Ernst Molden

APA/HANS KLAUS TECHT

Radiokolleg, 21. Oktober 2019

Ernst Molden

Er ist eine der buntesten Persönlichkeiten der österreichischen Popszene. Wobei das Wort Pop in diesem Zusammenhang eindeutig zu kurz greift: Der 1967 als Spross der gleichnamigen Zeitungs- und Verlegerdynastie geborene Literat und Songwriter Ernst Molden begann seine Karriere als Bohemien und verlorener Sohn.

Er inszenierte sich im New Wave-Wien der achtziger Jahre als unzeitgemäße Dandy-Figur mit dreiteiligem Anzug und graziösem Gehstock, rezitierte Charles Baudelaire und Rilke und bewohnte eine Zeitlang ein Zimmer im Hotel Orient, dem Epizentrum eines bis ins Sublimste verfeinerten Dekadenzlebensstils. Er schrieb Romane, die keine großen Spuren in der Literaturgeschichte hinterließen, war Lokalreporter und Theaterautor und fand schließlich spät zu seiner aktuellen Rolle als Dialekt-Poet, eingehüllt in ein amerikanisches Blues- und Folk-Wurzelgeflecht. Er ist biographisch gesehen ein Mann der Mitte, der sowohl mit dem um 20 Jahre älteren Austro-Urgestein Willi Resetarits spielt wie auch mit dem deutliche jüngeren Nachwuchstalent Nino Mandl, bekannt als "Der Nino aus Wien." Seit der letzten Jahrhundertwende veröffentlicht er, fast im Jahrestakt Platten, erst auf Hochdeutsch, dann auch im Dialekt - nachdem er mit "Hammerschmiedgossn" einem Ort seiner Kindheit ein akustisches Denkmal gesetzt hatte. Das Wienerische ist mittlerweile zum natürlichen sprachlichen Habitat des Künstlers geworden. Neben der Produktion von eigenen Liedern "bewohnt" er auch die großen Songs von angloamerikanischen Songwritern wie Will Oldham oder Bruce Springsteen. Mit dem Nino aus Wien hat er unter dem Namen "Unser Österreich" eine Art Greatest Hits-Kollektion der Wiener Popmusik aufgenommen.

Es scheint als habe Ernst Molden, der Mann der vielen Masken und der exzentrischen Lebensentwürfe seit zwei Dekaden seine Lebensmitte und seine Bestimmung gefunden.

Gestaltung: Thomas Mießgang

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