Nasim Siabishahrivar

AKMA/AKDN

Spielräume - Nachtausgabe

Klingende Visionen

Die Aga Khan Music Awards in der "Spielräume - Nachtausgabe".

"In manchen Teilen der Welt sind die Worte ‚muslimisch‘ und ‚Musik‘ im öffentlichen Bewusstsein nicht miteinander verknüpft. Aber sie sollten es sein." Es ist ein klares Bekenntnis zur Musik, das Karim Aga Khan IV. in seiner Rede anlässlich der Verleihung der Aga Khan Music Awards ablegt. Das Oberhaupt der 20 Millionen Nizarit/innen (schiitische, genauer ismailitische Muslim/innen) hat 2019 einen Musikpreis ins Leben gerufen, der das klingende islamische Kulturerbe mit 500.000 Dollar fördert.

Asin Khan Langa

Asin Khan Langa

AKMA/AKDN

Drei Tage in Lissabon

Als Schauplatz für die drei Tage dauernden Festlichkeiten, organisiert durch die 2001 gegründete Aga Khan Music Initiative, wurde Lissabon ausgewählt. Die portugiesische Hauptstadt ist bereits in sich eine multikulturelle Welt. Zwei Abende und ein ganzer Tag waren den Konzerten im Rahmen der Aga Khan Music Awards gewidmet, die in der 1956 gegründeten Gulbenkian-Stiftung stattfanden.

Dieses Museum mit Konzertsälen wurde einst durch das Testament des Armeniers Calouste Gulbenkian ermöglicht. Es war der ideale Ort für eine gelebte Verbindung zwischen Ost und West, die auf Taten beruht.

Vielfalt, ein Geschenk

Gleichwohl gelang es dem Aga Khan, auch in Worten zu unterstreichen, dass Unterschiede zwischen Menschen und Kulturen in neuem Licht gesehen werden sollten: "Kulturelle Vielfalt ist keine Last und keine Bedrohung. Sie ist vielmehr ein göttliches Geschenk, eine Möglichkeit zu lernen und sich zu entfalten, eine Chance, zu verstehen und die Identität von anderen und damit die eigene wertzuschätzen."

Von diesem Geist getragen, begann der erste Abend mit einem Konzert, das traditionelle Musiker/innen aus Afghanistan, Syrien, Tadschikistan und Usbekistan mit dem Gulbenkian-Symphonieorchester gemeinsam auf die Bühne brachte. Dieser Abend reflektierte einerseits die Wurzeln der Aga Khan Music Initiative, die in den Ländern Zentralasiens liegen. Andererseits war die Präsenz von zwei syrischen Musikern sicherlich auch ein Zeichen der Solidarität mit dem zerstörten Land, das viele seiner Künstler/innen in die Diaspora getrieben hat.

Abeer Nehme

Abeer Nehme

AKMA/AKDN

"Performance"-Preis & Galakonzert

Ein weiterer Höhepunkt waren die 14 halbstündigen Konzerte (das Wort Wettbewerb wurde bewusst vermieden) um den "Performance"-Preis. Die Wahl fiel auf den blinden ägyptischen Musiker und Musikwissenschafter Mustafa Said, der mit einer Eigenkomposition und einer sehr erzählerisch inspirierten Interpretation eines Liedes aus dem 13. Jahrhundert begeisterte.

Das Galakonzert zur Preisverleihung versammelte dann sämtliche Preisträger/innen der neu geschaffenen Aga Khan Music Awards (sieben Kategorien). Darunter die aserbaidschanische Komponistin Franghiz Ali-Zadeh und der iranische Sänger Mohammad Reza Shajarian, der von seiner Tochter vertreten wurde.

Kunst und Soziales

Ausgezeichnet wurden nicht nur künstlerische Leistungen, sondern auch das Sozialprojekt der tunesischen Singer-Songwriterin Badiaa Bouhrizi sowie Bemühungen zur Wahrung des Kulturerbes in Form eines Museumsprojekts in Tadschikistan und Bildungsprogrammen in Usbekistan.

Die Vielfalt der Musik aus islamisch geprägten Ländern ließ das Publikum staunen und die Musiker/innen nach der Gala zu einer spontanen Jamsession im Foyer der Gulbenkian-Stiftung zusammenkommen, die bis spät in die Nacht hinein dauerte.

Gestaltung