ORF/JULIA REUTER
Tonspuren
Stolz und Vorurteil
Eine Annäherung an Jane Austens Klassiker.
24. Juni 2019, 02:00
"Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau."
Tonspuren | 28 05 2019
Mit viel Ironie eröffnet uns Jane Austen gleich zu Beginn ihres populärsten Romans, worum es geht: Die richtige Wahl eines Ehemannes. Zu Lebzeiten der Schriftstellerin (1775-1817) war genau das Gegenteil der Fall, nämlich dass eine junge Frau ohne Vermögen dringend einen Ehemann benötigte. Heiraten und Vermögen sind die Grundthemen von "Stolz und Vorurteil". So erfährt die Leserschaft gleich im ersten Kapitel, dass der alleinstehende Mr. Bingley in das Anwesen Netherfield Park eingezogen ist.
"… mit einem großen Vermögen - vier - oder fünftausend im Jahr. Was für eine wunderbare Sache für unsere Mädchen!"
… freut sich Mrs. Bennet. Die Mädchen, das sind ihre fünf Töchter Jane, Elizabeth, Mary, Kitty und Lydia. Mrs. Bennet ist regelrecht davon besessen, allesamt unter die Haube zu bringen. Aus gutem Grund. Keine von ihnen ist nach dem Tod des Vaters erbberechtigt, ohne Heirat gäbe es keine wirtschaftliche Grundlage. Die soziale Differenz zwischen den Bennets und dem vermögenden Mr. Bingley sowie dessen noch wohlhabenderen Freund Mr. Darcy ist groß.
Das ist auch eines der Hindernisse, die es im Roman zu überwinden gilt, verlieben sich doch Jane Bennet und Mr. Bingley ineinander, und auch zwischen Elizabeth und Mr. Darcy beginnt sich etwas anzubahnen. Das titelgebende Verhältnis zwischen letzteren steht im Zentrum der Geschichte: Elizabeth hegt allerlei Vorteile gegen den aristokratischen Darcy, dieser wiederum ist aus Standesdünkel zu stolz, sich seine Liebe zu der lebhaften und selbstbewussten jungen Frau einzugestehen.
Mit viel Witz und Ironie erzählt Jane Austen, wie Elizabeth und Darcy doch noch zueinander finden. Allerdings ist "Stolz und Vorurteil" nicht einfach nur ein Liebesroman - mit feiner Klinge wird hier die doppelbödige Moral und Heuchelei der englischen Gesellschaft offenbart. Jane Austens Werke sind Gesellschaftsromane, die sich aus einem Rhythmus öffentlicher und privater Ereignisse zusammensetzen. Die literarische Begabung der Schriftstellerin zeigt sich vor allem in ihren Dialogen, ein zentrales Element ihrer Geschichten. Die Charaktere enthüllen mit ihren Worten ihre Wesenszüge, manche teilen gar die ironische Ader ihrer Schöpferin.
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