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PETER REICHERT

2. bis 25. August 2019

Nestroys "Jux" in Stockerau

Auf eine 55-jährige Tradition blicken die Festspiele Stockerau zurück. Jürgen Wilke war hier Intendant, Alfons Haider hat hier den Musicalsommer initiiert und zuletzt hat Zeno Stanek den Platz vor der Kirche mit neuen Theaterideen belebt.

Doch als im letzten Jahr die Zuschauerzahlen drastisch sanken, die Einnahmen unter den Erwartungen blieben und die Gemeinde Geld zuschießen musste, kündigte man Staneks Vertrag und suchte nach einem neuen Intendanten. Im Schauspieler und Regisseur Christian Spatzek hat man ihn gefunden. Mit Nestroys "Einen Jux will er sich machen" versucht Spatzek nun die traditionsreichen Festspiele wieder auf Vordermann zu bringen.

Morgenjournal | 02 08 2019

So sommerlich leichtfüßig das Sommertheater oft erscheint, so folgt es doch seinen ganz eigenen schwierigen Gesetzen. Das weiß der neue Intendant der Stockerauer Festspiele Christian Spatzek nur allzu gut. Theater im Freien erfordert ein spezielles Spiel, die Sehgewohnheiten des Publikums und seine Erwartungen sind anders. In Stockerau wurde das im letzten Jahr deutlich spürbar.

Stellschrauben angezogen

Es wurde nicht angenommen. Der Zeno Stanek ist ein großartiger Theatermann, er hat versucht einen neuen Weg zu gehen - vielleicht war es zu künstlerisch", sagt Spatzek. Und so habe man ihn gefragt, ob er mit einem Sparbudget in Stockerau Theater machen könne.

Und so hat Spatzek, der vielen noch aus seiner Rolle als Gustl im "Kaisermühlenblues" bekannt ist, ein paar Stellschrauben angezogen, die Vorstellungen reduziert, eine Sitzreihe entfernt, die Kartenpreise gesenkt und den bewährten Nestroyjux in einer idealen Besetzung auf die Bühne gehoben. Spatzek selbst übernimmt die Rolle des Weinberl, Gerhard Ernst spielt den Zangler, Barbara Kaudelka den Lehrbub Christopherl und Franz Surahda den Melchior.

"So wie Nestroy es vielleicht gemeint hat"

Ganz klassisch in jeder Hinsicht wird dieser Nestroy gegeben - in liebevoll naturalistischer Kulisse mit echtem Pferd, historischen Kostümen und wortgetreu. Reaktionär? "Nein, Revolutionär!", sagt Christian Spatzek: "Ich kann ja nicht besser sein, als der Nestroy. Deswegen versuche ich, ihn so zu spielen, wie er es vielleicht gemeint hat - seinen Rhythmus, seinen Humor herauszuarbeiten."

Was nicht heißt, dass nicht die eine oder andere Coupletstrophe ins Heute verweist. Nestroy dient Spatzek als Schuhlöffel für sein erstes Jahr in Stockerau, in Zukunft könnten es auch weniger bekannte Werke der österreichischen Literatur werden. Für das sommerliche Pawlatschentheater hat er schon seit seiner Studentenzeit in Salzburg eine besondere Vorliebe - in Parndorf hat er sich seit 2012 ein treues Publikum herangezogen, und auch in Mauer, Eisenstadt und Wiener Neustadt gastiert er und nutzt dabei - wie einst Jürgen Wilke - Synergieeffekte.

Premiere von "Einen Jux will er sich machen" war am Freitag in Stockerau. Zu sehen ist das Stück noch bis zum 25. August.

Service

Vorstellungen finden finden am Dr. Karl Renner Platz in Stockerau statt - von 2. bis 25. August 2019 immer Donnerstag bis Sonntag. Bei Regen gibt es im Z 2000 eine Ausweichspielstätte.

Gestaltung