LISA RASTL
Begegnungszentrum mit Patina
Initiative gegen Abriss der Nordbahnhalle
Das Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs gehört zu den größten innerstädtischen Entwicklungsgebieten. Hier entstehen Wohnungen für rund 20.000 Menschen und ebenso viele neue Arbeitsplätze. Etwas abseits der Neubauten steht der denkmalgeschützte Wasserturm und gleich daneben die ehemalige Nordbahnhalle. Zweieinhalb Jahre lang nutzte die Technische Universität die Räumlichkeiten. In der Halle fanden auch zahlreiche nachbarschaftliche und kulturelle Veranstaltungen statt. Nun soll die Nordbahnhalle abgerissen werden. Eine Initiative wehrt sich dagegen.
5. August 2019, 02:00
Mitagsjournal | 05 07 2019
"Die Verhinderung des Abrisses ist wichtig, uns ist es wichtig, dass es ein nicht-kommerzieller Ort bleibt, dass es einen partizipativen Prozess gibt, uns dass es eine rechtliche Absicherung geben wird, die ermöglicht, dass der Charakter der Industriehalle erhalten bleibt", sagt Christoph Laimer von der Initiative "SOS Nordbahnhalle".
Sozialer und kultureller Treffpunkt
Die Initiative wendet sich mit ihren Forderungen an die Stadt Wien. Die Nordbahnhalle war ursprünglich nur zur zeitlich begrenzten Nutzung freigegeben. Die TU Wien führte hier ein Forschungsprojekt mit Start-up-Unternehmen. Doch mit der Zeit wurde der Ort zu einem sozialen und kulturellen Treffpunkt, erzählt der Grafikdesigner Alexander Zöhrer. Er war von Anfang an dabei.
"Wir haben Kunstausstellungen, Lesungen, Sommerkino, Tischtennis-Tourniere, Fahrradrennen, Kleidertauschbörsen, Weihnachts- und Kunstmärkte - es gibt hier nichts in der Umgebung", so Zöhrer. Die Leute kommen vom Grätzel, es gibt keine Angebote hier."
ÖBB übergibt an die Stadt Wien
Noch gehört das Grundstück der ÖBB, in Kürze wird es der Stadt Wien übergeben. Und die Halle soll abgerissen werden, so ist es seit langem geplant. Ein Teil der Halle muss auf jeden Fall weichen, denn hier wird ein Straßenbahnnetz ausgebaut. Doch der andere Teil könnte erhalten bleiben, er sei ein Begegnungszentrum mit Patina im sonst so glatten Neubaugebiet, meinen Elke Rauth und Christoph Laimer, Mitglieder der IG Nordbahnhalle.
"Es braucht Patina und Geschichte von Orten", Elke Rauth
"Wir hoffen, dass die Politik erkennt, was für eine einmalige Chance es hier gibt. Alle Stadtentwicklungsprojekte ringen nach Identität - die ist wahnsinnig schwer herzustellen mit Neubau", sagt Elke Rauth und ergänzt: "Es braucht auch ein bisschen Patina und Geschichte von Orten, um so was zu schaffen wie die Nordbahnhalle. Ich hoffe, sehr, dass die neue Planungsstadträtin Birgit Hebein das erkennt und den Weg freimacht für eine langfristige Nutzung."
Flächenwidmungsplan für Grünraum
Die Forderungen der Initiative SOS Nordbahnhalle richten sich unter anderem an Birgit Hebein, die neue Planungsstadträtin und Vizebürgermeisterin. Die äußert sich auf Anfrage von Ö1 wie folgt: Sie befürworte eine weitere Zwischennutzung. Ab 2021 sei auf dem Gelände allerdings ein Flächenwidmungsplan für Grünraum vorgesehen. Die Zeit bis dahin, so Hebein, könne man nutzen, um neue Räume dieser Art zu finden.
Die IG Nordbahnhalle hat unterdessen eine Petition gegen den Abriss ins Leben gerufen. Am Donnerstag haben bereits über 2.800 Menschen haben bereits unterschrieben.
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