Bühnenaufgang des Wiener Burgtheaters

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Bühne

Der Theaterherbst startet

Drei Premieren an drei aufeinanderfolgenden Tagen zum Einstand von Martin Kusej - Doderer-Schwerpunkt in Wiener Theatern zum Saisonauftakt, die Rückkehr von "Cats" und die letzte Uraufführung unter Dominique Meyer an der Staatsoper: Ein Überblick für die Produktionen des Theaterherbstes.

"Die Bakchen" des Euripides werden Martin Kusejs Ära am 12. September einläuten. Die Regie der Eröffnungsproduktion übernimmt - anders als mancher inszenierender Direktor vor ihm - nicht er selbst, sondern sein deutscher Kollege Ulrich Rasche. Er zählt zu den derzeit meistbeachteten Regisseuren, polarisierte mit Klassiker-Inszenierungen in München und Salzburg und präsentiert sich nun erstmals in Wien.

"Rasche Inszenierungen stehen mit ihren Chören, in ihrer Konsequenz, Präzision und Kraft einzig da in der Theaterlandschaft. Der Chor hat heute wieder eine große gesellschaftliche Relevanz", sagt Martin Kusej, der das Burgtheater zu einem Raum der Vielsprachigkeit machen will. Einen ersten Eindruck gibt es mit dem Stück "Vögel" des libanesisch-kanadischen Autors Wajdi Mouawad, dass in den Konfliktherd des Nahen Ostens führt und auf Deutsch, Englisch, Hebräisch und Arabisch gespielt wird - Premiere ist am 13. September im Akademietheater. Tags darauf präsentiert Kusej schließlich seine eigene Münchner Inszenierung von Edward Albees "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?".

Melzer-Darsteller: "Denken abgewöhnen"

Mit einem anderen Klassiker des 20. Jahrhunderts, nämlich Heimito von Doderers "Die Strudlhofstiege", öffnet diesen Donnerstag das Theater in der Josefstadt seine Pforten. Janusz Kica inszeniert die szenische Fassung von Nicolaus Hagg, in der Hauptrolle des Major Melzer ist Ulrich Reinthaller zu erleben.

"Der Melzer ist eine Form von Substrat eines erlernten Krankheitsbildes der Menschheit - insofern, als man Menschen durch Erziehung Denken abgewöhnen kann", so der Schauspieler über seine Rolle. Ebenfalls eine Doderer-Bearbeitung, nämlich "Die Merowinger oder Die totale Familie" in einer Fassung von Franzobel, bildet den Saisonauftakt am Wiener Volkstheater.

In den Bundesländern setzt man wiederum auf Friedrich Schiller: In Sankt Pölten hat am 12. September "Der Parasit" Premiere, am Linzer Landestheater startet man einen Tag später mit "Maria Stuart". Das Musiktheater Linz bestreitet seinen schwungvollen Auftakt schon Ende dieser Woche mit "Sister Act".

Von Katzen bis Currentzis

Apropos Musical: Da kehrt ein wahres Kult-Stück ins Wiener Ronacher zurück: Andrew Lloyd Webbers "Cats", wie schon in den 80ern inszeniert von Trevor Nunn, ist ab 20. September zu erleben. An Opernpremieren stehen Antonin Dvoraks "Rusalka" im Theater an der Wien oder in Graz Verdis "Don Carlos" ins Haus, die Wiener Staatsoper präsentiert Anfang Oktober eine Neuproduktion von Benjamin Brittens "A Midsummernight's Dream". Hier folgt dann am 8. Dezember eine mit Spannung erwartete Uraufführung, das zweite Auftragswerk unter dem scheidenden Direktor Dominique Meyer: Olga Neuwirths "Orlando" nach einem Roman von Virginia Woolf.

Karoline Gruber inszeniert die fiktive Biografie einer Frau, die mehrere Epochen Englands durchlebt. Sie habe schon vor Jahren in einem Interview angegeben, dass sie gerne den "Orlando" inszenieren würde, erklärt die österreichische Regisseurin - damals habe die Oper noch nicht einmal als Idee existiert. Dass sie nun Neuwirths Stoffbearbeitung aufführen dürfe, bezeichnet sie als "einen Höhepunkt in meinem beruflichen Leben".

Freunde der klassischen Oper werden schon ab diesem Donnerstag ins Wiener Konzerthaus pilgern: Teodor Currentzis und seine musicAeterna werden dort an drei Tagen alle drei Mozart-Da-Ponte-Opern in konzertanter Form zu Gehör bringen.

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