Blick auf die Bühne vor der Karlskirche

Simon Brugner

25.-28. Juli 2019

Seismograph von Trends - 10. Popfest startet

Das schon traditionelle Wiener Popfest Wien steht vor der Tür - und diesmal ist es gar eine Jubiläumsausgabe, die bei fast perfektem Festivalwetter rund um den Karlsplatz über die Bühne gehen wird. Von Donnerstag bis Sonntag feiert das Gratisfestival sein zehnjähriges Bestehen - mit rund 70 Live Acts auf zehn Bühnen. Als Kuratorinnen für das Jubiläumsprogramm am Karlsplatz verantwortlich sind heuer die Musikerinnen Mira Lu Kovacs und Yasmo. Sie wollen zu einer Pop-Entdeckungsreise einladen, die alte Hierarchien bewusst hinter sich lässt. Zu entdecken gibt es jedenfalls allerlei Neues.

Morgenjournal | 25 07 2019

David Baldinger

Ein Gratisfestival mitten im Sommer, mitten in der Stadt, jährlich frisch kuratiert, mit den interessantesten, vielversprechendsten und talentiertesten Musikerinnen und Musikern der Stadt und des Landes. Nach zehn Jahren hat sich das Popfest tief ins kulturelle Bewusstsein von Freunden aktueller österreichischer Musik eingebrannt.

"Hip-Hop hat den Beat"

Die Grunddynamik des Festes, dass Jahr für Jahr jemand anderer aus dem erweiterten Pop-Universum der Stadt kuratiert, hat sich bewährt. Bewahrend ist hier aber nichts. Das Popfest bleibt Seismograph von Trends. Das gilt auch für den 2019er Jahrgang, der mit starker Hip-Hop-Note daherkommt. "Weil Hip-Hop den Beat hat", weiß Mira Lu Kovacs. "Und das Herz. Hip-Hop war immer schon gesellschaftskritisch und entwickelt sich immer weiter - man kann eigentlich nur entspannt beobachten, was so passiert."

Kulturjournal | 25 07 2019 - Die Kuratorinnen im Gespräch

David Baldinger

Mira Lu Kovacs und Yasmin Hafedh vor der Karlskirche

Mira Lu Kovacs und Yasmo - Kratorinnen der Jubiläumsausgabe

YAVUZ ODABAS

Von den Plakaten grüßen diesmal zehn weiße Mäuse mit roten Augen. Auch das sinnbildlich, wenn auch keine künstlerische Entscheidung der beiden Kuratorinnen. "Wenn man nur kurz hinsieht, dann sehen die Mäuse ein bisschen gefährlich aus", sagt Mira Lu Kovacs. "Aber manchmal muss man sich auch an Musik erst herantasten, bis man sie versteht. Vielleicht hilft das, um Vorurteile oder Ängste abzubauen."

Let’s talk about pop, baby!

Mira Lu Kovacs und Yasmo stehen für eine natürlich selbstbewusste weibliche Identität - auch und gerade im Musikbusiness. Künstlerinnen durch eine formale oder informelle Quote auf die Bühnen zu hieven ist allerdings nicht der Stil der beiden. Kovacs und Yasmo wollen nicht zuletzt den Diskurs über Pop befeuern - in einem Land, das doch immer wieder lieber im kulturellen Gestern schwelgt anstatt sich dem akut Heutigen zu stellen. "Es wird in Österreich immer noch ganz genau vermessen, was E und was U ist, was ist Hoch- und was Subkultur", findet Yasmo. "Die Hochkultur will die Subkultur nicht ernst nehmen, während aber die Hochkultur der Subkultur das Publikum wegnimmt."

Die neue Norm

Tag eins des Popfests ist jedenfalls dezidiert weiblich. Ein Statement? Nicht unbedingt. Denn "wenn man es als Statement lesen möchte, dann ist es ein Statement. Wenn man es als Selbstverständlichkeit sehen möchte, kann man es auch so sehen", findet Yasmo. "Wir versuchen eher, die neue Norm darzustellen", ergänzt Kovacs. "Nicht nur wie wir sie sehen, sondern wie sie auch einfach ist."

Mehrere hundert Einreichungen boten den beiden reichlich Audio-Stoff für kalte Wintertage. Am Ende wurden dann rund 70 Acts eingeladen. Als Beispiel für den angepeilten Weltstadt-Sound von Wien nennt Yasmo die Rapperin Ebow.

Ebow

Rapperin Ebow eröffnet am Donnerstag um 18:30 Uhr die Seebühne

TOBIAS GRUBER

"Sie ist ursprünglich aus München, war dann in Berlin, dann in Wien, dann wieder nach Berlin gegangen ist und jetzt wieder in Wien ist." Zu sehen gibt es auch "Wurst". Das neue Projekt von Conchita Wurst bespielt heute ab 22 Uhr die Seebühne am Karlsplatz.

Wien ist so viel mehr …

"Wien ist nicht nur weiß, nicht nur hochprivilegiert, nicht nur akademisch gebildet, sondern Wien ist so viel mehr", sagt Mira Lu Kovacs über eine Grundausrichtung der Ausgabe 2019. Das Popfest 2019 gibt sich zwar urban und selbstbewusst wienerisch, streckt seine Fühler aber auch in Richtung Land bzw. Bundesländer aus.

Lou Asril

Lou Asril bespielt am Freitag ab 20 Uhr die Seebühne

LAURENZ HINTERMAYER

Lou Asril kommt aus Linz, ist 18 Jahre jung und gilt schon jetzt als begnadete Soul-Hoffnung. Mit Diskussionsrunden und Panels zu aktuellen Themen bieten Kovacs und Yasmo nicht nur Selbsthilfe-Bootcamps an, sie entwickeln das Popfest auch konsequent in Richtung Szene-Treffpunkt weiter.

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popfest - 25.-28. Juli 2019

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