Symbolische Darstellung von Ishtar

ORF/ISABELLE ORSINI-ROSENBERG

Ishtar - Himmelskönigin und Liebesgöttin

Mesopotamien, das Zweistromland, eine Wiege der Menschheitskultur. Lange vor unserer Zeit wurde dort eine Göttin verehrt, die bedeutendste Göttin dieser Region - Ishtar.

"Ishtar ist eine sehr komplexe Göttin. Einerseits wird sie mit Liebe, Sexualität und Fruchtbarkeit assoziiert, andererseits aber auch mit Kampf, Krieg und großer Macht. Sie ist eine sehr autonome Göttin. Ihr wichtigstes Attribut ist der Stern, sie wird auch als die Göttin des Morgen- und des Abendsterns angerufen. Häufig wird sie auch bewaffnet dargestellt", erklärt Birgit Heller, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Religionswissenschaft.

Die Sumerer nannten sie Inanna, das bedeutet "Herrin des Himmels", Ishtar ist ihr akkadischer Name. Etymologisch ist sie auch mit der syrisch/phönizischen Göttin Astarte verwandt, die, wie auch Ishtar, eine Rolle im alten Testament spielt. Dort, im sogenannten alten oder ersten Testament, wird vor den - offenbar beliebten - Kulten der Isthar und der Astarte gewarnt, die Göttinnen waren Feindbilder der Propheten Israels.

So wie andere Göttinnen haben auch Isthar und Astarte ihre Spuren in der christlichen Marienverehrung hinterlassen. "Wenn Maria in katholischen Liedern als Himmelskönigin oder lichter Morgenstern bezeichnet wird, dann wird deutlich, das die altorientalische Göttin im Hintergrund steht. Wie Istahr und Astarte entfaltet auch Maria im Christentum eine immense Macht. Allerdings besitzt sie, im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen, keinerlei sexuell erotische Züge", erklärt Birgit Heller.

Laut Birgit Heller lässt die Verbreitung und die Beliebtheit dieser großen Göttin aber nicht auf eine gleichberechtigte oder gar matriarchale Gesellschaft schließen. Dennoch haben Feministinnen die alten Göttinnen vor einigen Jahrzehnten wiederentdeckt. Als Schlüssel zu einer selbstbewussten weiblichen Spiritualität und einem komplexeren Gottesbild.

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