Pixi-Bücher

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Legendäre Kinderbücher

Das Pixi-Buch wird 65

Wer in diesen Tagen und Wochen mit Kleinkindern in den Urlaub aufbricht, hat eines ziemlich sicher mit im Gepäck: Das Pixi-Buch. Das robuste Kinderbuch im charakteristischen Kleinformat feiert in diesem Herbst seinen 65. Geburtstag. Und anders als so viele Phänomene im Kinder- und Jugendbereich blickt es auf eine erstaunliche Kontinuität zurück: Äußerlich kaum verändert, scheint es nach wie vor ungebrochene Beliebtheit unter den Drei- bis Siebenjährigen zu genießen.

Kulturjournal | 25 06 2019

Judith Hoffmann

Klein, kompakt und für Kinderhände bestens geeignet. So fasst Frank Kühne, Programmleiter im Carlsen-Verlag, die Vorzüge des Pixi-Buchs zusammen, die dazu führten, dass es sich bis heute nicht verändert hat. "Das kleine Format - zehn mal zehn Zentimeter und 24 Seiten - haben wir über 65 Jahre beibehalten. Es ist so was Besonderes, dass alle Menschen, Erwachsene und Kinder, sofort sehen: Das ist ein Pixi-Buch."

Legendäres Kinderbuch

1954 beschloss der dänische Verleger, Per Carlsen, seine kleinformatigen Kinderbücher auch im deutschsprachigen Raum anzubieten - mit ungeahntem Erfolg. Anfangs waren das vor allem Bilderbücher aus dem Englischen, Dänischen oder Schwedischen; in den 70er Jahren war es so erfolgreich, dass man Originale extra für Pixi zeichnen und schreiben hat lassen. Darunter Klassiker wie "Mama Miezemau" oder "Ferkelchen", die seit Generationen von Kinderzimmer zu Kinderzimmer weitergegeben oder in der eigenen Sammlung sorgsam aufbewahrt werden.

Ein passionierter Sammler aus Nordrhein-Westfalen hat ein Archiv mit über 6.000 Pixie-Büchern und stellt damit wohl so manchen CD- und Schallplattensammler in den Schatten. Der äußere Wiedererkennungswert ist ähnlich prägnant wie bei den genannten Tonträgern. Hinter den strengen, minimalistischen Formatvorgaben liege die Herausforderung darin, dass es genauso sorgfältig gemacht ist wie großes Bilderbuch, so Frank Kühne vom Carlsen-Verlag.

Kritische Stimmen

Ein Ansinnen, dem die Buchhändlerin Gabi Zeiser durchaus skeptisch gegenübersteht. Seit neun Jahren betreibt sie die Kinder- und Jugendbuchhandlung Lesewelt in Wien und erachtet Geschichten eines richtigen Bilderbuches als qualitativ besser. Die Kinder- und Jugendbuchforscherin Susanne Blumesberger sieht einen wesentlichen Kritikpunkt darin, dass es "eher Trivial-Kinderliteratur ist - sehr einfach gehaltene Geschichten, die weniger in die Tiefe gehen.

Aber in dem Fall überwiegen die Vorzüge: dass es zum Lesen anregt, und die Kinder mit Büchern aufwachsen. Vielleicht ist gerade die Einfachheit und Kompaktheit des Pixi-Buches eines seiner Erfolgsgeheimnisse, so Blumesberger.

Liebenswerte Helden

Und auch das hat sich in den letzten sechseinhalb Jahrzehnten kaum verändert: Egal ob Kater Murr, Dr. Brumm, der kleine Rabe Socke oder Lieselotte, die Postkuh: Immer sind es ebenso harmlose wie liebenswerte Heldinnen und Helden, die diese 24 Seiten starke Heile Welt bevölkern. Wohl auch deswegen können Jahrzehnte alte Ausgaben bis heute bedenkenlos nachgedruckt und verkauft werden, sagt Frank Kühne.

Der Erfolg der Bücher ist nicht zuletzt seiner charismatischen Titelfigur geschuldet. Seit den 80er Jahren ist der kleine Kobold Pixi selbst unter die Protagonisten gegangen, und erlebt gemeinsam mit seinen Freunden, einer Truppe munterer Waldtiere, zahlreiche Abenteuer.

99 Cent kostet ein Buch

Seit den 90er Jahren steht Pixi als lebensgroße Figur in oder vor Buchhandlungen und hält den Kindern seine mit Pixi-Büchern prallgefüllte Schale entgegen. Nur ein weiterer Marketing-Clou, der für die ungebrochene Bekanntheit und Beliebtheit der Kinderbuchreihe sorgt.

99 Cent kostet ein Pixi-Buch im Verkauf, die Spanne für Buchhändler liegt bei den üblichen 35 bis 40 Prozent. Dass sich das Geschäft trotz solcher Beträge im Centbereich für alle Beteiligten rechnet, dafür sorgen vor allem die beachtlichen Verkaufszahlen: 30.000, manchmal sogar 70.000 verkaufte Exemplare pro Jahr und Pixi-Buch sind keine Seltenheit. Ein Umstand, der schon früh die Konkurrenz auf den Plan rief. Zahlreiche andere Verlage versuchen nach wie vor, das Erfolgskonzept zu imitieren.

Doch der Eifer zur Nachahmung endete übrigens schon vor Jahren in einem Rechtsstreit, den der Carlsen-Verlag für sich entschied: Nur Pixi-Bücher dürfen seither im charakteristischen 10x10-cm-Format erscheinen.

Geburtstagsgeschenk für die Fans

Die Unverwüstlichkeit der Bücher wurde kürzlich zum Motto der neuen Serie "Baby-Pixi" erhoben, daneben erweitern Formate wie Maxi-Pixi oder Pixi-Wissen das Sortiment. Zum Jubiläum wird im Herbst ein 400 Seiten starker und mit Goldschnitt versehener Sonderband erscheinen, gewissermaßen als Geburtstagsgeschenk für alle treuen Fans.

Ob sich das kleine Taschenbuch auch in Zukunft gegenüber Tablets, Smartphones und anderen Konkurrenten so vehement behaupten wird? Die Kinderbuchexpertin Blumesberger ist optimistisch: Man brauche etwas Haptisches neben all dem Internet. Ähnlich zuversichtlich gibt sich natürlich der Programmleiter Kühne: so wie die Bücher vor 65 Jahren erfunden sind, sind sie perfekt - Format und Umfang stimmen." Insofern wolle man nichts ändern. Bei rund 50.000 verkauften Pixi-Büchern pro Tag scheint das auch nicht weiter notwendig.

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