Nonseum

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Maecenas Publikumspreis

Nonseum - Verein zur Verwertung von Gedankenüberschüssen

„KNUST" - Das Alpha und Omega nonrealer KUNSTphilosophie!

Alles begann 1984 mit der 1. Österreichischen Nonsens Erfindermesse. Das ist gut 35 Jahre her. Eine Freundesgruppe rund um den Bildhauer Fritz Gall und den Weinhauer Friedl Umschaid breiteten ihre Form gewordenen Gedanken in Garten, Kuhstall und Stadl des friedelschen Bauernhofs aus, hängten ein paar Plakate auf und warteten auf siebenunddreißig staunende Gäste. Dass daraus ein Ansturm von fünftausend Leuten werden würde, hatte niemand ahnen können. Das Fernsehen war da, die Zeitungen – es wehte erstmals ein Hauch von großer Welt durch das 1000-Seelen-Dorf Herrnbaumgarten. Plötzlich war die grundsympathische, aber etwas von der Landkarte gerutschte Gemeinde im nordöstlichen Weinviertel allerorts bekannt. All dies führte 1991 aus einer eher absichtslosen Idealsituation fast zwangsläufig zur Gründung des Vereins zur Verwertung von Gedankenüberschüssen (VVG), 1994 zur Eröffnung des weltweit einzigartigen Nonseums und 2001 zur Proklamation der Ortschaft zum "Verruckten Dorf".

Mit Getöse vorwärts - und Eigentor: immerhin ein Treffer!

Der VVG ist in einer Zeit, in der Vernunft und Rationalität unser Leben bestimmen, ein seltsam bunt klingelndes Werkl - eine Art Weltmaschine, bei der zur Überraschung aller dann doch noch etwas herauskommt. Auch wenn man es nicht brauchen kann! So funktioniert‘s auch nicht viel schlechter, macht aber wesentlich mehr Spaß.

Erfindungen, die wir auch nicht brauchen

Unter den zahlreichen Anlaufstellen für Lebenshilfe, an denen wir mit Ratschlägen bestürmt werden, hat das Nonseum einen besonders aufrichtigen Charakter: Es nützt wirklich niemandem, das aber sehr gewissenhaft und mit aller Liebe.

In diesem weltweit einzigartigen Museum zeigt der VVG 487,5 herzzerreißend (un)verzichtbare Erfindungen. Epochale Weltverbesserungsvorschläge wie der ausrollbare Zebrastreifen konkurrieren mit Sensationsfunden wie der historischen Knopflochsammlung oder dem Skelettfund des letzten k.u.k. Doppeladlers, freundlich umspült vom Teller mit integriertem Abfluss.

Jiro Shimizu

Jiro Shimizu

Highlights der letzten Jahre:

2017: "Knust - Das Alpha und Omega nonrealer KUNSTphilosophie!"

Sie stehen - na, sagen wir mal - in der Modern Tate Gallery vor einem leicht zerzausten Rosshaarbesen und einer rosafarbenen Plastikschaufel mit vorgelagertem Lurch. Die Hoffnung, dass es sich bei dem dreidimensionalen Arrangement gnadenhalber um das Handwerkszeug des Putztrupps auf Mittagspause handeln könnte, erlischt spätestens bei der Lektüre des an die Wand gepinnten Elaborats. Laut Kurator handelt es sich bei diesem inhärenten Schlüsselwerk der Moderne um eine frühe Arbeit aus der fertilitären Kompressionsphase des Künstlers, in dessen unterem Zentrum sich der plastinöse Kehrichthaufen zu konglominärer Montanität auftürmt. Dank des radikal-stringenten Besenstiels erschließe sich dem zweifelnden Betrachter die metaphysische Botschaft an sich zunächst nur biomorph, um ihn dann umso konversiver an den eigenen latenten Ignorismus zu erinnern und mit noch nie dagewesener originärer Impertinenz aufs rosakulare Kunststoffschauferl zu nehmen.

