Don Quichotte bei den Bregenzer Festspielen

BREGENZER FESTSPIELE/KARL FOSTER

Bregenzer Festspiele

Massenets "Don Quichotte" - Premiere live

Jules Massenets Oper live von den Bregenzer Festspielen - mit Anna Goryachova (Dulcinée), Gábor Bretz (Don Quichotte), David Stout (Sancho), Léonie Renaud (Pedro), Vera Maria Bitter (Garcias), Paul Schweinester (Rodriguez) u.a. Prager Philharmonischer Chor, Wiener Symphoniker; Dirigent: Daniel Cohen.

Mittagsjournal | 18 07 2019 | Vorbericht

Martin Hartmann

Bekannte Opernwerke auf der Seebühne und Spielplanraritäten im Festspielhaus - dieser bewährten Programmlinie bleiben die Bregenzer Festspiele auch in diesem Jahr treu: Auf der weitläufigen Open-Air-Bühne im Bodensee wird eine neue Produktion von Giuseppe Verdis Klassiker "Rigoletto" aufgeführt, im Festspielhaus wird man sich dagegen einem in unseren Breiten eher selten gespielten Werk von Jules Massenet widmen, der Comédie héroique "Don Quichotte".

Edelkurtisane Dulcinea

Es mag verwundern, dass der für seine Frauenporträts berühmte Massenet den Stoff um den Ritter von der traurigen Gestalt gewählt hat; der Komponist hatte aber auch hier Gelegenheit, eine zentrale Frauenpartie zu schaffen: die schöne Dulcinea - keine Fantasieliebe und auch kein armes Bauernmädchen wie im Roman, sondern eine Edelkurtisane.

Diese Änderung geht auf Jacques Le Lorrain zurück, einen sonst glücklosen Dichter, der erst mit seinem "Don Quichotte"-Schauspiel am Ende seines Lebens 1904 in Paris einen Erfolg verbuchen konnte. Der Direktor der Oper von Monte Carlo soll dem Komponisten die Vertonung vorgeschlagen haben; mit der Oper von Monte Carlo war Massenet in seinen letzten Lebensjahren eng verbunden - und hier trat in jener Zeit auch immer wieder der legendäre russische Bassist Fjodor Schaljapin in Erscheinung.

Fjodor Schaljapin weinte

An ihn hatte der Direktor des Hauses gedacht, als er das Theaterstück um Don Quichotte gesehen hatte. Als der Komponist während der Entstehungsarbeit dem Sänger die Musik vorgespielt hat, soll Schaljapin vor Rührung in Tränen ausgebrochen sein. Die Freiheit im Umgang mit den Noten, mit der der Künstler bei der Uraufführung 1910 die Partie behandelt hat, soll Massenet jedoch weniger begeistert haben.

Nur wenige große Stoffe der Weltliteratur sind zwar verschont geblieben, von Tonschöpfern als Vorlage ausgeplündert zu werden, doch kaum ein Sujet ist derart häufig für Opern, sinfonische Dichtungen, Ballette und Musicals verwendet worden wie Episoden aus dem Roman "El ingenioso hidalgo Don Quijote de la Mancha" von Miguel de Cervantes.

Kampf gegen die Windmühlen

Der Held dieses 1605 geschriebenen Romans, der Ritter von der traurigen Gestalt, ist zum Symbol des die Realität verkennenden und lächerlich wirkenden Idealisten geworden. Caldara, Piccinni, Telemann und Grétry haben sich ebenso dem Sujet gewidmet wie Kienzl, de Falla, Moniuszko, Heuberger - und Jules Massenet. Er und sein Librettist Henri Cain haben aber eben nicht direkt auf den Roman von Cervantes zurückgegriffen, sondern auf ein existierendes Theaterstück.

Doch zumindest eine Szene der Oper - die im Theaterstück von Le Lorrain komplett fehlt - basiert auf dem Original von Cervantes: der berühmte Kampf des Ritters gegen die Windmühlen.

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