Symbolische Darstellung von Shiva

ORF/ISABELLE ORSINI-ROSENBERG

Shiva - Glücksverheißer und Zerstörer

Populär ist er im sogenannten Westen erstmals als "Liebesgott" der Hippies geworden. Dabei wurzelt die ambivalente Götterfigur des Shiva in einer wilden, ruppigen mythischen Gestalt aus den ältesten indischen Schriften, den Veden.

Diesen Vorgänger Shivas musste man besänftigen, damit er nichts Böses tut, er heilte aber auch", sagt Karin Preisendanz, Südasienwissenschafterin an der Universität Wien und Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Religionswissenschaft.

Jene indische Gottheit, mit der diese schreckenerregende Gestalt in den letzten Jahrhunderten vor der Zeitrechnung verschmilzt, wird fortan euphemistisch Shiva genannt - also der Milde, der Wohlgesonnene - auch der Glücksverheißer. Shivas anderer Beiname, der Zerstörer, kommt wohl noch von diesem alten wilden Gott und von der Vorstellung, dass er die Welt zerstören kann.

Erkennbar auch in der bekannten Darstellung als König des Tanzes. "In einem wilden Tanz, auf einem Dämonen trampelnd, vernichtet Shiva die Welt. Gleichzeitig nimmt er aber mit den Händen eine Stellung ein, die "nicht fürchten" bedeutet. Man soll sich also nicht fürchten, denn es ist zwar eine Zerstörung, aber es gibt danach eine neue Schöpfung," erklärt Karin Preisendanz.

Diese Ambivalenzen kommen bei Shiva viel stärker zum Ausdruck als beim Gott der zweiten großen monotheistischen Religion Indiens, bei Vishnu. Shiva ist auch der Yogi par excellence, er kann der Vorstellung nach Jahrhunderte lang meditieren. Zu seinen asketischen Übungen gehört auch die ständige Vergegenwärtigung der Vergänglichkeit.

Die ihm gewidmete Stadt ist Varanasi in Indien, eine der heiligsten Stätten der Hindu-Traditionen. Shiva hat traditionell einen stark erotischen Charakter und wird auch in Form des Linga - eines Phallus-Symbols - verehrt. All das soll aber dem Prinzip nach nur seinen Sieg über die menschlichen Begierden verdeutlichen.

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