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Menschen- und Frauenrechtsexpertin
Aslan Aygül Berivan
Sie ist eine österreichische Politikwissenschaftlerin, Juristin und Politikerin der Grünen. Aygül Berîvan Aslan gilt als Expertin für Menschen- und Frauenrechte sowie Migrationsfragen.
7. November 2019, 10:49
Mag. Aygül Berîvan Aslan wurde 1981 in Kulu in der Türkei geboren. Sie studierte Politikwissenschaft an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.
“Wenn man aus einem politischen Kontext kommt wie ich, deren Vater ein politischer Flüchtling war, dessen Freunde für ihre politischen Überzeugungen verfolgt wurden, dann agiert man anders. Meine Politik ist meine Ehre, ich muss immer in den Spiegel schauen können; sollte das einmal nicht mehr so sein, dann lege ich mein Mandat zurück.”
Als Tochter eines Menschenrechtsaktivisten engagierte sich Mag. Aygül Berîvan Aslan schon früh für Menschenrechte und die Rechte der Frauen. Bereits während ihres Studiums war sie in verschiedenen Integrations -, Kultur- und Sozialprojekten mit dem Arbeitsschwerpunkt Mädchen und Frauen tätig. Von 2013 bis 2017 war sie Nationalratsabgeordnete der Grünen. Aygül Berîvan Aslan engagiert sich besonders für Menschen- und Frauenrechte sowie für Migrationsfragen.
“Wenn wir über Gleichberechtigung, über Geschlechtergerechtigkeit reden, dann wird dieses Thema meist als Angelegenheit der Frauen betrachtet. Gleichberechtigung bedeutet aber viel mehr. Gleichberechtigung ist eine Frage der Machtverhältnisse, es ist eine Frage der Menschenrechte. Es ist aber auch eine Frage der Demokratie. Gleichberech¬tigung, Geschlechtergerechtigkeit und Gleichbehandlung gehen uns alle an. Es ist unsere Pflicht und unsere Aufgabe, diese traditionellen Rollen¬klischees zu brechen, die nach wie vor das Leben von Frauen und Männern beeinflus¬sen, die nach wie vor die Lebensqualität und die Chancen in der beruflichen und auch in der sozialen Entwicklung beeinträchtigen. Leider durchziehen diese patriarchalen Strukturen alle gesellschaftlichen Ebenen.“
“Mein kurdischer Vorname ist Berivan, Bergblume. Es ist für mich ein Name des Widerstands. Als ich 1982 in der Nähe von Ankara geboren wurde, herrschte noch die Militärdiktatur in der Türkei, kurdische Vornamen waren verboten. Deshalb gab mir meine Mutter “provisorisch” den türkischen Namen Aygül, damit ich zu einer Geburtsurkunde kam. Während des Wahlkampfs zur Nationalratswahl 2013 meinten meine BeraterInnen, ich sollte den Vornamen Berivan weglassen, weil ich sonst die türkischstämmige Wählerschaft verlieren könnte. Tatsächlich wurde ich von Angehörigen des rechten türkischstämmigen Lagers gegen Ende des Wahlkampfs bedroht, weil ich mich offen zum Kurdisch-Sein bekannte und weil ich mich als Tirolerin sehe, die als Frau selbstständig ist und dazu noch Feministin. Das bestärkte mich, zu meinem kurdischen Vornamen zu stehen, und wenn ich nur fünf Stimmen bekomme, sagte ich mir, egal, was passiert, ich lasse mich nicht einschüchtern, denn in dem Moment hast du schon verloren. Und jetzt passt der Name umso besser: eine Tirolerin in Wien, Berivan, die Bergblume in der Großstadt.”