Szenenfoto aus "La Vestale"

WERNER KMETITSCH

Opernabend

"La Vestale" von Gaspare Spontini

Gaspare Spontinis Oper im Theater an der Wien und in Ö1 - mit Elza van den Heever (Julia), Michael Spyres (Licinius), Sébastien Guèze (Cinna), Franz-Josef Selig (Hohepriester) u.a. sowie dem Arnold Schoenberg Chor. Es spielen die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Bertrand de Billy.

Zwischen priesterlicher Pflichterfüllung und Liebe zu einem Mann - bei dieser Grundkonstellation denken wahrscheinlich viele Opernfreund/innen zuerst einmal an die weltbekannte "Norma" von Vincenzo Bellini, eine Geschichte um die priesterliche Titelfigur, die ihr Keuschheitsgelübde gebrochen und mit einem römischen Prokonsul zwei Kinder gezeugt hat.

1807 in Paris uraufgeführt

Doch in der langen Operngeschichte kommt dieses Sujet auch in anderen Werken vor, beispielsweise in Georges Bizets "Les pêcheurs de perles" - und auch in "La Vestale" von Gaspare Spontini, einer einst viel gespielten, mittlerweile aber nur noch punktuell auf den Spielplänen erscheinenden Oper, die 1807 in Paris zur Uraufführung gekommen ist.

Das Werk dreht sich um die junge Vesta-Priesterin Julia, die über ihrer Liebe zum siegreichen Feldherrn Licinius ihre Pflicht vergisst. Das Verlöschen des Tempelfeuers während eines geheimen Treffens des Liebespaares - die ewige Flamme hatte Julia zu bewachen - führt zur Verurteilung der jungen Frau zum Tod.

Morgenjournal | 16 11 2019 | Vorbericht

Sebastian Fleischer

Göttliche Fügung

Anders als die tragische "Norma" endet die "Vestalin" aber mit einem glücklichen Finale: Ein Blitz des Himmels entzündet das heilige Feuer erneut. Dies wird als Zeichen der Götter gedeutet: Julia und Licinius dürfen zum Traualtar schreiten.

"Seit ich 'La Vestale' schrieb, hat niemand mehr eine Note komponiert, die nicht aus jenem Werk gestohlen wäre." Dieser allzu selbstgefällige Ausspruch ist vom Komponisten Gaspare Spontini (1774-1851) überliefert. Er, in Italien geboren, war 1805 zum Hofmusiker der französischen Kaiserin ernannt worden und galt spätestens ab der "Vestalin" als einer der wichtigsten und ruhmreichsten Komponisten seiner Zeit; 1820 wurde er vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. zum Berliner Generalmusikdirektor ernannt.

Maria Callas' Triumph an der Scala

Seine "Vestalin" war von Komponisten wie Luigi Cherubini und Giacomo Meyerbeer als Meisterwerk angesehen worden - und noch in späteren Zeiten haben Komponisten wie Richard Wagner oder Hector Berlioz die Oper mit Bewunderung herausgestellt. Im 20. Jahrhundert war es, ähnlich wie bei Bellinis "Norma", die legendäre Singschauspielerin Maria Callas, die Spontinis Oper ins das allgemeine Operninteresse zurückholte - in einer italienischen Fassung verkörperte sie die Vesta-Priesterin 1954 mit triumphalem Erfolg in einer Produktion der Mailänder Scala.

In der französischen Originalsprache wird "La Vestale" im November in einer neuen Inszenierung im Theater an der Wien präsentiert, inszeniert von Johannes Erath und dirigiert von Bertrand de Billy. In der einstigen Callas-Rolle wird man die im südafrikanischen Johannesburg geborene Sopranistin Elza van den Heever erleben können, eine ausdrucksstarke Sängerin, die schon 2010 in Webers "Freischütz" im Theater an der Wien in Erscheinung getreten ist.

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