Dubai laufen bereits die ersten Tests um mit sogenannten "Flugtaxis" künftig auch Personen mit eigenen Drohnen durch die Lüfte transportieren zu können.

1968 Whole Earth Catalog

Wie würde eine Suchmaschine in Buchform aussehen? Vielleicht wie ein Katalog, wie der "Whole Earth Catalog", der 1968 erstmals erschienen ist. "Die richtige Information am richtigen Platz kann dein Leben verändern", schrieb der kalifornische Aktivist und Herausgeber Stewart Brand einst in einer Beilage um den "Whole Earth Catalog" zu beschreiben.

Stewart Brand, Verleger des Whole Earth Catalogs

Stewart Brand, Verleger des Whole Earth Catalogs

AP/RICHARD DREW

Apple-Gründer Steve Jobs bezeichnete den Katalog als einen Vorläufer von Online-Suchmaschinen : neben Artikeln und Essays konnten da private Hersteller ihre selbstgemachten Produkte anpreisen und Tipps geben, wie man einen Kamin baut oder wie Solartechnik funktioniert. Der Mix aus Bestellkatalog, Do-it-Yourself-Anleitungen und Gegenkultur-Magazin führte technische Innovationen mit Zeitgeist zusammen.

1971 Das erste E-Mail

QWERTYUIOP lautete höchstwahrscheinlich der Inhalt der ersten E-Mail. Ray Tomlinson, der Absender der elektronischen Nachricht, konnte sich nicht mehr ganz genau erinnern. Der US-Techniker arbeitete im Jahr 1971 an einem Computernetzwerk für das amerikanische Verteidigungsministerium, als es ihm gelang, eine Datei zwischen zwei nebeneinander stehenden Rechnern und an einen spezifischen Adressaten hin und her zu schicken. Tomlinson setzte das @ zwischen Benutzername und Computername und veränderte mit QWERTYUIOP die Art und Weise, wie wir heute weltweit kommunizieren.

1947 Bug

Eine Motte (englisch: Bug), die für den Ausfall des Computers "Mark II" gesorgt hatte, wird zum Synonym der "Bugs", also Fehlern in Programmcodes, die ein System zum Absturz bringen oder Angreifern Zugriff verschaffen können. Auch, wenn der Begriff selbst bereits 100 Jahre zuvor bei Thomas Edison verwendet wurde, um Schwierigkeiten bei der Entwicklung von Erfindungen zu benennen, mit dem "Bug" in Gestalt einer Motte hatte Flotillenadmiral Grace Hopper der Welt ein anschauliches Beispiel für die damals schon gefürchteten Fehler gegeben und den Begriff "bug" popularisiert.

Grace Hopper

AP

Grace Hopper war Informatikerin und Computierpionierien, wie auch Flottillenadmiral der US-Navy-Reserve.

Es sollte noch dauern, bis Computer den Konsumentenmarkt erobern würden. Welche Macht Daten bekommen würden, hatte Grace Hopper aber ebenso vorausgedacht wie, dass ein Computerprogramm unabhängig von der Hardware funktionieren sollte und dass Software kostenlos sein müsse. Und das lange vor den berühmten Worten "Information will frei sein", des Herausgebers des "Whole earth cataloge", Stewart Brand im Jahr 1984.

Die Wanduhr in ihrem Büro lief rückwärts, eine Piratenflagge zierte ihren Tisch "Amazing Grace", oder "Queen of computing" waren nur einige der Spitznamen, die die Informatikerin und Computerpionierin Grace Hopper im Laufe ihrer Karriere bekam. 1952 entwickelte sie den ersten Compiler. Ein Programm, welches Computersprache, also Nullen und Einsen in eine für den Menschen leichter verständliche Semantische Form umwandelt und vice versa. Der Grundstein für die Programmiersprache COBOL war gelegt, weshalb Hopper mitunter auch als die "Großmutter von Cobol" bezeichnet wird.

Dass es ihr möglich war, maßgeblich an der Weiterentwicklung von Computern zu arbeiten, wird oft mit ihrem, wohl berühmtesten, Zitat subsummiert: "Es ist leichter um Vergebung zu bitten, als um Erlaubnis zu fragen".

Gestaltung
Sarah Kriesche
Julia Gindl