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5. bis zum 16. Juni 2019
Kaufen für den Müll?
Ein Schwerpunkt im ORF zum Thema "Verwenden statt verschwenden" beschäftigt sich zwölf Tage lang mit unserer Wegwerfgesellschaft und den Gegentrends dazu.
14. Mai 2019, 15:59
10.000 Dinge besitzt jeder Mitteleuropäer im Durchschnitt. Wir kaufen Produkte ein und nutzen sie oft viel zu kurz. Ein Plastiksackerl verwenden wir zwölf Minuten lang, bevor es im Müll landet, Smartphones tauschen wir durchschnittlich nach zwei Jahren aus. Die kurze Nutzungsdauer steht in keinem Verhältnis zu den negativen Auswirkungen, die unser Konsum verursacht: Klimawandel, steigende Wasserknappheit in Regionen mit Exportlandwirtschaft (beispielsweise in Südspanien oder dem Nahen Osten), intensive Landnutzung oder Entwaldung und die damit verbundenen negativen Folgen für Ökosysteme und Artenreichtum.
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Wir leben auf Pump
1,7 Erden brauchten wir, um unseren jährlichen Rohstoffverbrauch zu decken. Rohstoffe wie Gold, Silber, Kupfer oder Platin gehen verloren, weil nur 20 Prozent des weltweiten Elektroschrotts recycelt werden. Obwohl Österreich eines der dichtesten Sammelnetze für Elektroschrott in ganz Europa hat, wird weniger als die Hälfte korrekt entsorgt, der Rest landet im Hausmüll. Wir leben auf Pump.
Anstatt in Panik zu geraten, agieren wir so, als gäbe es kein Morgen, wie die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg eindrucksvoll aufzeigt. "Es ist seltsam, dass wir uns das Ende der Welt besser vorstellen können als das Ende unserer Lebensweisen", schreibt der österreichische Schriftsteller Clemens Berger in einem in der Tageszeitung "Der Standard" publizierten Essay mit dem Titel "Die Erde ist bald Geschichte". Zu diesem Schluss kam er nach der Lektüre der Reportage "Losing Earth" des US-amerikanischen Autors Nathaniel Rich. Die Klimakatastrophe, die wir jetzt erleben, hätte verhindert werden können. Vor dreißig Jahren gab es die Chance, den Planeten zu retten.
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Elektroschrott, Plastik und Textilien
Es ist zwar fünf nach zwölf, aber vielleicht ist es möglich, die Uhr ein wenig zurückzudrehen. Teilen, Nutzen, Reparieren anstatt zu besitzen - das sind die Schlagworte einer gesättigten, aber zunehmend ökologisch aufgeklärten Gesellschaft.
Ein Schwerpunkt im ORF zum Thema "Verwenden statt verschwenden" beschäftigt sich zwölf Tage lang mit unserer Wegwerfgesellschaft und den Gegentrends dazu. Inhaltich werden drei Bereiche im Zentrum stehen: Elektroschrott, Plastik und Textilien, also "Fast Fashion", die immer schneller werdenden Produktionszyklen großer Textilketten und der rasche Wechsel von Kollektionen.
Niemand soll auf Kosten anderer leben
Sendungen aus den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft werden in Ö1 Inhalte liefern und im Idealfall einen Denkanstoß liefern. Um globale Nachhaltigkeitsziele geht es zum Beispiel im "Radiokolleg". Im September 2015 hat die UNO der Öffentlichkeit 17 Nachhaltigkeitsziele vorgestellt. "Eine Zukunft für alle", lautet das weltweite Motto. Niemand soll auf Kosten anderer leben, ökonomische Ungleichheiten und soziale Ungerechtigkeiten sollen beseitigt sowie Ökosysteme erhalten und widerstandsfähiger gemacht werden. Die Erde soll bis 2030 friedlich, gerecht, sauber und solidarisch sein. Ein Wunschdenken? Eine Vision? Auf jeden Fall ambitioniert.
Die "Hörbilder" beschäftigen sich mit unserem Elektroschrott und berichten über Gegentrends. Porträtiert wird unter anderem das österreichische Start-up-Unternehmen Refurbed als ein Beispiel für ressourcenschonendes Wirtschaften. Refurbed ist der englische Begriff für runderneuert. Alte Handys, Computer oder Tablets werden in bis zu 40 Schritten generalüberholt. Die freigesetzte CO2-Menge ist bei dieser Art der Produktion um 70 Prozent geringer als beim Bau eines Neugerätes.
Klimawandel - Größte Story, aber im Journalismus nie beherrschendes Thema
"Sieben Todsünden des Journalismus" nennen die Autoren Maximilian Probst und Daniel Pelletier eine Auflistung in der Mai-Ausgabe der Essay- und Literaturzeitschrift "Wespennest", die sich mit dem Klima beschäftigt. Die Autoren zeigen auf, was aus ihrer Sicht derzeit falsch läuft in den medialen Debatten um das Klima: "Der Klimawandel ist in Ausmaß und Auswirkungen die größte Story ever, aber im Journalismus nie zu einem beherrschenden Thema geworden, anders als der Terrorismus, die Islamfrage, der Rechtsnationalismus." Eine Todsünde sei es, das "Klima in der naturwissenschaftlichen Ecke schmoren zu lassen" und die Klimathematik nicht in ihrer allumfassenden Dringlichkeit zu begreifen.
Der "Mutter Erde"-Schwerpunkt des ORF "Verwenden statt verschwenden" findet vom 5. bis zum 16. Juni 2019 statt. Ö1 will mit dem Schwerpunkt einen ganzheitlichen Ansatz liefern - nicht nur, weil am 5. Juni der Weltumwelttag ist, der von der UNO 1972 ausgerufen wurde.