Kunstfilm-Mitarbeiter

GEORG KOLM

Dimensionen

Die Filmpionierin Louise Fleck

Louise Fleck gilt als erste österreichische Regisseurin und Filmproduzentin, nach der Französin Alice Guy-Blaché als zweite weltweit.

Das Leben von Louise Fleck war mit dem österreichischen Kino eng verflochten, sie erlebte die ersten bewegten Bilder im väterlichen Stadtpanoptikum, prägte die Stummfilmära mit, versuchte sich im Tonfilm, lebte im Exil und wurde nach 1945 vergessen.

"Wir machen einen schönen Film, denn wenn er mir gefällt und gut wird, dann gefällt er auch dem Publikum."

Louise und Jakob Fleck in Karlsbad, 1928

Louise und Jakob Fleck in Karlsbad, 1928

MONIKA KOLUSSI

150 Filme

Geboren wurde Louise als Aloisia Veltée am 1. August 1873. Sie war zweimal verheiratet, zuerst mit Anton Kolm, mit dem sie zwei Söhne hatte, dann mit Jakob Fleck. Sie schrieb Drehbücher und führte bei rund 150 Filmen Regie. Sie inszenierte Sozialdramen genauso wie Literaturverfilmungen, Kriminalgeschichten oder Kaiserpropaganda. Sie flüchtete mit ihrem jüdischen Mann vor den Nationalsozialisten ins Exil nach Shanghai. Nach der Rückkehr im Jahr 1947 gelang kein Comeback.

Altes Filmplakat

ÖNB

Der Verschwender ist ein zweiteiliger, österreichischer Stummfilm aus dem Jahre 1917 des Regie-Ehepaars Jakob Fleck und Louise Fleck. Louise Flecks erster Ehemann trug den Nachnamen Kolm.

Louise Fleck war zweifellos eine Filmpionierin. Das belegen Artikel aus damaligen Zeitschriften, die sich mit Filmproduktionen, an denen Louise beteiligt war, beschäftigen. Ihre Filme sind heute nicht berühmt, waren technisch noch unausgereift, nur wenige sind erhalten geblieben.

Nie die Hoffnung verloren

Filmhistorisch interessant ist der Streifen "Der Pfarrer von Kirchfeld" aus dem Jahr 1937 - eine von vielen Ludwig Anzengruber-Verfilmungen und die letzte unabhängige österreichische Produktion vor dem "Anschluss" - für den der Schriftsteller Friedrich Torberg alias Hubert Frohn das Drehbuch schrieb. Louise Fleck war eine außergewöhnliche Frau, die ihre Prinzipien nicht verleugnete, stets sie selbst blieb und sich dennoch weiterentwickelte. Sie ist oft gescheitert und hat doch die Hoffnung nie verloren.

Louise Fleck

GEORG KOLM

Rückreise von Shanghai, 1947

Ein Filmrollenkarton voller Fotografien

Gibt es in Wien noch Menschen, die sich an Louise Fleck erinnern? Kaum. Enkelsohn Georg, 1953 geboren, kennt Anekdoten nur aus zweiter Hand. Doch bei ihm finden sich in einem Karton dutzende Fotografien, die Leerstellen in Louises Leben füllen.

Louise als Kind mit dem großen Bruder, verschmitzt lächelnd. Louise als junge Frau und Fotomodell, scheu blickt sie in die Kamera. Louise auf einem Familienfoto – sie ist nicht auf den ersten Blick zu sehen, liegt sie doch auf einem Schaffell am Boden. Louise am Hafen von Shanghai. Louise bei der Rückkehr nach Österreich, an Bord des Passagierdampfers, zuversichtlich. Louise mit ihrer Enkelin am Ufer des Wolfgangsees, eng umschlungen.

Und dann ist da noch Enkeltochter Monika, geboren 1941, am 1. August - dem Geburtstag ihrer Großmutter. Sie erinnert sich lebhaft und liebevoll an Ausflüge in den Wienerwald genauso wie an Urlaube in St. Gilgen. Mit ihrer Großmutter Louise habe sie eine innige Zuneigung verbunden, auch vom Wesen her seien sie einander ähnlich, doch leider, so erzählt die Enkeltochter schmunzelnd, habe sie auch die Rechtschreibschwäche der Großmutter geerbt.

Am 15. März 1950 starb Louise Fleck in Wien, vergessen von der Öffentlichkeit.

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