Szenenbild "Macbeth"

Dieter Wuschanski

11. Juli bis 11. August 2019

ImPulsTanz startet mit "Macbeth"

In Wien startet zum 36. Mal das internationale ImPulsTanz-Festival für zeitgenössischen Tanz. Bis zum 11. August werden zahlreiche Tanzperformances dargeboten, den Anfang macht heute Abend "Macbeth", eine Produktion des Choreografie-Altmeisters Johann Kresnik im Wiener Volkstheater.

Morgenjournal | 11 07 2019
Von Julia Sahlender und Sebastian Fleischer

Düster und voller Kunstblut, so wird die Eröffnung des diesjährigen ImPulsTanz. Gezeigt wird das zeitgenössische Ballett "Macbeth" unter der Leitung des österreichischen Choreografen Johann Kresnik. Erstmals inszeniert hat er das Stück vom brutalen Aufstieg und tiefen Fall des schottischen Heerführers im Jahr 1988.

Damals in Anlehnung an den Skandal rund um den bis heute nicht restlos aufgeklärten Tod des deutschen CDU-Politikers Uwe Barschel. Auch zur aktuellen politischen Lage sieht Kresnik Parallelen und meint: "Es geht in der Geschichte von Macbeth eigentlich darum ‚Wie weit kann ein Politiker gehen, bis er am Ende ist‘, Österreich ist ja jetzt ein typisches Beispiel. Es hat sehr viel Ähnlichkeit."

Schauriges Tanzspektakel

Die Brutalität von Macbeth auf seinem Weg zum Thron wird durch die teils unheimlich anmutende Musik, die vom Komponisten Kurt Schwertsik stammt, und der Bildsprache auf der Bühne unterstützt. Für das Bühnenbild der bildgewaltigen Inszenierung zeichnete schon bei der Uraufführung 1988 der österreichische Maler Gottfried Helnwein verantwortlich.

Auch für ihn hat das Stück nichts an Aktualität eingebüßt, es sei "so zeitlos und so präzise, dass es auch zeigt, wie wenig sich in der Geschichte verändert. Also die Grundprinzipien, sind immer die gleichen". Lediglich Äußerlichkeiten, wie Namen oder Titel, würden sich ändern. "Aber das Menschliche, diese Gier nach Macht und dann diese Eigendynamik, die Macht entwickelt, das ist zu allen Zeiten gleich", so der Künstler weiter.

Kunst als Störfaktor

Ob zur Zeit Shakespeares, den 1980er Jahren oder heute: Gottfried Helnwein sieht die Kunst in der Verantwortung, wenn es darum geht politische oder gesellschaftliche Missstände aufzuzeigen. Der Verlauf der Geschichte würde auch zeigen, dass die Kunst immer die Zeiten und die politischen Umstände reflektiert, in denen der Künstler oder die Künstlerin gelebt hat. Für ihn hat Kunst eine wichtige Funktion als Regulativ. Sie müsse "eingreifen in das, was da stattfindet und Kunst muss da auch ein Störfaktor sein", so Helnwein.

Auch Johann Kresnik möchte mit seiner oft kompromisslosen Arbeit nicht immer gefallen, gilt er doch als "Berserker" in der Tanz- und Theaterwelt. Das Publikum durch seine Stücke mitunter zu provozieren und die Auseinandersetzung im Publikum anzuregen, das ist ihm sehr wichtig. Er sei auch niemand, der gefälliges Theater machen will oder vor Diskussionen mit den Besucherinnen und Besuchern zurückscheut: "Wenn das Publikum mit mir nach einer Premiere oder Vorstellung diskutieren will, bin ich jederzeit bereit mit ihnen zu diskutieren und auch zu streiten, weil Publikum ist nicht alles!", so der Choreograf.

Text: Julia Sahlender

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