Josef Hoffmann

Josef Hoffmann - MAK ARCHIV

Otto-Prutscher-Ausstellung

Josef-Hoffmann-Museum in Brtnice

Der Architekt Josef Hoffmann hat das Kunstgewerbe des 20. Jahrhunderts geprägt. Er war Mitbegründer und Designer der Wiener Werkstätte; und als Lehrer an der Kunstgewerbeschule von 1899 bis 1936 prägte er viele Architekten und Designer der Wiener Moderne. Geboren wurde er 1870 in einem kleinen Ort in Mähren, im Süden der heutigen Tschechischen Republik: Brtnice, deutsch Pirnitz. Sein Geburtshaus wird vom MAK, dem Museum für Angewandte Kunst, gemeinsam mit der Mährischen Galerie in Brünn als Hofmann-Museum betrieben; die neue Ausstellung gilt dem Architekten und Zeitgenossen Hofmanns Otto Prutscher.

Wenn im Josef-Hoffmann-Museum in Brtnice eine Ausstellung eröffnet wird, findet sich der ganze Ort ein scheint es; und auch einige Besucherinnen aus dem etwa 150km entfernten Wien sind angereist. Zu sehen gibt es eine Dauerausstellung zum Werk von Josef Hofmann, sowie wechselnde Jahresausstellungen und einen großzügigen Garten. In diesem ist eine mobile Wohnbox aufgestellt, die als Gastatelier genutzt werden kann.

Josef Hoffmann, Weinglas, Wien, nach 1912

MAK/GEORG MAYER

Josef Hoffmann, Weinglas, Wien, nach 1912

Sommersitz und Design-Labor

In dem Haus mit der spätbarocken, gelben Fassade auf dem Hauptplatz wurde Josef Hoffmann geboren, und er verbrachte seine Kindheit hier. Nach dem Ableben der Eltern, also ab 1907, gestaltete er das Haus um und nützte es gemeinsam mit seinen Schwestern als Sommersitz.

Für Hoffmann war es auch ein Testfeld für seine gestalterischen Ideen, die er später in Wien und andernorts verwirklichte, erklärt der Kurator Rainald Franz: "Er hat die historischen Möbel seiner Eltern kombiniert mit ganz modernen, aktuellsten Mustern aus der damals neu gegründeten Wiener Werkstätte. Er nutzt Textilien, aber auch Vorlagen für Wandschablonen, die damals in Wien ganz up-to-date waren, und bringt sie in dieses spätbiedermeierliche Haus hinein. Dieses Mischen mit historischen Möbeln und der Umgang mit einer historischen Bausubstanz - das ist etwas, das Hoffmann wirklich sehr gut beherrscht hat. Er hat hier wirklich einen wunderbaren Sommersitz für sich und seine Schwestern errichtet und war auch wirklich bis 1945 jeden Sommer hier."

Ein Ort für die Gemeinschaft

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Familienbesitz enteignet - das Haus wurde hernach sowohl von der Roten Armee genützt, als auch als Arbeiterhaus der örtlichen Parteiorganisation der Tschechoslowakischen Kommunisten. Ab 1970 wurde ein Teil des Gebäudes von der städtischen Bücherei genützt - der Rest jedoch war in einem katastrophalen Zustand.

Rostyslav Korycanek von der Mährischen Galerie in Brünn meint, dass das Gebäude nur dank der Bücherei überlebt hat: "Außerdem war es die Bibliothekarin, die erwirkte, dass hier eine Gedenktafel für Hoffmann angebracht wird, und es ist auch Ihre Initiative gewesen, das Haus instand zu setzen und als Museum einzurichten. Die Bücherei ist also für die Nachkriegsgeschichte dieses Bauwerks immens wichtig - und sie ist auch heute noch wichtig für die örtliche Gemeinschaft."

Die Besucher sind vor allem Tagesausflügler und Schulklassen, erzählt Korycanek: "Die Bevölkerung von Brtnice ist zwar stolz auf diesen berühmten Sohn ihrer Stadt, aber das bedeutet nicht, dass sie das Museum oft besucht hätte. Aber das ändert sich nun, denn wir bemühen uns, das Hoffmann-Haus nicht nur als Museum zu führen, sondern auch den Garten zu öffnen. Das soll ein öffentlicher Raum sein, in dem sich Ansässige treffen können, wo Kinder spielen können und eben auch Touristen willkommen sind."

Interregionale Zusammenarbeit

Die Mährische Galerie in Brünn ist das zweitgrößte Museum der Tschechischen Republik, sie hat mehrere Standorte - das Hofmann-Haus Brtnice ist einer davon. Die Kooperation mit dem Museum für Angewandte Kunst in Wien sei eine große Chance, meint Rostislav Korycanek: "Für uns ist das eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit. Das MAK ist eine Art ‚größere Schwester‘ des mährischen Kunstgewerbe-Museums, das zur Mährischen Galerie gehört. Beide wurden zur gleichen Zeit gegründet und waren wichtige Einrichtungen für das Kunstgewerbe in Österreich-Ungarn. Über das Hoffmann-Haus und die Kooperation haben diese beiden Museen wieder zueinander gefunden. Für uns bedeutet diese Kooperation, die durch das Interreg-Programm der EU gefördert wird, sehr viel."

In die aktuelle Jahresausstellung hat die Mährischen Galerie Leihgaben eingebracht - kunstvoll gefertigte Gläser, sowie eine von Thonet produzierte Sitzgruppe - die Entwürfe stammen von Otto Prutscher. Ihm ist die aktuellen Jahresausstellung gewidmet.

Ausstellungsansicht

Josef Hoffmann - Otto Prutscher, Ausstellungsansicht

KAMIL TILL/MÄHRISCHE GALERIE, BRNO/MAK

Hoffmann und Prutscher

Wie Josef Hoffmann entstammte auch Otto Prutscher eine Handwerkerfamilie. Er war einer der ersten Absolventen von Josef Hoffmann an der Wiener Kunstgewerbeschule; und 1909 wurde er dort selbst Professor. Für die Wiener Kunstschau 1908 gestaltete er einen eigenen Raum; er baute zahlreiche Villen und auch einige Wohnhausanlagen im Roten Wien.

Zahlreiche Entwürfe für Möbel, Textilien und Interieurs gehen auf Otto Prutscher zurück, sagt Rainald Franz: "Wir zeigen ihn in dieser Ausstellung als Allgestalter, der die Idee Josef Hofmanns kongenial aufnimmt, in allen Bereichen des täglichen Lebens Gestaltung anzuwenden." Während der NS-Zeit erhielt Prutscher Berufsverbot, da er sich weigerte, seine jüdische Frau zu verlassen. Für das Museum für angewandte Kunst in Wien bereitet Rainald Franz als Kurator eine große Prutscher-Retrospektive vor - 70 Jahre nach dessen Tod 1949 soll diese Ausstellung an den sogenannten "Allgestalter der Wiener Moderne" erinnern.

Otto Prutscher, Stengelgläser, Wien, um 1907

Otto Prutscher, Stengelgläser, Wien, um 1907

MORAVSKA GALERIE, BRNO

Service

MAK – Josef-Hoffmann-Museum Brtnice

Gestaltung

  • Anna Soucek