Kinopublikum blickt auf die Leinwand

VIENNALE/ROBERT NEWALD

Sangiorgis erste Ausgabe

Viennale 2018 - Ein Fest für das Kino

130 Filme aus über 40 Ländern allein im Hauptprogramm: auch unter der neuen Leitung von Eva Sangiorgi bleibt die Viennale ein Spiegel des aktuellen Autorenkinos, mit einem breit gefächerten Blick auch in die Randregionen des Weltkinos. Zu sehen sind zahlreiche Highlights des heurigen Festivaljahres. Darunter die neuen Filme von Alfonso Cuaron, Yorgos Lanthimos oder Jafar Panahi.

Morgenjournal | 26 10 2018 | Eröffnung

Arnold Schnötzinger

Es ist ein sanfter Umbruch, den Eva Sangiorgi mit der ersten von ihr verantworteten Festivalausgabe eingeläutet hat. Zum einen betont die 40-jährige italienische Kulturmanagerin, die zuletzt in Mexiko City das Ficunam Festival geleitet hat, ihren Respekt vor der Tradition der Viennale als Publikumsfestival. Zum anderen ist das aber auch der kurzen Zeit geschuldet, die ihr zur Verfügung stand: Sie kam erst im März nach Wien. Deshalb sei das heurige Festival eine "Sangiorgi-Viennale light", so die Festivaldirektorin.

Kulturjournal | 25 10 2018 | Interview mit Eva Sangiorgi

Benno Feichter

Eva Sangiorgi lächelt in die Kamera

VIENNALE/ROLAND FERIGGATO

Letztlich geht es darum, dass sich die Filme ihrer Formensprache sicher sind

Unter Sangiorgi soll das Festival noch weiter in die Stadt hinein und näher hin zum Publikum rücken. Der Dialog zwischen internationalen Gästen, heimischer Szene und Publikum soll intensiviert, die Zusammenarbeit mit lokalen Kulturinstitutionen verstärkt werden. So wurde etwa das Festivalzentrum im Museumsquartier aufgewertet, an ausgewählten Tagen wird zu Viennale-Aperitivi eingeladen, das Gespräch bewusst gesucht. Das Filmmuseum wird über die gemeinsame Retrospektive hinaus, die heuer dem Low-Budget-Hollywood-Kino zwischen 1935 und 1959 gewidmet ist, erstmals auch als Festivalkino bespielt.

Kulturjournal | 29 10 2018 | Retrospektive "The B-Film"

David Baldinger

Von Berlin bis San Sebastian

Das Hauptprogramm liest sich dabei teils wie ein Best-of des heurigen Festivaljahres, mit Regisseuren aus der ersten Riege des Weltkinos. Gezeigt werden unter anderem "Leto", den der russische Regisseur Kyrill Serebrennikow im Hausarrest fertiggestellt hat, oder das Roadmovie "Three Faces", des im Iran mit Berufsverbot belegten Jafar Panahi. Gemeinsam mit einigen chinesischen Produktionen wird so etwa auch das Thema Zensur angerissen. Es werden die neuen Arbeiten von Jean-Luc Godard, Yorgos Lanthimos und Lars von Trier präsentiert. Der heurige Berlinale-Gewinner "Touch Me Not" und der in Venedig mit dem goldenen Löwen ausgezeichnete Film "Roma" von Oscarpreisträger Alfonso Cuaron.

Morgenjournal | 08 11 2018 | Bilanz

Benno Feichter

Lav Diaz, Claire Denis oder Luca Guadagnino kommen persönlich nach Wien, um ihre jüngsten Arbeiten zu präsentieren. Statt auf einen Viennale-Stargast, setzt Sangiorgi also auf prominente Gäste aus dem Regiefach, mit denen das Publikum in Dialog treten kann.

Keine Quoten - Qualität als erstes Auswahlkriterium

Kaum ein Thema wurde auf den Festivals 2018 so kontroversiell diskutiert, wie jenes einer möglicherweise verpflichtenden Frauenquote für Festivals. Die Spezialprogramme der Viennale sind heuer ausschließlich Männern gewidmet: Roberto Minervini, dem Schauspieler Jean-Francois Stevenin, Jorge Ache aus Argentinien und Gürcan Keltek aus der Türkei. "Das ist ein sehr wichtiges Thema", sagt Sangiorgi, "zugleich ist es aber eine Diskussion, bei der auf der falschen Seite angesetzt wird. Ein Festival kann nur aus den Filmen auswählen, die produziert werden." Man müsse zuallererst bei der Ausbildung ansetzen und das Produktionssystem ändern. Dass heuer alle Spezialprogramme Männern gewidmet sind, sei Zufall und guten Gelegenheiten geschuldet: Frühe Filme mit Jean-Francois Stevenin sind etwa kürzlich neu restauriert worden. Die Programmierung hänge oft von den Rahmenbedingungen ab, so Sangiorgi, oberstes Auswahlkriterium sei die Qualität der Filme.

Darüber hinaus werden im gemeinsamen Spezialprogramm mit dem Filmarchiv heuer "Jüdische Lebenswelten im deutschsprachigen Stummfilm" erkundet. Aus Österreich finden sich unter anderem die neuen Filme von Markus Schleinzer "Angelo" und Sudabeh Mortezais "Joy" im Programm. Die Viennale läuft heuer vom 25. Oktober bis zum 8. November.

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