Im Zuge des Viertelsfestivals Niederösterreich unterlief Nonseumschef Fritz Gall mit elf sinnentleerten Knustobjekten den völlig überdrehten Kunstmarkt mit feinsinniger Ironie und bat neun wortgewaltige Literatenfreunde und seine Frau Betty (best of all) jeweils ein Gallsches "Opus magnum" wuchtig zu interpretieren. Das Wandlungswunder vom nutzlosen Gerümpel zum wundersamen Gesamtkunstdings fand live bei den Eröffnungsfeierlichkeiten am 17. Juni statt. Fünf Minuten jeweils hatten Alfred Komarek, Betty Gall, David Staretz, Josef Schick, Kurt Palm, Martin Neid, Michael Kos, Stefan Slupetzky, Thomas Weber und Wolfgang Neubauer, um dem baffen Publikum die Urgewalt der Werke mit hochgestochener verbaler Raffinesse näherzubringen. "Maaama, schau dir des Graffl an, der muaß der Großmuada in Kost‘n ausgramt haben!" "Marantjosef Voda, a so a Glumpert!" - so das Resümee von Martin Neid.

2018: "Herrenbaumgarteln - Diesseits von Eden"

Beim Nonseums-Gartenfest konnten die Besucher unter den lauschigen Obstbäumen getrost Wurzeln schlagen ohne sich in die Nesseln zu setzen - kein Eden für jeden, aber doch irgendwie Idylle vom Blatt. Die Gäste jedenfalls ließen sich gerne vom Periskop für den Allerwertesten, der schmucken Reihenhaussiedlung für Maulwürfe und der kostengünstigen Restplatzbörse für den Zaungast pflanzen.

Und dann großer Sturm im Gurkenglas: Unser Dschungelcamp! Mit seinen vollen Gießkannen - äh, Schikanen haarscharf am Rande der Legalität und an der Grenze des vegetativen Wachstums! Alle fieberten mit den vier Paaren - allesamt lokale Politprominenz - mit. Da wurde umtriebig nach der Nadel im Laubhaufen gewühlt, das Edenbombenkatapult, die Gartenzwergwurfbude und das tränenreiche Krenreiben waren nur Aufwärmrunden für den finalen Verzehr von Heuschrecken.. Würg. Nur der trockenste örtliche Veltliner konnte den papierenen Geschmack neutralisieren.

Und damit Herrnbaumgarteln nicht patriarchalisch auswucherte, hatten wir sicherheitshalber die Selbsthilfegruppe "Frauenkomp(l)ott" quasi als musikalische Schädlingsbekämpfung herbeordert. Die sechs Genderhennen sangen alles – vom traditionellen bis hin zum männervernichtenden Volkslied!!! Ein prächtiger Gartennachmittag, der wenig Grasnarben hinterließ!

2019: Der "Erdball" am 25. Jänner im Labyrinthkeller

Mit 14 Bands rauschte der Erdball Ende Jänner traditionell vorbei. Kometenhaft! Und es gibt ja immer einen Untergrund zum Feiern! Hunderte Nachtschwärmer jedenfalls ließen sich diesen ekstatischen Tiefpunkt der Ballsaison nicht entgehen. Rockige Lehmröhren! Twistende Sternschnuppen! Schweifende Stars! Spiralige Nebel! Taffe Tänzer! Berauschende Flüssigkeiten! Walzende Erinnerungslöcher! Unterirdische Talks! Schräge Nachtschattenstimmung! Lässige Fracks in nobler Zerlumptheit! Ungestüme Kostüme und marode Barocknis! Nobelwarmes Schuhwerk!

Übrigens: Wenn Sie den 2019-er verpasst haben, so notieren Sie für 2020 den letzten Freitag im Jänner! Da wird wieder gewalzt und geröhrt Und bereiten Sie sich zum Smalltalk gewissenhaft vor! Denn tief unter den Wurzeln der Erde wird liebend gerne über überüberirdische Themen parliert.

Der Tag danach am Samstag, dem 26. Jänner

Damit das Morgengrauen nicht gar so krass daherkam, öffnete das Nonseum für spät der Unterwelt entstiegene Lehmgräfinnen oder früh erblühte Lössbeinschwinger oberirdisch ein smartes Zeitfenster, um auch dem blassen Nachtvolk ein Lächeln zu entlocken. Übrigens: unsere kernigen Kaffeezuckerl überbrückten jeden noch so abgründigen Durchhänger.

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