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Film
A Dog Called Money
Der Ire Seamus Murphy wurde als Fotograf bekannt. Murphy reiste in Kriegsgebiete und in Krisenherde und übermittelte von dort beeindruckende Szenen des Geschehens. Seine Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet. Für die englische Musikerin Polly Jean Harvey wechselte er dann das Metier - und drehte Kurzfilme zu ihren Songs. Aus der Kollaboration wurde Freundschaft und die als medienscheu geltende Harvey lud Murphy schließlich ein, die Entstehung eines neuen Albums zu dokumentieren. "A Dog Called Money" heißt das unkonventionelle Werk, das schon bei der diesjährigen Viennale zu sehen war und nun regulär in den Kinos startet.
22. Dezember 2019, 02:00
Mittagsjournal | 21 11 2019
Wer einen klassischen Rock and Roll Film erwartet, der wird von "A Dog Called Money" bitter enttäuscht. Keine kreischenden Fans, keine Backstage-Aufnahmen. Nicht einmal ein Tourbus kommt vor. "A Dog Called Money" ist damit ebenso eigenwillig wie die im Film porträtierte Sängerin Polly Jean Harvey.
"Der Film dokumentiert unsere gemeinsame Reise", sagt Regisseur Seamus Murphy über seinen ersten Ausflug ins Dokumentarfilmfach. "Wir fuhren nach Afghanistan, in den Kosovo und nach Washington DC. Am Ende entstanden PJ Harveys Album The Hope Six Demolition Project, ein Buch und mein Film."
90 Filmminuten als ein poetisches Dokument gemeinsamer Auseinandersetzung mit von Kriegen verwüsteten Orten. "Wir wollten ein Statement abgeben", meint Murphy im Gespräch mit Ö1 nur um sich sofort zu korrigieren. "Kein Statement, das wäre ein zu großes Wort - eher unsere Resonanz zum Gesehenen."
Es ist der nüchterne Blick eines Kriegsfotografen, der A Dog Called Money prägt. Murphy arrangiert nichts, er errichtet keine grandiosen Szenerien, er fängt schlicht ein: trostlose Straßen in Kabul, spielende Kinder im Kosovo. Und immer wieder PJ Harvey bei der Arbeit. "Es war für mich faszinierend, zu dokumentieren, wie sie Szenen notiert und daraus Eindrücke bastelt, die dann in Songs mündeten", so Murphy.
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Murphys Film empfängt den Zuseher nicht mit offenen Armen, um dann eine runde Geschichte mit erlösendem Ende zu erzählen. Dafür ist PJ Harvey zu sperrig, dafür wäre auch Seamus Murphy nicht zu haben. Der Film entspricht eher einer assoziative Collage, die dem kreativen Prozess nachspürt - und der verhält sich nun einmal nicht linear. Manche Kritiker konnten dieser Form weniger abgewinnen. Murphy ist dennoch zufrieden. "Ich habe mich an den Songs orientiert und bin mit dem Rhythmus und dem Bogen des Films sehr zufrieden. Ich denke, viele Kritiker haben ein Bio-Pic erwartet und waren dann enttäuscht."
Ganze neun Stunden war der erste Rohschnitt lang. Dass Murphy sich dennoch an die goldenen 90 Minuten hält, tut dem Film gut. Um seinem Sujet gerecht zu werden, war Murphy bereit, ebenso unkonventionell und abseits etablierter Normen arbeiten wie auch PJ Harvey. "Sie hat mir gesagt, dass sie trotz zahlreicher Angebote, immer wieder auch von der BBC, keinen weiteren Film machen werde. Wem "A Dog Called Money" also nicht gefällt, der hat Pech", sagt Murphy, der genau weiß, dass die Medienscheu der Sängerin eine der wesentlichen Fürsprecherinnen seines Film bleiben wird. Wer sich aber auf A Dog Called Money einlässt wird mit einem erfrischend unkonventionellen Kinoerlebnis belohnt, das mehr über die Künstlerin PJ Harvey erzählt, als jede konventionelle Doku es je könnte.