Symbolische Darstellung von Sedna

ORF/ISABELLE ORSINI-ROSENBERG

Sedna - Meeresgöttin der Inuit

Bei den Inuit, der indigenen Bevölkerung der Polarregion, erzählt man sich diese Geschichte über die Ursprünge der Meeresgöttin wohl am häufigsten:

"Sedna ist ein schönes Mädchen, das ihren eigenen Willen hat - sie weist alle Männer ab, die sie heiraten wollen. Eines Tages kommt ein vermummter Jäger zu Sednas Vater, und bietet ihm für Sednas Hand reichlich Fisch und Jagdbeute an. Der Vater stimmt zu und gibt Sedna einen Schlaftrunk, um sie zu betäuben - der Jäger nimmt seine Braut mit.
Als Sedna aufwacht ist sie in einem großen Vogelnest auf den rauhen Klippen, denn der Jäger war eigentlich ein Sturmvogel, der menschliche Gestalt angenommen hatte.
Als der Vater davon erfährt, will er Sedna zurückholen, und es gelingt ihm tatsächlich sie in sein Boot zu schmuggeln. Doch der Sturmvogel bemerkt die Fliehenden, und peitscht mit seinen Flügeln die eiskalten Wellen auf. Voller Angst wirft der Vater Sedna über Bord.
Sie versucht sich am Boot festzuhalten, aber der Vater schlägt ihr die Finger ab, um sich selbst zu retten. Sedna sinkt ins Meer und wird zur Herrscherin der Tiefe, der Tiere des Meeres und des Wassers. Aus ihren abgeschlagenen Fingern entstehen die kleinen und großen Robbenarten und die Wale."

Unter den verschiedenen Völkern der Region gibt es auch viele Abwandlungen dieser Geschichte, wie Religionswissenschafterin Astrid Mattes von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erklärt. In allen hat sie kein glückliches Schicksal, und so ist Sedna auch nicht unbedingt eine friedvolle oder wohlwollende Göttergestalt. Sie kann wütend sein, den Menschen die Nahrung vorenthalten oder ihr Leben in Gefahr bringen. Aber sie kann auch Nahrung und Leben geben.

Daher ist es wichtig bestimmte Regeln einzuhalten. Wer mit dem Tod oder einer Geburt beiwohnt, muss der Jagd fernbleiben. Bei der Jagd gilt es eine respektvollen Umgang mit den Geschöpfen der Sedna einzuhalten, ansonsten wird sie wütend und nimmt den Menschen ihre Nahrung weg. Ist sie erzürnt, kann oft nur ein Schamane noch versuchen, Sedna zu beschwichtigen. Denn nur mit einer besänftigten Sedna, können die Inuit leben und überleben.

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