Johann Adam Oest

APA/GEORG HOCHMUTH

Todesnachricht

Kammerschauspieler Johann Adam Oest ist gestorben

Das langjährige Ensemblemitglied des Burgtheaters starb am 30. April 2019 nach langer Krankheit in Wien, wie das Haus in einer Aussendung mitteilte. Oest gehörte seit 1986 zum Ensemble - mit einer zweijährigen Unterbrechung, als er 2000 bis 2002 Mephistopheles in Peter Steins "Faust" spielte. Der gebürtige Deutsche wurde 72 Jahre alt.

"Johann Adam Oest konnte alles spielen und alle wollten mit ihm spielen." Burgtheaterdirektorin Karin Bergmann

"Er war der liebenswürdigste Kritiker, der tief denkendste Humorist des Hauses, immer absolut integer, von allen geliebt. Er fehlt fürchterlich", so Burgtheaterdirektorin Karin Bergmann.

Am Burgtheater, wo er in 68 Inszenierungen gespielt hat, arbeitete der vielseitige Darsteller mit den markanten buschigen Augenbrauen unter anderem mit Manfred Karge, Claus Peymann, Peter Turrini, Peter Palitzsch, Paulus Manker, Michael Grüber, Thomas Langhoff, Andrea Breth, Barbara Frey, Matthias Hartmann, Roland Schimmelpfennig, Michael Thalheimer, Alvis Hermanis, Herbert Fritsch und Christian Stückl.

"Wäre er ein Berg, wäre er der Himalaya." Regina Fritsch

Zweimal wurde er für seine subtilen, hintergründigen Rollengestaltungen mit dem Nestroy-Preis für die beste Nebenrolle ausgezeichnet: 2004 für seinen pharisäerhaften TV-Journalisten Ross, der in "Die Ziege oder Wer ist Sylvia" von Edward Albee dem Freund ein ungeheuerliches intimes Geständnis entlockt, sowie 2010 für verschiedene Rollen in "Der goldene Drache" von Roland Schimmelpfennig. Bei der Verleihung erhielt er von Regina Fritsch eine hinreißende Laudatio ("Wäre er ein Berg, wäre er der Himalaya. Wäre er Hollywood-Schauspieler, wäre er Jack Nicholson. Wäre er ein Sänger, wäre er Enrico Caruso. Wäre er ein Land, wäre er Atlantis...") und dankte mit einer kleinen Wahlrede: "Ich bedanke mich bei meinen Wählerinnen und Wählern. Ich möchte ein Nebendarsteller für alle sein."

In seinen letzten Jahren war Oest unter anderem als grüblerischen Prospero in der auf drei Personen reduzierten "Sturm"-Fassung (1988 spielte er in der Peymann-Inszenierung Prosperos Bruder Antonio) auch als einfältiger Schuldirektor in Gogols "Der Revisor", als Dr. Purgon in Molieres "Der eingebildete Kranke" und als Dottore Lombardi in Goldonis "Der Diener zweier Herren" zu sehen. Seine letzten Rollen am Burgtheater waren Zettel und der Weber/Pyramus in "Ein Sommernachtstraum" von William Shakespeare in der Regie von Leander Haußmann und Kaiser Franz Joseph in "Radetzkymarsch" von Joseph Roth (Regie: Johan Simons).

"...nicht nur den wunderbaren Schauspieler trifft, sondern auch einen guten Menschen." Robert Zimmermann

Neben der Kainz Medaille der Stadt Wien (1992/93) und dem Hessischen Fernsehpreis (2005) war der Schauspieler gemeinsam mit Astrid Thomessen auch als Bauherr ausgezeichnet worden: Ihr von Hertl.Architekten aus Holz und Beton ausgeführtes Wohnhaus in Diex am südlichen Abhang der Kärntner Saualpe erhielt den Kärntner Landesbaupreis 2015. Die Laudatio anlässlich der Ernennung zum Kammerschauspieler im Jahr 2016 hielt Leander Haußmann. Mit ihm drehte Oest die Filme "Herr Lehmann" (2002), "Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe" (2007) und "Hotel Lux" (2010). In seiner Laudatio sagte der Regisseur: "Ich freue mich, dass die Auszeichnung nicht nur den wunderbaren Schauspieler trifft, sondern auch einen guten Menschen."

Auch mit Oskar Röhler ("Jud Süß - Film ohne Gewissen"), Philipp Stölzl ("Goethe"), Michael Riebl ("Planet Ottakring") oder zuletzt Virgil Widrich ("Die Nacht der tausend Stunden") drehte der Schauspieler, der zudem eine lange Liste an TV-Arbeiten aufzuweisen hatte.

Text: APA/Red.