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Memo
Blick in den Vatikan
Die weltberühmten Schweizer Gardisten sorgen dafür, dass niemand unbefugt in die Bereiche hinter der Sicherung eintreten kann. Nicht zuletzt deshalb ist der Vatikan - abgesehen vielleicht vom Petersdom und den öffentlich zugänglichen Museen - auf seine ganz eigene Weise geheimnisumwoben.
6. Jänner 2020, 02:00
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Memo | 07 12 2019
Was geschieht hinter den Mauern, die so umsichtig von den berühmten Schweizer Gardisten bewacht werden? Das fragen sich nicht nur gläubige Katholikinnen und Katholiken. Spätestens, wenn man von den jungen Männern in ihren bunten Uniformen am Weitergehen gehindert wird, kommt auch ganz unfrommen Gläubigen der Gedanke, was es denn ist, das hier so sorgsam behütet wird.
Der Bereich vor dem Petersdom ist immerhin allgemein zugänglich - auch für Personen, die durch ihre Kleidung signalisieren, dass sie sich nicht zum Christentum sondern zu einer anderen Religion bekennen.
ORF/BRIGITTE KRAUTGARTNER
Freilich: mit etwas Glück und den entsprechenden Beziehungen ist es möglich, an den Schweizergarden vorbei zu kommen, ganz ohne offizielle Papiere. In Begleitung eines Vatikanmitarbeiters gilt man als vertrauenswürdig und darf ein wenig hinter die Kulissen blicken.
Nicht, dass man Einblick in geheime Bereich bekäme oder Informationen über bevorstehende kirchenpolitische Entscheidungen. Aber immerhin ist es einem möglich, den Petersdom einmal von der anderen Seite zu sehen, von der Seite, die der Öffentlichkeit abgewandt ist.
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Weniger Schritte hinter der Porta della preghiera beginnen die vatikanischen Gärten. Für Außenstehende sind sie im Rahmen von Spezialführungen zugänglich, allerdings nur bis zur Mittagszeit. Danach sind sie für vatikanisches Personal reserviert. Zum Spazierengehen und Beten. Eine Möglichkeit, von der auch der Papst immer wieder Gebrauch macht.
Weit oben auf einem Hügel befindet sich das Haus, in den Benedikt XVI. wohnt. Er hat es nach seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit geschenkt bekommen. Etwas unterhalb ist die vatikanische Bahnstation. Sie ist inzwischen stillgelegt. Einige Waggons erinnern noch an die frühere Funktion des Gebäudes.
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Seit einigen Jahren ist in den Räumlichkeiten der ehemaligen Bahnstation ein Geschäft untergebracht. Es erinnert sehr an einen Duty Free Shop auf einem Flughafen. Koffer und Taschen - auch hochpreisige Marken - Swarovski -Schmuck, Kleidung, Spirituosen. Nur Zigaretten gibt es hier nicht mehr, das hat Papst Franziskus verboten.
Mit anderen Worten: auch innerhalb des Vatikans kann man trefflich sein Geld loswerden. Wer gerne bar zahlt, wird also früher oder später den Bankomaten aufsuchen müssen. Und der verfügt sozusagen über ganz besondere Sprachkenntnisse - er beherrscht Latein.
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Zahlreiche Einrichtungen sind hinter den Mauern des Vatikans angesiedelt: die berühmte Bibliothek ebenso wie Büros, die ganz weltlich der Verwaltung dienen.
Es gibt eine Post und eine Druckerei, die in letzter Zeit sehr kritisch betrachtete Bank und eine ausgesprochen gut sortierte Apotheke. Vatikan Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen (ca. 20 Prozent der hier Tätigen sind Frauen) decken sich hier gern mit Medikamenten ein - und denken auch an die Bedürfnisse ihrer Familienmitglieder und Nachbarn.
Es gibt auch mehrere Fußballmannschaften im Vatikan.
AFP /ALBERTO PIZZOLI
Die Kantine des Vatikans ist in den Focus der Medien geraten, als Papst Franziskus sich dort sein Essen geholt hat und es auch dort verspeist hat. Außerdem gibt es eine Tankstelle und einen geschützten Parkplatz für das Papamobil - das übrigens abwechselnd von vier Chauffeuren gelenkt wird.
Auch wenn das alles natürlich keine sensationellen Informationen sind - es hat schon etwas Besonderes, die Bereiche hinter den gut bewachten Mauern des Vatikans zu erkunden.