AFP/DANIEL ROLAND
Frankfurter Buchmesse
Friedenspreis an Fotograf Sebastiao Salgado
Mehr als 300.000 Interessierte haben heuer die Frankfurter Buchmesse besucht. Im Fokus waren die großen Themen der Gegenwart - vom Klimawandel bis zur Meinungs- und Publikationsfreiheit. Für Gesprächsstoff hat bei der Messe auch der Literatur-Nobelpreis gesorgt, der an Peter Handke verliehen wurde.
21. November 2019, 02:00
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Einer der Höhepunkte der Frankfurter Buchmesse war die Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels. Als erster Fotograf wurde der 75-jährige Brasilianer Sebastiao Salgado ausgezeichnet - gewürdigt wurde nicht nur seine eindrücklichen Bildreportagen, sondern auch sein Einsatz für die Natur.
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Soziale Gerechtigkeit und Frieden
Sebastiao Salgado hat über den Irakkrieg berichtet und den Völkermord in Ruanda, über Flüchtlingsströme in Afrika und unmenschliche Arbeitsbedingungen in Lateinamerika. In seinen konsequent in schwarz-weiß gehaltenen Bildern hat er aber nicht nur Elend, Ausbeutung und Kriege dokumentiert, sondern auch die Schönheit bedrohter Natur.
"Wir müssen schützen, was noch nicht zerstört wurde."
Sebastiao Salgado
Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung wird seit 1950 vergeben. Vor der Friedenspreisverleihung sendete der brasilianische Fotograf und Umweltaktivist einen eindringlichen Appell: "Wir müssen schützen, was noch nicht zerstört wurde. Wir müssen zusammenstehen und daran arbeiten. Ich habe Hoffnung: gemeinsam können wir den Planeten retten."
Erstmals Fotograf prämiert
Salgado ist der erste Fotograf, der den renommierten Friedenspreis bekommt. Ausgezeichnet wird er als Künstler, "der mit seinen Fotografien soziale Gerechtigkeit und Frieden fordert und der weltweit geführten Debatte um Natur- und Klimaschutz Dringlichkeit verleiht", wie es in der Preisbegründung heißt, er mache "die geschändete Erde ebenso sichtbar (...) wie ihre fragile Schönheit".
In seiner brasilianischen Heimat sehe er allerdings mehr Zerstörung als Rettung, meinte Sebastiao Salgado. Es sei ein Desaster, nicht nur die Zerstörung des Regenwaldes, es sei ein Desaster in allen Teilen der Gesellschaft.
Zerstörung, Angst und Verzweiflung
Seit dieser Mann im Oktober 2018 Präsident wurde, sei nicht nur die Situation im Amazonas-Gebiet ein Desaster, sagte Salgado und vermied es, diesen Mann - Jair Bolsonaro - beim Namen zu nennen. Diese rechtsextreme Regierung habe gleich nach Amtsantritt begonnen, die bestehenden Strukturen zu zerstören und sie haben nichts an ihre Stelle gesetzt.
Die indigene Bevölkerung im Amazonas-Gebiet lebe in Angst und Verzweiflung, die Finanzierung sämtlicher Schutzprogramme wurde eingestellt, und Brasiliens Großfarmer wurden angestiftet, den Regenwald zu zerstören. Nur internationaler wirtschaftlicher Druck könne den Raubbau stoppen, sagte Salgado.
"Regeneration ist möglich"
Als Fotograf mache er nichts anderes, als die Realität abzubilden, sagt Sebastiao Salgado. Nach seinen Reisen nach Ruanda, Burundi oder auch ins frühere Jugoslawien, nach all der Gewalt, die er gesehen habe, habe er alle Hoffnung aufgegeben und sei schwer krank geworden. Das war der Zeitpunkt, als Sebastiao Salgado begann, die Farm seiner Eltern im Südosten Brasiliens wieder aufzuforsten.
"Es war ein großes Projekt. Wir haben Gelder aufgetrieben und an die zweieinhalb Millionen Bäume gepflanzt. Mittlerweile sind die Tiere zurückgekommen, Vögel, Affen und sogar der Jaguar, und zurückgekommen ist auch meine Hoffnung. Das hat mir gezeigt: Regeneration ist möglich. Und der Planet wird nicht sterben", so Salgado.
Festredner Wim Wenders
Die Laudatio hielt Regisseur Wim Wenders, der Salgado im Film "Das Salz der Erde" porträtierte. Salgado zeige mit seiner Arbeit: "Es kann keinen Frieden ohne soziale Gerechtigkeit und ohne Arbeit geben, es kann keinen Frieden ohne Anerkennung der Menschenwürde geben und ohne die Beendigung der unnötigen Zustände von Armut und Hunger, und es kann keinen Frieden geben, ohne dass wir die Schönheit und Heiligkeit unserer Erde achten."
Text: Red., APA