Karikatur von Werner Kofler

THOMAS KUSSIN

Ex libris & Radiogeschichten

Werner Koflers gesammelte Werke

Sprachmächtige Prosa und präzise Satire in drei Bänden.

1968 saß der 21-jährige Werner Kofler aus Villach im Studio von Radio Kärnten. Er hatte zwar noch kein Buch veröffentlicht, durfte allerdings in einer Sendung von Humbert Fink, dem - Zitat Kofler - "beliebten Reaktionär, Reiseschriftsteller und mir aufs äußerste verhassten Volksliteraten", ein Gedicht vorlesen. Von Humbert Fink wurde Kofler mit der Zuschreibung linksradikaler Dichter versehen.

Ein paar Jahre danach veröffentlichte Werner Kofler beim ehemals ebenso als linksradikal verschrienen Klaus Wagenbach in Berlin seine so genannte Materialsammlung aus der Provinz mit dem Titel "Guggile - Vom Bravsein und vom Schweinigeln", ein Prosaband über das Aufwachsen in der Kärntner Provinz der 1950er Jahre. In der Folge wurde Kofler zu einem der produktivsten Autoren des Landes.

"Ein Buch zu schreiben, das ist einerseits die extremste Ohnmacht und andererseits extreme Allmacht." Werner Kofler

Nun ist die erste Werner-Kofler-Werkausgabe erschienen, drei Bände, herausgegeben von Claudia Dürr, Johann Sonnleitner und Wolfgang Straub im Sonderzahl Verlag. Die Bücher des 2011 verstorbenen Schriftstellers sind im Lauf von vierzig Jahren in unterschiedlichen Verlagen erschienen und waren zum Teil schon lange vergriffen.

Ein literarischer Grenzgänger

Der Germanist Klaus Amann hat Werner Kofler einmal einen Außenseiter des Literaturbetriebs genannt, einen schroffen, abweisenden und kompromisslosen Autor. Eines der Kennzeichen von Werner Koflers Prosa ist, dass sie gattungs- und genremäßig nicht einzuordnen ist. Darauf weist er auch in seinen Gattungsuntertiteln hin, zum Beispiel lautet der Zusatz von "Am Schreibtisch": "Alpensagen, Reisebilder, Racheakte". "Damit ist schon sehr viel verraten über das Changieren zwischen unterschiedlichen Formen", sagt Claudia Dürr im Gespräch mit Ö1.

"Wir haben uns in dieser ersten Tranche der drei Bände für die Prosa entschieden. Aber auch hier finden sich viele Grenzüberschreitungen hin zu anderen Gattungen. Das liegt auch daran, dass die Stimme bei Kofler ein zentrales Phänomen ist." Claudia Dürr

Vergleich mit Bernhard "zulässig wie hinkend"

Werner Kofler wurde immer wieder auch mit Thomas Bernhard verglichen.

"Der Vergleich ist zulässig, vor allem deswegen, weil's ein wichtiger Bezugspunkt auch für Kofler war. Der Vergleich hinkt natürlich wie alle Vergleiche, er bezieht sich zwar auf Bernhard, aber was seine literarischen Mittel betrifft, so sind die völlig unterschiedlich."

Anders als bei Thomas Bernhard ist bei Werner Kofler das Ich viel näher beim Autor. Das wird vor allem deutlich, wenn es um Abrechnungen mit dem Literaturbetrieb geht. Da ist Kofler angriffig und deutlich wie kein anderer. Die "Grazer Dichtertrottel", heißt es etwa über das Forum Stadtpark im Text "In meinem Gefängnis bin ich selbst der Direktor". Oswald Wiener, "ein Scharlatan", heißt es da, oder: Gerhard Roth, Erich Hackl, "kuscheliger Antifaschismus". Kurzum: Kofler, der, anders als Thomas Bernhard, keine öffentliche Person war, wurde in seinen Texten sehr persönlich. Der Autor selbst meinte 1997 über sein Schreiben: "... am Schreibtisch zu sitzen und ein Buch zu schreiben, das ist einerseits die extremste Ohnmacht und andererseits extreme Allmacht, weil man ja mit der sogenannten Wirklichkeit, dem Universum oder was auch immer, beliebig verfahren kann."

Service

Werner Kofler, "Werke", Sonderzahl Verlag

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